Es wird wohl die 500ste Jubiläums-Programmbeschwerde der Herren Klinkhammer und Bräutigam gewesen sein, der Herr Dr. Gniffke nicht nur sein erlauchtes Auge lieh sondern auch einer Antwort würdigte. Neben erlesenem Gniffke-Deutsch in dem ein „viel stärkerer Fokus“ „seinen Niederschlag findet“, ein bisher weder in der Natur noch im Sender-Betrieb beobachtetes Schauspiel, zieht Gniffke zu einer Verteidigung wesentlich die Außen-Amts-Karte, wie es sich für einen guten Regierungs-Sender gehört. Kriege, die von befreundeten Staaten wie Saudi Arabien geführt werden, geraten dem Gniffke leider in „Vergessenheit“. So nimmt er denn in seiner Stellungnahme die klassische Stellung des Rechthabers ein, der sich ertappt fühlt. Ein Figur, die in der Medien-Wissenschaft auch als der eingesprungene Gniffke bekannt ist. – Dass die unermüdlichen Kollegen Klinkhammer und Bräutigam eine Antwort darauf finden, ist weiter unter zu lesen.
Stellungnahme von ARD-aktuell
zu der E-Mail der Herren F.Klinkhammer und V. Bräutigam
vom 19-11- 2016 zur Berichterstattung über den Krieg im Jemen
In Ihrer Programmbeschwerde vom 19.11.2016 kritisieren die Herren Klinkhammer und Bräutigam die Berichterstattung von ARD-aktuell über den Krieg im Jemen als "desinformativ, verfälschend, oberflächlich und einseitig". Insbesondere bemängeln sie die ihrer Ansicht nach zu geringe Anzahl von Berichten über den Jemen im Vergleich zum Syrien-Krieg. Sie unterstellen der Redaktion, aus Gründen einer "regierungshörigen journalistischen Ausrichtung" den Jemen-Krieg weitgehend zu verschweigen.
Weiter habe tagesschau.de in einem Artikel die Position des jemenitischen Präsidenten Hadi falsch dargestellt und unterschlagen, dass die Huthi-Rebellen gegen die Terror-Miliz IS kämpfen.
Hierzu nimmt ARD-aktuell wie folgt Stellung: Der Jemen gehört in der weltweiten Berichterstattung ein bisher zu den vergessenen Kriegen, weil dort kaum internationale Journalisten vor Ort sind. Immer wieder gerät dieser Konflikt deshalb aus dem Blickfeld, andere globale Krisen oder Konflikte dominieren die Berichterstattung. Gleichwohl gibt es bei ARD-aktuell kein absichtliches Verschweigen dieses Konfliktes, noch dazu weil wir angeblich eine Regierungslinie befolgen. Immer wieder hat sich die Redaktion mit dem Krieg im Jemen befasst, immer wieder auch die Hintergründe des seit mehr als zwei Jahren andauernden Konflikts dargestellt. Außerhalb des von den Petenten beachteten Zeitraums haben wir beispielsweise auf tagesschau.de nach einem Luftangriff auf ein Krankenhaus im August 2016 den gesamten Hintergrund noch einmal ausführlich dargestellt:
http://www.tagesschau.de/ausland/jemen-493.html
Auch, dass der Konflikt von der Weltöffentlichkeit vergessen wird, wurde von uns im Mai zum Thema gemacht:
http://www.tagesschau.de/ausland/ lagejemen-103.html
Was dieser Krieg für die Menschen bedeutet, war Thema dieses Beitrags Ende Oktober auf tagesschau.
de: http:// www.tagesschau.de/ausland/ jemen-hunger-101.html
Am 02.11.2016 war die Situation im Jemen Thema eines Schwerpunkts auf tagesschau24:
http://www.tagesschau.de/ausland/jemen-525.html
http://www.tagesschau.de/ausland/jemen-oxfam-101.html
In diesen Berichten gibt es keine Einseitigkeit. Ein Beispiel aus dem Beitrag vom Ende Oktober; darin
schreibt unser Korrespondent Georg Schwarte:
Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition bombt aus der Luft. Gerade erst am Wochenende starben mindestens 60 Menschen bei einem Angriff auf ein Gefängnis in Houdeidah. Anfang Oktober waren es 140 Tote bei einem Luftangriff auf eine Beerdigung.
Hier werden die Verantwortlichkeiten klar benannt. Es gibt keine Zurückhaltung gegenüber Saudi-Arabien, wie die Petenten in ihrer Programmbeschwerde unterstellen.
www.DasErste.de
Auch in der "Tagesschau" war die Lage im Jemen und die Hintergründe immer wieder ein Thema. Ein Beispiel dazu von vor einem Jahr:
https:!/www.tagesschau.de/ausland/jemen-441.html
Auch hierin wurde bereits kritisch thematisiert, was die saudi-arabischen Luftangriffe für die Bevölkerung
bedeuten.
Welche Rolle Terror-Organisationen wie AI-Kaida und der IS spielen, wurden ebenfalls von uns in der Q
Vergangenheit thematisiert: I..V
https://www.tagesschau.de/ausland/jemen-anschlag-101.htm I
Abed Rabbo Mansur Hadi ist der international anerkannte Präsident des Jemen. So sieht es beispielsweise
auch das Auswärtige Amt:
http://www.auswaertiges-amt.de/OE/ Aussen pol iti k/La end er /Laen deri nfos/ 0 1-N 0-des_Uebersichtsseiten/Jemen_node.html
Hadi hat die letzten Wahlen gewonnen. In unserem Artikel wird nicht behauptet, diese Wahlen hätten internationalen demokratischen Standards entsprochen. Auch seine Rolle und die seines Widersachers,
Ex-Präsident Saleh, wurden von uns immer wieder thematisiert:
https:! /www.tagesschau.de/ausland/hintergrund-machtkampf-jemen-101.html
In ihrer Programmbeschwerde haben die Beschwerdeführer sicher in einem Punkt recht: Es hat von uns in der Vergangenheit viel weniger Berichte aus und über den Jemen gegeben als über den SyrienKrieg. Neben dem Fakt, dass uns aus dem Jemen noch viel weniger Informationen als aus Syrien erreichen, liegt der Grund darin, dass es sich beim Syrien-Krieg inzwischen durch das Eingreifen der USA und Russlands um einen globalen Konflikt handelt, während im Jemen regionale Großmächte wie
Saudi-Arabien und der Iran im Spiel sind. Deswegen gibt es international auch einen viel stärkeren Fokus auf den Syrien-Konflikt und entsprechend viel mehr diplomatische Aktivitäten oder Statements, was seinen Niederschlag in der Berichterstattung findet.
Trotzdem hat ARD-aktuell in seinen Sendungen und besonders auch auf tagesschau.de immer wieder
über den Konflikt im Jemen berichtet, die Hintergründe beleuchtet und Verantwortlichkeiten klar benannt. Niemals war diese Berichterstattung einseitig und niemals war sie einer externen Maßgabe wie etwa einer Regierungslinie - unterworfen.
Aus Sicht von ARD-aktuell ist die Programmbeschwerde daher zurückzuweisen.
Dr. Kai Gniffke
Zu einer Programmbeschwerde vom 19. November 2016 - Jemen
Sehr geehrte Herrschaften des Rundfunkrates,
in unserer Programmbeschwerde vom 19.11.2016 hatten wir kritisiert, dass die Berichterstattung von ARD-aktuell über den Krieg im Jemen „desinformativ, verfälschend, oberflächlich und einseitig“ ist. Insbesondere bemängelten wir die im Vergleich zum Syrien-Krieg zu geringe Anzahl von Berichten über den Jemen. Journalistisch vertretbare Gründe gibt es dafür nicht, der Krieg der Westlichen Wertegemeinschaft WWG unter Führung der USA und Saudi-Arabiens im Jemen wird ebenso kriegsrechtswidrig geführt wie der in Syrien, seine Zerstörungen und seine Opfer an Menschenleben sind nicht minder groß und der geostrategische Interessenkonflikt ist es ebenfalls nicht. Es verbleiben als Gründe für die unübersehbaren Informationsdefizite also nur die „regierungshörige und transatlantische Ausrichtung" der Redaktion.
Schon die Berufung darauf, dass das Auswärtige Amt Berlin Machthaber Hadi als Präsidenten des Jemen betrachtet und ARD-aktuell diese illegitime Sichtweise plakativ übernimmt, zeigt die bedenkenlose Regierungsfrömmelei der "Qualitätsjournalisten".
Der Anstalts-Insasse Dr. Gniffke versteigt sich zu der Realsatire, ARD-aktuell berichte objektiv über den Jemen-Krieg; da es keine deutschen Korrespondenten im Jemen gebe, seien häufigere Berichte nicht möglich.
Hier zeigt sich die ganze gedankliche und argumentative Armut dieser Redaktionsleitung. In Aleppo halten sich ebenfalls keine deutschen Korrespondenten auf, weil es angeblich zu gefährlich sei, hörten wir von diesem Herrn, deshalb müsste ARD-aktuell von Kollaborateuren der Terroristen die notwendigen Informationen und Filmmaterial kaufen, um über die Lage berichten zu können. In Sanaa im Jemen sind demnach solche Lumpen nicht zu finden, die mit deutschen Rundfunkgebühren geschmiert ihre schmutzigen Propagandafilmchen liefern, zur Erbauung des Fernsehpublikums übers wüste Kriegsgeschehen im Jemen? Oder ist die Schmiergeldkasse für hautnahe Terrorismusinformation infolge der Ausgaben für Aleppo schon geleert?
ARD-aktuell, der wichtigste TV-Nachrichtensender der Republik, bleibt also lieber abhängig von dem einseitigen und grottenschlechten Material der prowestlichen Agenturen?
So also werden Desinformation und Einseitigkeit organisiert und garantiert. Denn, das wissen wir von ihm selbst, Dr. Gniffke erklärt alle alternativen Quellen a priori für nicht seriös und lässt sie folglich außer Betracht. Dass er dann, wenn er von den Herausgebern solcher Quellen aufgefordert wird, sein Votum gefälligst zu begründen, in aller Öffentlichkeit den Schwanz einzieht, das, denkt er vermutlich, merkt wohl keiner...
ARD-aktuell kommt seinem Programmauftrag und der Verpflichtung zu umfassender Berichterstattung auch im Hinblick auf den Jemen-Krieg nicht nach. Wir bleiben bei unserer Kritik.
F. Klinkhammer und V. Bräutigam
DANK AN DIE LESER
Danke für die in den Kommentaren sichtbare Aufmerksamkeit! Sie ist uns Labsal und Ermunterung zugleich. Dass ARD-aktuell sich personelle Änderungen verordnet, ist tatsächlich nicht von Belang, auch nicht, von wem und warum veranlasst, wenn sie zu besseren Nachrichten nicht beitragen. Bisher sind Wirkungen unserer Kritik in den Sendungen nicht feststellbar. Deshalb werden wir weiter kritisch begleiten, was das "Flaggschiff der ARD" so vorführt. Vielleicht arbeiten wir zwischen den Jahren etwas reduziert, aber auch das ist eine eigene Aussage: Leben ohne ARD-aktuell- Nachrichten heißt ja durchaus nicht, uninformiert zu sein.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer