So klagte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG im letzten Jahr: "Sie heißen Mehmet oder Maximilian, Jan oder Chantal, und jeder von ihnen hat irgendein Talent, kann etwas, mit dem sich wie bei einem ungeschliffenen Diamanten arbeiten lässt. Doch allzu oft wird daraus nichts. Hunderttausende Jugendliche beginnen Jahr für Jahr in Deutschland eine berufliche Ausbildung, aber viel zu viele schaffen diesen entscheidenden Schritt in ihrem Leben nicht". Diese Sorge fußte auf dem Berufsbildungsbericht der Bundesregierung. Das ließ die Treuesten der Treuen, die Geheimsten der Geheimen nicht ruhen und rasten: Das Bundesamt für Verfassungsschutz sprang mit einer Ausbildungsoffensive in die Bresche. Denn eins ist sicher: Der Arbeitsplatz im Spitzeldienst, ob als V-Mann oder als V-Frau, ob undercover oder overcover, ob nur als Beobachter oder als Agent Provocateur. Die Schnüffler vom V-Schutz bieten krisensichere Arbeitsplätze. Denn wer an der Krise der Verfassung selbst beteiligt ist, der schafft sich seine Arbeitsplätze im Schutz selbst.

Neulich im Internet: "Im Verborgenen Gutes Tun" lautet die Überschrift eines Web-Postings, das sich an Schülerinnen und Schüler wendet: "Das Bundesamt für Verfassungsschutz gehört zu den besten Ausbildern Deutschlands", schreibt das Amt und duzt dann die Zielgruppe: "Du hast den Schulabschluss in der Tasche oder wirst die Schule in spätestens einem Jahr abschließen und bist auf der Suche nach einer spannenden Aufgabe an den Standorten Köln und Berlin?". Was so allgemein beginnt, dürfte ruhig konkreter sein. Zum Beispiel mit einer prima Gehaltsperspektive: Man kann an der Spitze des Amtes 11.577,13 Euro im Monat verdienen. Und die Pension ist auch nicht schlecht. Um für diese Karriere zu werben, setzt das Amt den "Erfahrungsbericht eines Azubis beim Bundesamt für Verfassungsschutz" ins Netz. Und der redet auch gleich dem Krieg das Wort: "Während meiner achtjährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr habe ich an zwei Afghanistan-Einsätzen teilgenommen und dabei die politischen Ereignisse mit der „Auslandsbrille“ gesehen." Ja, aus der Brille des Völkerrechtsbrechers kann man vieles anders sehen, als die Langweiler, die sich an das Friedensgebot des Grundgesetzes halten.

Deshalb kann der Söldner – denn die Soldaten im Kriegseinsatz kassieren natürlich höheren Sold – auch stolz über die Arbeit im Amt sagen: "Kein Tag ist wie der andere!" Und so, wie er zum Kriegsfreiwilligen durch erhöhten Sold wurde, so wirbt er jetzt für das Amt: "Daneben haben mich die sicheren Übernahmemöglichkeiten und das Beamtenverhältnis zu einer Bewerbung motiviert." Zwar ist der Job im Amt nicht so todsicher wie der in Afghanistan, aber in der Umgebung des NSU, der rechten Terrorgruppe, die von V-Leuten des Amtes inspiriert wurde, gab es ja auch jede Menge Tote. So fährt der Azubi der geheimen Art folgerichtig fort: "Momentan lerne ich die Facharbeit im Bereich Rechtsextremismus kennen. Abwechslung ist da garantiert!" Klar, mal abhören, mal mitlesen, mal mitgucken, das macht die "Facharbeit" so richtig spannend. Und wer den Rechtsextremismus kennengelernt hat, als V-Mann-Führer oder gar in der Führer-Ausbildung, der kann den Führer von morgen kennenlernen, das ist doch was.

Einen kleinen Mangel in der Bewerbungs-Anzeige kann man sicher korrigieren: Sie ist nicht konkret genug. Dabei wäre doch die genaue Arbeitsplatzbeschreibung nicht so schwierig. Wie wäre es mit einer Ausbildung zum Aktenvernichter zum Beispiel? Auch als Weg-Gucker bei rechter Terror-Vorbereitung ist was zu lernen. Ganz sicher hat die Presseabteilung des Amtes noch jede Menge Plätze als Verschleierer und Verdunkler anzubieten. Und auch als Farben-Prüfer kann man Karriere machen, wenn man dem Bericht des Bundes-Azubis folgt: "Wichtig ist ein Blick für Details. Es ist entscheidend, ob eine Zielperson während einer laufenden Observation beispielsweise eine rote oder blaue Mütze trägt". Wenn sonst nichts läuft, Observation läuft immer. Schließlich gibt es sogar die Chance im Dienst Ball zu spielen, wie man dem Azubi-Bericht entnehmen kann: "Verliert man die Zielperson aus den Augen, dann gilt: Unbedingt am Ball bleiben und alles daran setzen, sie wieder zu finden!" Wer also sein Berufsziel als pensionsberechtigter Spitzel ins Auge fassen will, der sollte sich umgehend an seine Bewerbung setzen.

Seine Unterlagen sendet man am besten an Angela Pley, die Pressesprecherin des Bundesamtes. Frau Pley hat ihre Qualifikation schon bei der Auslosung der Beobachterplätze während des NSU-Prozess unter Beweis gestellt. Nachdem das Amt die türkischen Medien zunächst ausgeschlossen hatte, musste neu gelost werden. Leider konnte das schwammige Statement von Frau Pley gegenüber dem Svenska Dagbladet nicht neu recorded werden: "Wir wissen, dass in den neunziger Jahren viele Deutsche zu rechtsextremen Konzerten und Demos nach Schweden reisten. Wir haben allerdings keine bestätigten Informationen darüber, ob die drei fraglichen Personen (Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt) an schwedischen Demonstrationen teilnahmen." So erfüllte Frau Pley die Tugenden der Wappenfiguren des Amtes fast vorbildlich: Nichts sehen und nichts hören kann sie schon gut; nichts sagen kommt dann später dran.

Unter dieser Mailadresse ist das Amt Tag und Nacht zu erreichen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Kommentare (20)

Einen Kommentar verfassen

0 Zeichen
Leserbriefe dürfen nicht länger sein als der Artikel
Anhänge (0 / 3)
Deinen Standort teilen
Gib den Text aus dem Bild ein. Nicht zu erkennen?
This comment was minimized by the moderator on the site

Ach, was sich nicht alles hinter 'COVID-19' verbergen lässt. Z.B.: Auch das Thema 'Grundrecht auf Bildung', s. Art. 1 GG, Abs.2; Allgem .Erkl. d. Menschenrechte Art. 26 'Kulturelle Betreuung', die zwar im 'Land der Dichter und Denker' sonntags...

Ach, was sich nicht alles hinter 'COVID-19' verbergen lässt. Z.B.: Auch das Thema 'Grundrecht auf Bildung', s. Art. 1 GG, Abs.2; Allgem .Erkl. d. Menschenrechte Art. 26 'Kulturelle Betreuung', die zwar im 'Land der Dichter und Denker' sonntags formal immer 'hoch gehalten' werden, doch letztlich nur als 'Tempo-Tücher-Abwurfstelle'
dient.
Da gibt es diesen Begriff des 'Zehnkämpfers', welcher sich nicht auf den tüchtigen und vielseitigen Sportler bezieht, sondern auf die sogenannte Lehrkraft in den unteren Schulstufen, die zwar Sportgymnastik, Handarbeit, Mathe, Deutsch studiert hat, die aber auch in Geschichte, Politik und Erdkunde eingsetzt wird, weil sie, vorlaut, dem Rektor mal gestanden hat, sie lese täglich die Süddeutsche Zeitung. Worauf der sie prompt auch in diesen Fächern eingesetzt hat mit der Bemerkung, na, wenn sie das lesen, dann schaffen sie das auch.
Womit er, mit seinem Geistesblitz, einen Stern bei seinen Vorgesetzten eroberte. Jetzt stimmte wieder alles: Die Menge Fachkraft im Verhältnis zur Schülerzahl. - Geht doch. Und so konnten es die 'Bildungsbezirksamts-direktoren' auch zweifelnden Eltern 'kommunizieren'.
Exakt in diese Lücke der 'unzureichenden kulturellen Betreuung' springen die 'Arbeitskräfte-Scouts' auf ihrer Suche nach den 'Dummen' mit ihren Parolen: Lern die Welt kennen, verteidige die Freiheit! Mit der Bundeswehr oder dem BND in die weite Welt....oder andersrum von Rumänien aus zum Schweinezerstückeln 'into the west where's the best'.
War das jetzt länger als der Artikel?

Weiterlesen
Ralph Höpfner
This comment was minimized by the moderator on the site

Besonders putzig finde ich, dass der Job auf den Raum Köln und Berlin bezogen ist. Da also schützt der verfassungsschützer!

Wenn aber nun der verfassungsfeind in Paderborn oder in Ravensburg zuschlägt?
Pech gehabt, da läuft der/die/es bösewicht...

Besonders putzig finde ich, dass der Job auf den Raum Köln und Berlin bezogen ist. Da also schützt der verfassungsschützer!

Wenn aber nun der verfassungsfeind in Paderborn oder in Ravensburg zuschlägt?
Pech gehabt, da läuft der/die/es bösewicht in leere.
was mich besonders besorgt macht: möglicherweise haben die geheimen ausbilder beim geheimen schutz selbst ihren bürostuhl nie erkalten lassen, waren immer schön brav am geheimen arbeitsplatz im geheimen büro und habe sich ihro infos von John LeCarre und "Mini-Max" reingezogen? das ganze vor dem hintergrund, dass hierzulande die US geheimlinge und alle westlichen nicht observiert werden durften, da allerbeste geheimfreunde.

Die russen zeigen wohl keinerlei interesse an der deutschen verfassung, die sind wohl eher auf das vormals große britannien fokussiert, wo sie reihenweise doppelagenten mühsam vergiften, die sie in russland selbst lautlos hätten neutralisieren können. und wer kann schon russisch in Köln.
Mit etwas glück trifft der auszubildende geheimling auf einen altgedienten
Ex-Stasi- agenten mit etwas praktischer erfahrung im anschleichen, abhören, beschatten, provozieren

Weiterlesen
Guenther Mann
This comment was minimized by the moderator on the site

Eine bittere Satire voller Wahrheit.

Bernd Weigel
This comment was minimized by the moderator on the site

Wahnsinnsartikel! Danke Uli Gellermann! Zudem: null Fehler im Text! Und: endlich hat unsere Jugend wieder eine Perspektive!!! Ohne deinen Artikel hätte es fast niemand gewußt!!!! 18-jährige Spitzel - genial!

SIERA
This comment was minimized by the moderator on the site

Superscharfe Satire. Danke!

Pit Hinrich
This comment was minimized by the moderator on the site

Thanx, Mister! Wollte eigentlich weiter bei der Bundeswehr bleiben wegen Karriere und so. Zum Glück hat mir meine Braut ihren Artikel gezeigt. Dachte immer, der VfS sucht sich seine Leute in der Naziszene. Gut, dass auch ich mich bewerben kann....

Thanx, Mister! Wollte eigentlich weiter bei der Bundeswehr bleiben wegen Karriere und so. Zum Glück hat mir meine Braut ihren Artikel gezeigt. Dachte immer, der VfS sucht sich seine Leute in der Naziszene. Gut, dass auch ich mich bewerben kann. Liegt mir viel mehr, habe schon als Kind gern Leute beobachtet und gepetzt, manchmal auch andere verhauen. Dafür Geld kriegen, finde ich geil. Soldat sein , ist auch nicht übel, aber Afghanistan kotzt mich an. Da leben echte Menschen, wußte ich vorher nicht. Direkt töten will ich nicht mehr.

Weiterlesen
Jo Lande
This comment was minimized by the moderator on the site

WERBUNGSERGÄNZUNG

Das Amt für undurchschaubare Mienen,
Für Weichensteller auf Totgleisschienen,
Sucht Buchstabenlöscher, Beweisausmerzer,
Schredderbediener ins neue Berliner
Verfassungsschutzamt für Linksanschwärzer.
Lesen und Schreiben sind null und...

WERBUNGSERGÄNZUNG

Das Amt für undurchschaubare Mienen,
Für Weichensteller auf Totgleisschienen,
Sucht Buchstabenlöscher, Beweisausmerzer,
Schredderbediener ins neue Berliner
Verfassungsschutzamt für Linksanschwärzer.
Lesen und Schreiben sind null und nichtig.
Horchen und Gucken und Melden sind wichtig;
Dennoch mit Chancen, um aufzusteigen.
Willkommen, im Amt für Gesammeltes Schweigen!

Weiterlesen
Lutz Jahoda
This comment was minimized by the moderator on the site

Ich habe schon vor Jahren in den Alternativen Medien gelesen (wo weiß ich nicht mehr), dass man dazu übergehen wird sich beim Nachwuchs (und in allen "Dienstleistungsbereichen" bis hin zur Gesundheitspflege) im "IQ 85" Bereich (nenne ich mal so)...

Ich habe schon vor Jahren in den Alternativen Medien gelesen (wo weiß ich nicht mehr), dass man dazu übergehen wird sich beim Nachwuchs (und in allen "Dienstleistungsbereichen" bis hin zur Gesundheitspflege) im "IQ 85" Bereich (nenne ich mal so) umzusehen - also bei wackeren Anwärtern, die nicht durch besondere Intelligenz auffallen, sondern gerade klug genug sind Befehle/Anordnungen "von oben" zu verstehen und zu befolgen aber dumm (und bequem) genug diese nicht zu hinterfragen. Die dürfen auch gern ein bisschen asozial, sadistisch, narzißtisch bis hin zur soziopathischen Störung sein - ausgesucht aus der "nachhaltig" indoktrinierten Peer Group. Wo will man mit dem ganzen potentiell arbeitslosen Prekariat, dass sonst nur jammert und womöglich Gelbe Westen anzieht auch hin?

Blitzschnell mit der Gaming Mouse im Egoshooter sind die Kleinen ja schon und innerhalb ihres zugegebenermaßen beschränkten Modus Operandi auch ganz schön bauernschlau ! Da winkt eine beginnende Karriere als Drohnenpilot oder zielsicherer Sniper im Spezialkommando, die real eher als zerfetztes Kanonenfutter am Arsch der Welt enden wird."Macht aber nix", wie der nette Onkel von der Sendung mit der Maus immer sagt, denn:

"Es ist entscheidend, ob eine Zielperson während einer laufenden Observation beispielsweise eine rote oder blaue Mütze trägt" - noch Fragen?

Der Verfassungsschutz kann sich doch nicht von der kämpfenden Truppe die Butter vom Brot nehmen lassen, wirbt die doch schon seit Jahren mit dynamischen Hochglanz-Videos von kühnen deutschen Recken(und - innen), die agilen Bundeswehr-Gefechts-Sex propagieren: Rein ins Schlauchtboot, an den Strand in die Terroristenhöhle (klar erkennbar an den Palästinenser-Tüchern) und - zack - nach Erledigung lästiger Ziele wieder raus an den Strand und ins Schlauchboot. Rein, raus, rein , raus. Und kein ekles Ejakulat tropft da noch ab: Ein klinisch-reiner Akt für aufgeregt schlagende Jungenherzen. Ach wie gern wäre ich nochmal schön blond, blöd und erst zwischen Zwölf u. Siebzehn Jahre alt *Seufz*.....

Ich war übrigens auch mal vom Bund begeistert, aber (Gottseidank) in einer Zeit aufgewachsen die letztlich in den Deutschen Herbst mündete - von Vietnam und genereller Antikriegs-Stimmung mal ganz abgesehen. Da war ich mir dann nicht mehr so sicher für diesen Staat "was leisten" zu wollen und einfach nur abzudrücken - in vielerlei Hinsicht....

Weiterlesen
Gideon Rugai
This comment was minimized by the moderator on the site

Ganz herzlichen Dank lieber Uli für die kluge Verarbeitung meines Schockhörerlebnis auf Spotify!

Heute schon wieder ca. 7x anhören sollen, bis ich ganz schnell den Lautsprecher auf stumm schalten konnte. ;-))

Ich vermute die Behörde hat...

Ganz herzlichen Dank lieber Uli für die kluge Verarbeitung meines Schockhörerlebnis auf Spotify!

Heute schon wieder ca. 7x anhören sollen, bis ich ganz schnell den Lautsprecher auf stumm schalten konnte. ;-))

Ich vermute die Behörde hat Besetzungsprobleme. Aber die Guten die „Gutes“ tun wollen lassen sich bestimmt finden...

Weiterlesen
Jean-Theo Jost
This comment was minimized by the moderator on the site

Lieber Jean-Theo, dank Dir für den Tip.

Uli Gellermann
This comment was minimized by the moderator on the site

Lieber Uli Gellermann,

eine wesentliche Behinderung muß man den Leuten vom Amt schon zuerkennen. Die können nicht ganz einfach in die Ukraine fahren und dort Leute mit einschlägiger Vorbildung rekrutieren. Jedenfalls noch nicht. So wie das die...

Lieber Uli Gellermann,

eine wesentliche Behinderung muß man den Leuten vom Amt schon zuerkennen. Die können nicht ganz einfach in die Ukraine fahren und dort Leute mit einschlägiger Vorbildung rekrutieren. Jedenfalls noch nicht. So wie das die Wirtschaftsprüfer jetzt beispielsweise machen, um den leergefegten deutschen "Ausbildungsmarkt" ein wenig zu beleben. Nein, ein bischen Empathie wäre schon angebracht gegenüber unseren Schützern, leicht haben die es nämlich nicht. Mit all den Dumpfbacken, die von unseren Schulen abgehen, die womöglich noch nicht einmal eine rote von einer blauen Mütze unterscheiden können und das nicht etwa wegen Farbblindheit. Und was ist denn, wenn die Zielperson gar keine Mütze trägt? Dann ist es nämlich Essig mit der Observierung und dem Schutz und dem am Ball bleiben. Dann hilft womöglich nur noch eine zündende Idee, wen man denn als nächste Zielperson bestimmt. Irgendetwas hat schließlich jeder auf dem Kerbholz!

Weiterlesen
Otto Bismark
Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht
Lade weitere Kommentare