Mit Jürgen Fitschen an der Spitze der Deutschen Bank sollte ein Image-Wandel des anrüchigen Geldhauses beginnen: Weg mit der Ackermannschen Großsprecherei, dem fatalen Victory-Zeichen und dem Peanuts-Geschwätz. "Mr. Deutschland", nannte ihn Josef Ackermann, und setzte darauf, dass der bescheiden wirkende Fitschen, der in der Nähe des niedersächsischen Stade aufgewachsen ist, der Bank den Anstrich des Soliden geben könnte. Und nun dies: Als die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen 25 Beschäftigte wegen Geldwäsche, Steuerbetrug und Vertuschung von Straftaten ermittelte, griff "Mr. Deutschland" zum Telefon, um einen seiner "Angestellten", den hessischen Ministerpräsidenten zur Ordnung zu rufen: So ginge es ja nicht, so könne man mit der Deutschen Bank, einem der vier mächtigsten Finanzkonzerne der Welt nicht umspringen.

Wenn die Bilder von den Polizisten, die in der Deutschen Bank nach Unterlagen suchten, um die Welt gingen, so Fitschen, dann habe er künftig Schwierigkeiten im Ausland die besten Mitarbeiter für die Bank zu gewinnen. Nicht: Tut mir leid, die Sache mit der Steuerhinterziehung. Nicht: Ist mir wegen unserer Kunden peinlich. Auch nicht: Wie kann ich bei der Aufklärung behilflich sein. Sondern: Wie kann ich weitere Mitarbeiter für unsere Gang rekrutieren, wenn die nicht vor Strafverfolgungen sicher sind? So spricht der Chef einer finanziellen Vereinigung. Ob es sich bei der Deutschen Bank nach dem Gesetz auch um eine kriminelle Vereinigung handelt, das wird die Ermittlung der Staatsanwaltschaft zeigen.

Bisher geht Fitschen, der eine betrügerische Steuererklärung unterschrieben hat, davon aus, dass er unschuldig ist. Der Mann, der mit einem Jahresgehalt von mehr als vier Millionen Euro nach Hause geht, weiß natürlich von nichts: "Ich habe die Unterschrift (unter die Steuererklärung) geleistet, nachdem ich mir den Sachverhalt habe erläutern lassen. Meine Unterschrift spiegelt somit meinen damaligen Wissensstand wider." Ja, wenn er den falschen Wissensstand hatte, der arme Mann, dann ist er auch für nichts verantwortlich: "In meinem über 40-jährigen Berufsleben bin ich den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns stets treu geblieben. Insofern fühle ich mich ungerecht behandelt und werde mich auch dagegen wehren." Einer, der die Kanzlerin auf Auslandsreisen begleitet, sollte doch unantastbar sein.

Die Bank des "ehrbaren Kaufmanns" wurde schon 2009 von der britischen Steuerbehörde auf kriminelle Machenschaften in ihrem Umfeld hingewiesen. Große Teile des Emissionshandels seien "mit Betrugskriminalität behaftet". Aber an der Bank blieb offenkundig nichts haften: Hunderte Millionen wurden der deutschen Steuer entzogen und trotz der Vorwarnung unternahm des Finanzinstitut nichts. Vielleicht sind es die enormen Spenden, die von der Deutschen Bank wie ein warmer Regen über alle Bundestagsparteien, mit Ausnahme der Linkspartei, niedergehen, die den Chef der Bank so selbstsicher machen. Vielleicht ist es aber auch die Liste der "Unsterblichen", die der Finanzminister hat erstellen lassen: 36 deutsche Banken gelten nach dieser Liste als "systemrelevant". Sie müssen, so Schäuble, im Falle einer Krise mit Steuermitteln gerettet werden. Es ist ein System, das den Bankchef relevant macht und dem Normalbürger die Relevanz abspricht: Dessen Krise ist Privatsache. Eine Pleite der finanziellen Vereinigung namens Deutsche Bank wird mit System zur Sache aller gemacht.

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Herr Fitschen wäre auch als "Schmock des Jahres" geeignet

Lia Petersen
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