Versammlung der Volontäre im Konferenzraum des NDR. Es spricht der Vorsitzende Dr. Gniffke: „Mein Damen und Herren, Quellen sind das A und O jeder Nachricht. Und wenn man keine hat dann macht man sich welche. Während früher die Bild-Zeitung den anonymen Taxifahrer in den Journalismus als beweiskräftig Quelle einführte, introduzieren wir heute den „Aktivsten“. Der Aktivist kann alles, sieht alles, aber keiner kennt ihn.

Sagen wir mal Aleppo, wir wissen nichts und garnichts. Lutschen aber lange am Daumen und er erscheint uns: Der Aktivist. Wie reichern ihn an und nennen ihn „Örtlicher Aktivist“, das hört sich seriös an. Der sagt dann alles was wir hören wollen. Und das senden wir dann auch. Vorsichtshalber streuen wir noch das Wort „mutmaßlich“ ein. Das ist die Rückversicherung. Jetzt können wir senden was wir wollen. Und das machen wir dann auch.“

Programmbeschwerde: Kampf um Aleppo
 
http://www.tagesschau.de/ausland/aleppo-245.html
http://www.tagesschau.de/ausland/hubschrauber-syrien-101.html
 
Sehr geehrter Herr Marmor,
 
in den letzten Tagen berichtete ARD-aktuell wiederholt über die Kämpfe in Aleppo. Überraschungen blieben aus: Auch diesmal war die Unterrichtung  des Publikums desinformativ und einseitig:
 
Die eingeschlossenen "Rebellen" versuchten ihre Versorgungsrouten gegen die syrische Armee im Osten Aleppos wieder freizubekommens, würden aber mit "Fassbomben" von syrischen Helikoptern angegriffen und von russischen Bombern bekämpft.
 
Mit der Verwendung der Bezeichnung "Rebellen" setzt die Redaktion ARD-aktuell ihre Falschberichterstattung fort, offensichtlich mit dem Ziel, die Zuschauer über die tatsächlichen Ereignisse in Syrien zu desinformieren. Es werden islamistische Terroristen erneut bewusst verharmlost, um den Kampf der syrischen Armee und der russischen Militärs gegen sie zu diskriminieren und zu delegitmieren.
 
Aus vielen unterschiedlichen Quellen ist inzwischen bekannt, dass es sich bei den angeblichen Rebellen in Aleppo insbesondere um zwei Gruppenverbände handelt: die Koalition Jaysh al Fateh ("Armee der Eroberung"), deren Mitbegründer die al-Qaida-Miliz al-Nusra-Front ist und deren andere bedeutende Miliz Ahrar al-Sham (beide werden von deutsche Gerichten als Terrorvereinigungen eingestuft). Diese Miliz, die dem militantem Salafismus zugerechnet wird und sich mit grausamen Akten gegen Schiiten einen furchterregenden Ruf zugelegt hat, steckt auch im Kern des anderen Gruppenverbandes: der Fatah Halab ("Befreiung Aleppos")
Die FSA, die von der ARD als "Assad-Oppositionelle" und als Nachrichtenquelle genutzt, geschätzt und herausgestellt wird (zuletzt von einem Leitenden Mitarbeiter des Bayrischen Rundfunks) und deshalb als nicht terroristisch angesehen wird, ist ebenfalls wegen einer Vielzahl von Kriegsverbrechen berüchtigt.
 
Und was besonders zu beachten ist: Ohne jede Ausnahme hat sich jede bewaffnete Gruppe heute auf die schaurige Sharia verpflichtet, auch die FSA.
Vor diesen Tatsachen die Augen zu verschließen, sie dem Publikum absichtlich vorzuenthalten ist und bleibt das Fälscherhandwerk von ARD-aktuell.
In Deutschland jedes Opfer durchgeknallter Dschiadisten mit riesigen Kullertränen beweinen, aber in Syrien brutalste Kopfabschneider als quasi „Ehrenhafte“, als Rebellen zu titulieren, die es nicht verdient haben vom bösen Assad und seinen Verbündeten bekämpft zu werden, das beweist eine widerwärtige Doppelmoral und den propagandistischen Auftrag, den diese Redaktion unübersehbar ausführt.
 
Lehrreich für Intendanten und Rundfunkräte:
http://www.heise.de/tp/artikel/49/49003/1.html
 
Das Verschweigen dieser Tatsachen und Zusammenhänge ist das typische Merkmal von Propaganda.
 
Hinzu kommt, dass ARD-aktuell wieder einmal zugibt, über keine überprüfbaren Informationen zu verfügen. Gemeldet werden Fluchtkorridore, die nicht in Anspruch genommen werden, drohende  Versorgungsengpässe, Fassbomben-verliebte syrischen Truppen und bombenfeste Russen, die sich um das Leid der Zivilbevölkerung nicht kümmern. Bombardierte Krankenhäuser werden ins Spiel gebracht, sie garantieren den human-touch, den Zuckerguss über dem Agitationsgift für das Publikum. 250 000 Eingeschlossene  werden einfach behauptet, obwohl auch völlig andere, viel geringere Zahlen vorliegen.
 
Kein Wort ist darüber zu lesen und zu hören, dass selbst die obskure und von ARD-aktuell ständig genutzte Quelle SOHR bestätigt hat, dass die "Rebellen" die Zivilbevölkerung daran hindern, die von den Russen angebotenen Fluchtkorridore zu nutzen. Ausführlich gemeldet werden nur gegen Russen und Assad gerichtete Behauptungen, regelmäßig garniert mit dem ebenso fadenscheinigen wie schändlich-skandalösen Hinweis, für die Richtigkeit der Informationen könne man nicht garantieren. Die Redaktion geniert sich nicht einmal,  das Gedenken an die fünf russischen Toten des abgeschossenen Helikopters zu besudeln, in dem man den Nachruf der militärischen Vorgesetzten, die Soldaten seien "heldenhaft“ gestorben, hämisch in Paranthese setzt.
 
Wenn die Redaktion ARD-aktuell schon zugibt, über keine gesicherten Informationen zu verfügen, weshalb dann, fragt man sich, bringt sie nicht wenigstens auch „ungesicherte" Nachrichten über die syrischen Opfer der "Rebellen": Zum Beispiel ein Video aus den letzten Tagen, die "Rebellen" dabei zeigend, wie sie einem etwa 12jährigen Jungen die Kehle durchschnitten? Sogar die US-Freunde und Waffenlieferer dieser "Rebellen" äußerten vorsichtig Kritik. Oder warum berichtet man nicht, wie die "Rebellen" kürzlich mit Giftgas sieben Zivilisten qualvoll umbrachten?
 
Die amoralische Zielsetzung dieser gewissenlosen Nachrichtengebung ist klar: Das deutsche Publikum soll Putin und Assad ohne Wenn und Aber weiterhin als die "Bösen" betrachten. Es ist verächtlich, was sich die Redaktion ARD-aktuell und ihr Chefredakteur hier leisten und als Qualitätsjournalismus ausgeben.
Wir sind der Auffassung, dass ARD-aktuell mit der Berichterstattung gegen die Programmrichtlinien verstoßen hat.
 
Mit höflichem Gruß
F. Klinkhammer und V. Bräutigam

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Die kleinen Skizzen zum "Leben" beim NDR sind köstlich. Der Autor schreibt so, als wäre er dabei gewesen. Das ist schon mehr als Journalismus, das ist Kunst.

Marie Berger
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Wieder eine ausgezeichnete Darstellung der Propaganda von ARD / NDR.

Wahrlich "verächtlicher" Journalismus und der massivste vorstellbare Verstoß gegen Auftrag und Programmrichtlinien dieser öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Klare Veruntreuung...

Wieder eine ausgezeichnete Darstellung der Propaganda von ARD / NDR.

Wahrlich "verächtlicher" Journalismus und der massivste vorstellbare Verstoß gegen Auftrag und Programmrichtlinien dieser öffentlich-rechtlichen Anstalten.

Klare Veruntreuung der Gebühren, die die Gebühren-Zahler ganz sicher nicht zahlen, um sich belügen und betrügen zu lassen mit kriegsvorbereitender Propaganda und Hetze.

Gniffke gehört vor Gericht und dann in den Knast!

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Benny Thomas Olieni
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Ich bewundere die Herren Bräutigam und Klinkhammer, denn die müssen sich ja das Zeugs ansehen, dass sie kritisieren. Das finde ich extrem tapfer.

Gaby Reininger
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BENOTUNG

Inzwischen stolpern schon Kinder im Grundschulalter über diese einseitige
Berichterstattung.
Und Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums reimen bereits:
Ist an der "Tagesschau" etwas zu loben? "Peinlich", zur dritten Potenz erhoben.

Lutz Jahoda
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Entschuldige Uli, bei Deinen Quellenverweisen habe ich nur den ersten und da auch nur die ersten drei Absätze geschafft. Das Würgen kam mir schon bei den "Aufständischen" die gegen die "Belagerung durch ... Regierungstruppen" "freikämpfen".
Die...

Entschuldige Uli, bei Deinen Quellenverweisen habe ich nur den ersten und da auch nur die ersten drei Absätze geschafft. Das Würgen kam mir schon bei den "Aufständischen" die gegen die "Belagerung durch ... Regierungstruppen" "freikämpfen".
Die Auftraggeber solcherart Nachrichten gehören abgeschafft.

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Manfred Ebel
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Bei SPON nicht anders, wo die Begriffe "Aktivsten" und "Rebellen" (wo genau ist nach deren Lesart der Unterschied?) mindestens bis zum Massaker am Sindjar-Gebirge sogar für ISIS-Kämpfer verwendet wurde, aber auch sonst für allerlei islamistische...

Bei SPON nicht anders, wo die Begriffe "Aktivsten" und "Rebellen" (wo genau ist nach deren Lesart der Unterschied?) mindestens bis zum Massaker am Sindjar-Gebirge sogar für ISIS-Kämpfer verwendet wurde, aber auch sonst für allerlei islamistische Extremisten, wobei die Wortwahl "Aktivist" oder "Rebell" bei deutschen Lesern eher gewaltfreie Grünlinke, die sich auf Bahngleisen festketten, um Castor-Transporte zu verhindern oder in Baumhäusern wohnen, um Landebahnen zu verhindern assoziieren dürften - also politisch interessierte und hartnäckige, aber letztlich begrenzt gewaltaffine Zeitgenossen. Letztlich eine chronische Verniedlichung des militanten Salafismus. Keinesfalls ein "Ausrutscher".

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Annette Lamberty
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Die Tagesschau weiß vor allem Eines : Nämlich was sie senden darf.
Im Jahre 32 n. Orwell spiel die Frage Wahrheit oder Realität keine Rolle mehr. Die beiden Herren Klinkhammer und Bräutigam sind zu bewundern und auch zu bemitleiden,kämpfen sie...

Die Tagesschau weiß vor allem Eines : Nämlich was sie senden darf.
Im Jahre 32 n. Orwell spiel die Frage Wahrheit oder Realität keine Rolle mehr. Die beiden Herren Klinkhammer und Bräutigam sind zu bewundern und auch zu bemitleiden,kämpfen sie doch wie Don Quichotte gegen Windmühlen.
Es wäre sicher sehr sinnvoll sich mit wirkungsvollen Maßnahmen gegen das mit Zwangsgebühren (absolut undemokratisch !)finanzierte Volksverblödungsinstitut zu beschäftigen.Da fällt mir als erstes die Finanzierung ein.Gelingt es diese zu kippen,dann ist das schon die halbe Miete.
Warum gründen die beiden Herren nicht eine gemeinnützige Vereinigung zur Abschaffung der Zwangsgebühren? Man müßte eigentlich mit Millionen Mitgliedern rechnen können.

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Manfred Caesar
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Lieber Herr Gellermann!
Während meiner Lehrzeit Mitte der sechziger Jahre sagte eine junge Frau zu dem Lehrausbilder: "Herr Schiller, ich weis zwar nicht, worum es geht, aber ich diskutíere trotzdem mit". Damals haben wir darüber gelacht.
Seit dem...

Lieber Herr Gellermann!
Während meiner Lehrzeit Mitte der sechziger Jahre sagte eine junge Frau zu dem Lehrausbilder: "Herr Schiller, ich weis zwar nicht, worum es geht, aber ich diskutíere trotzdem mit". Damals haben wir darüber gelacht.
Seit dem ich (seit 1989) , den bürgerlichen Medien, einschließlich der Tagesschau direkt ausgeliefert bin (eine Folge der sogenannten Wende) , sehe ich das ganz anders und auch viel kritischer.

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Kurt Wolfgang Ringel
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