Einmal, Dr. Gniffke der Chef von ARD-aktuell saß allein in seinem Büro, erschien an der Wand eine Flammenschrift: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Kai Gniffke erschrak. Denn er kannte die Stelle aus der Lutherbibel: Matthäus 5:37. Das war doch die Sache mit dem Schwören, die da behandelt wurde. Was ging ihn das an? Gut, er hatte in der TAGESSCHAU auf die Frage, ob denn die Arbeitslosenstatistik geschönt sei, erzählen lassen, „Ja und Nein“, und die Wahrheit wäre ein klares JA gewesen. Aber nur weil gerade das Luther-Jahr war, musste die blöde Wand ihm doch nicht biblisch kommen. Und während der Chef der TAGESSCHAU die Inschrift an der Wand noch mit einem „Vade retro, Satana!“ bedachte, tönte es aus dem Laptop: „Wer ein Arbeitslos zieht, hat nicht gewonnen!“ Später, viel später, als die Krankenträger mit Gniffke auf der Trage den Flur des Sendehauses entlang liefen, rannen dem Mann Tränen die Wangen hinab und mit kläglicher Stimme kam aus seinem Mund: „Ich will auch nie wieder falsches Zeugs senden!“

Programmbeschwerde
Wie üblich: Geschönter Arbeitsmarkt-Bericht

http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-19069.html
 
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,
der Mangel ist klassisch: Die Tagesschau beschränkt sich, wie immer bei ihren monatlichen Informationen über die Lage auf dem Arbeitsmarkt, auch hier wieder auf einige wenige statistische Angaben, die kein vernünftiges Urteil über die tatsächlichen Gegebenheiten erlauben, sondern Schönfärberei im Interesse der Regierenden sind:
„Das milde Frühjahrswetter hat sich positiv am Arbeitsmarkt ausgewirkt. [...] Insgesamt waren im März 2.662.000 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das sind 100 000 weniger als im Vormonat und 183 000 weniger als im März des Vorjahres. Die Quote liegt bei 6 Prozent.“  Quelle: s. Betreffzeile
Auf tagesschau.de, dem ARD-aktuell-Feigenblatt im Internet, wird im Titel zwar gefragt:
„Ist die Arbeitslosenstatistik geschönt?“ 
und zur Antwort gegeben: 
„Ja und Nein. Denn wer als arbeitslos gilt, ist eine Frage der Definition. [...]. Jede Änderung wirkt sich auf die Statistik aus. Immer wieder formulierte die Politik die Kriterien so um, dass die Arbeitslosenzahlen offiziell sanken [...]“. Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hg-arbeitslosenzahlen-101~_origin-baade14d-a7a9-4086-bcca-fc4afa993849.html
Konkretisiert wird das aber nicht. Weil nicht dargestellt wird, mit welchen definitorischen Tricks die Zahl der Unglücklichen ohne ausreichenden Arbeitserwerb künstlich gedrückt wurde, ist auch nicht abschätzbar, wie viele Menschen insgesamt tatsächlich betroffen sind von Erwerbslosigkeit. 
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk aber hat „[...] einen objektiven und umfassenden Überblick über das [...] Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben“. Denn: „Ziel aller Informationssendungen ist es, sachlich und umfassend zu unterrichten und damit zur selbständigen Urteilsbildung der Burger und Bürgerinnen beizutragen“.
Die von ARD-aktuell zu vertretende Schönfärberei und der manipulative Umgang mit Fakten werden im vorliegenden Fall auch daran erkennbar, dass ein weiteres Informationsangebot der Bundesagentur für Arbeit gleich gar nicht genutzt wurde: Die breiter gefassten Zahlen zur Unterbeschäftigung. Dieser Wert stieg nämlich im Vergleich zum März 2016 um 18.000 an. Insgesamt belief sich die Unterbeschäftigung im März auf 3.688.000 Personen. Quelle:
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/04/01/zahl-der-unterbeschaeftigten-steigt-deutschland/
Ein erheblicher Mangel ist darin zu sehen, dass keine konkreten Informationen über den Umfang des Niedriglohnsektors und seines Einflusses auf die angeblich positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gegeben wurden. Wie lautet der Programmauftrag? „...sachlich und umfassend zu unterrichten und damit zur selbständigen Urteilsbildung der Burger und Bürgerinnen beizutragen.“ So, wie ARD-aktuell das versteht, funktioniert es nicht. Statistische Rosinenpickerei und angestrengt positivistische Berichterstattung über die Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind mit dem Informationsauftrag unvereinbar, den die wichtigste Nachrichtensendung der Republik zu erfüllen hätte.
 
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer

Kommentare (6)

Einen Kommentar verfassen

0 Zeichen
Leserbriefe dürfen nicht länger sein als der Artikel
Anhänge (0 / 3)
Deinen Standort teilen
Gib den Text aus dem Bild ein. Nicht zu erkennen?
This comment was minimized by the moderator on the site

Gellermann arbeitet offensichtlich an seinem Heiligenschein. Luther-Jahr und Bibel als Waffe gegen die Gniffkes, das ist die neue Ebene der Auseinandersetzung. Super!

Karin Hammesfahr
This comment was minimized by the moderator on the site

Wie bei den NachDenkSeiten, sollten auch im TV die Gesamtzahlen mit entsprechender Nennung (über 58 Jahre, Krankenstand, usw.) genannt werden. Das wäre dann eine halbwegs umfassende Berichterstattung. Jedoch wäre es dann ja nicht mehr...

Wie bei den NachDenkSeiten, sollten auch im TV die Gesamtzahlen mit entsprechender Nennung (über 58 Jahre, Krankenstand, usw.) genannt werden. Das wäre dann eine halbwegs umfassende Berichterstattung. Jedoch wäre es dann ja nicht mehr regierungskonform ... und würde wohl gegen den inoffiziellen "Programmauftrag" verstoßen.

Weiterlesen
Peter Schönfelder
This comment was minimized by the moderator on the site

Die Arbeitslosenstatistik, und diverse Umfragen (zB "Sonntagsfrage") und/oder Prognosen, kann man getrost als Manipulation abhaken.

Von "objektiv, umfassend, unabhängig, überparteilich" etc. kann hier auch nicht mehr geredet werden.

Die...

Die Arbeitslosenstatistik, und diverse Umfragen (zB "Sonntagsfrage") und/oder Prognosen, kann man getrost als Manipulation abhaken.

Von "objektiv, umfassend, unabhängig, überparteilich" etc. kann hier auch nicht mehr geredet werden.

Die ungeschönten Zahlen sollten mittlerweile auch in die "Rechercheblase" der Redaktionen durchgedrungen sein.
Man findet sie ja...wenn man will...und dank Internet und "sozialer Netze" auch wenn man nicht will (wird einem dann zB bei Fakebook als Kommentar serviert) ;)

Das heißt, obwohl die Redaktionen wissen das sie uns (wöchentlich/)monatlich mit "alternativen Fakten" hinter die Fichte führen, sind sie nicht gewillt wenigstens darauf hinzuweisen das in der Statistik unzählige Menschen "ausgefiltert" werden, die Statistik also sehr wohl geschönt ist.

Das dies weder dem Programmauftrag oder dem Pressekodex gerecht wird noch dem Bürger dient dürfte auch klar sein.

Wem könnte es also in die Karten spielen wenn man bewusst "Halbwahrheiten", gegen jede Regel, verbreitet?
In dem System in dem wir leben bleiben nur wenige (und immer die selben) Nutznießer übrig:
Die Wirtschaft, und deren Handlanger, die Politik...um genau zu sein, der Regierung (vor allem der CDU und SPD).

Mein Vorschlag/Wunsch:

Alternativ zur "wirtschafts- und regierungskonformen Statistik" könnten sie, wenn sie wirklich unabhängig und überparteilich wären und den Zuschauer objektiv und umfassend informieren wollten, ja diese ungeschönten tatsächlichen Arbeitslosenzahlen nennen.

Ergänzend dazu, würde ich mir noch die Statistik der Leih- und Zeitarbeitsverhältnisse und "Multijobber", und als Bonus noch die Statistik der sogenannten Aufstocker, wünschen.

Dann wären alle relevanten Zahlen vorhanden die man benötigt um sich ein vollständiges Bild der (Arbeitsmarkt-)Lage zu machen.

Alles andere ist, wie oben schon erwähnt, ganz simple Manipulation.

PS:
Ich hatte das schon vor einiger Zeit auf Fakebook und geTwitter kritisiert.
Ich bekam natürlich nie eine Antwort.

Weiterlesen
Roman Gärtner
This comment was minimized by the moderator on the site

"Du sollst nicht falsch Zeugnis senden wider deinen Nächsten."
; - )

Benny Thomas Olieni
This comment was minimized by the moderator on the site

KURZKOMMENTAR

Viel wird getan zur Befruchtung der Bürger.
Bedauerlich nur zugunsten der Würger
Im Falle von Syrien, Libyen, Jemen.
Sparsam im Geben, scheffelnd im Nehmen.

Passt zum Thema, aber auch zum Lob von Markus Lanz (ZDF), der in seiner...

KURZKOMMENTAR

Viel wird getan zur Befruchtung der Bürger.
Bedauerlich nur zugunsten der Würger
Im Falle von Syrien, Libyen, Jemen.
Sparsam im Geben, scheffelnd im Nehmen.

Passt zum Thema, aber auch zum Lob von Markus Lanz (ZDF), der in seiner gestrigen Folge spätabends einen Buchautor zu Wort kommen ließ, der die einseitige Berichterstattung und Schuldzuweisung geißelte, die im Fall des Giftgasangriffs medienweit sofort Assad und Russland ohne Belege in die Schuhe geschoben wurde.
Es ist die alte und bislang bewährt gewesene Masche, um Kriege auszulösen.
Dieser neueste Versuch ist inzwischen zur Lachnummer geworden. Sie zieht nicht mehr. Den Bleigürtel der Einfalt mögen sich die Kriegstreiberinnen und Kriegstreiber selbst umschnallen und die friedliche Menschheit mit ihren Gruselmärchen bitte verschonen.

Weiterlesen
Lutz Jahoda
This comment was minimized by the moderator on the site

@ Karin Hammesfahr, die schrieb: "Gellermann arbeitet offensichtlich an seinem Heiligenschein. Luther-Jahr und Bibel als Waffe gegen die Gniffkes, das ist die neue Ebene der Auseinandersetzung. Super!". Dazu "glaube" ich einwenden zu dürfen:...

@ Karin Hammesfahr, die schrieb: "Gellermann arbeitet offensichtlich an seinem Heiligenschein. Luther-Jahr und Bibel als Waffe gegen die Gniffkes, das ist die neue Ebene der Auseinandersetzung. Super!". Dazu "glaube" ich einwenden zu dürfen: Gellermann stammt aus dem katholischen Rheinland und steht wie Luther zu Worms meist ähnlich "hier und kann nicht anders". Ob die Evangelischen überhaupt so etwas wie Heiligenscheine im Angebot haben, vermag ich als im römisch-katholisch geprägten Bayern sozialisierter Freidenker gar nicht zu sagen. Nur eines weiß ich gewiss: Einen Heiligenschein braucht er weder – noch wird er einen bekommen. Dazu müsste er mindestens zwei Wunder vorweisen können postum. Das Job-"Wunder" fabrizieren schon andere. Er strahlt auch ohne, ganz einfach weil er nicht so scheinheilig daherredet, sondern sagt, was ist, – profan gesprochen. Dafür hagelt's in der Regel mehr Kritik als etwa Selig- oder Heiligsprechungs-Prozesse. Letztere würde er sich dereinst sogar verbeten haben, wenn er dann noch könnte. Vielleicht schreibt er deshalb für sein Leben gern so teuflisch gut, um sich Mühe zu geben das zu vermeiden. An ihm soll es also nicht liegen, wenn Sie ihn so sehen.

Weiterlesen
Wolfgang Blaschka
Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht