Damit hatte Tante Marlis wirklich nicht gerechnet: Frank! Walter! Steinmeier! zierte Ihren Geburtstag! Alle hatten zusammengelegt, ihr Bruder Günther, ihre Kinder, alle Verwandten und sogar Nachbarn und Kollegen hatten was in den Klingelbeutel getan, nur um Marlis die größte Freude ihres 60-jährigen Lebens zu machen: Einmal mit Frank Walter Steinmeier im selben Raum zu sein. Schön, die halbe Stunde sollte 7.000 kosten, aber Steinmeier hatte dafür eine wunderbare Rede gehalten. Doch wie er drauf kam, dass ausgerechnet sie, Marlis Müller, eine „wirkliche Verteidigerin der westlichen Werte“ sein sollte? Da waren ihm wohl die Manuskripte durcheinander gekommen. Aber diese eleganten weißen Haare! Die blinkend geputzte Brille! Der schicke Anzug! Umwerfend!

Es war Ihr Bruder Günther gewesen, dem die Idee gekommen war. Als Günther bei der Agentur „Network Media“ anrief, er hatte von ihr aus dieser Anzeige „Rent a Sozi“ erfahren, bekam er gleich den Agenturchef an den Apparat: „Ja, für 7.000, da können wir keine großen Sprünge machen. Und auch noch Steinmeier? Dann geht es nur für ne schnelle halbe Stunde. Wollen Sie nicht lieber die Schwesig? Ist ja nur ne Frau, kicherte er, die bleibt für den selben Preis ne ganze Stunde. Wenn sie den Heiko Maas nehmen, kriegen Sie noch ne Rechtsschutzberatung dazu. Ach, Ihre Schwester steht kurz vor der Rente? Dann sollten Sie mal über Frau Nahles nachdenken, die habe ich im Sonder-Angebot, die können Sie schon für 5.000 haben.“

Aus Branchenkreisen erfährt man inzwischen, dass die SPD-Agentur ihr gutes Geschäft ausbauen wird. Vertraulich lässt der Agentur-Chef durchblicken, dass er Anfragen aus dem In- und Ausland für Frau Merkel hat, sogar für Seehofer lägen Angebote vor: „Da will ein amerikanisches Sicherheits-Unternehmen einen echt bayerischen Abend machen, ob der Seehofer denn auch jodeln könne haben die gefragt. Na, für Geld macht der alles. Und als Überraschung könnte die Firma für ihre Gäste sogar Anteile an deutschen Autobahnen verlosen, unter dem Slogan `Räder müssen rollen für den Sieg´. Passt doch für Blackwater prima". – Mit Slogans kennt sich Hans-Gerd Conrad von der Network Media-Agentur aus. Schließlich hat er über das Thema „Werbung und Markenartikel am Beispiel von Dr. Oetker“ promoviert. „Die Merkel will ich unter dem alten Pudding-Spruch `Zufriedene Mienen danken es Ihnen!´ ins Geschäft bringen, man kann doch alles recyclen.“

Die Debatte darüber, ob denn bei der Politiker-Vermietung nicht ein Verstoß gegen das Parteiengesetz vorliege, wird von führenden Demokratie-Experten energisch zurück gewiesen. Der Soziologe Jürgen Habermas soll sogar das Politiker-Mietmodell nachdrücklich gelobt haben. Damit seien gewisse „Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus“ endgültig liquidiert: Es sei doch ein völlig transparenter Akt, wenn sich Bürger ihren Politiker für Geld ins Haus bestellten. Man bekäme, was man bestellt habe. Legitimer ginge es wirklich nicht. Der TV-Philosoph Peter Sloterdijk hält das Modell sogar für die von ihm propagierte „Revolution der gebenden Hand“. Mit ihm könnte der noch herrschende „Steuer-Sozialismus“ endgültig abgeschafft werden. Sloterdijk kann sich sogar eine Leasing-Variante vorstellen: „Dann ginge der jeweilige Politiker endgültig in den Besitz des Käufers über. Natürlich nur, wenn der Besitzer umgehend und endgültig von allen Steuern befreit werden würde. Ich könnte mir auch eine Namens-Änderung vorstellen. Sagen wir mal Siggi Mercedes Gabriel, das hat doch Klang.“

Derweil läuft im Finanzministerium das Nachdenken auf Hochtouren. Es kann nicht sein, soll Dr. Schäuble gesagt haben, dass irgend so eine Sozi-Agentur den ganzen Rahm abschöpft. Die Sache müsse juristisch einwandfrei an das Wahlrecht angebunden werden. Konservative Werte seien zur Zeit groß im Kommen. Da habe es doch das preußische Drei-Klassen-Wahlrecht gegeben, als das Wahlrecht noch an die Steuerleistung des Wählers gebunden gewesen sei: Wer viel zahlte, dessen Stimme habe eben mehr Gewicht gehabt. Einwände, dass die Unternehmer doch eher Steuer vermeiden würden, wischte Schäuble vom Tisch. Er wolle das Wahlrecht an den Umsatz binden, das könnte auch die deutsche Wirtschaft fördern: Mehr Umsatz, mehr Export, mehr Weltgeltung, mehr schwarze Nullen.

Das Wort Weltgeltung löste auch im Hause von der Leyen hektische Betriebsamkeit aus, bis Dr. Katrin Suder, Staatssekretärin und ständige Vertretung der Unternehmensberatung McKinsey im Bundesverteidigungsministerium, zur Ordnung rief: Diese SPD-Agentur sei wirklich ein Modell von gestern, weder lean noch smart. Das Ganze wirke doch wirklich käuflich und billig. Das einzig wahre Modell der Bürgerbeteiligung sei ihr Beispiel: Die Konzerne würde ihre Vertreter direkt in die Ministerien senden und dort würden die dann unmittelbar vom Staat bezahlt. Billig sei es auf keinen Fall und, weil ja nicht die Unternehmen das Beamtengehalt zahlen würden, auch nicht käuflich. Auf die Frage einer Praktikantin, wo denn nun die Beteiligung des normalen Bürgers bliebe, soll die Runde im Ministerium herzlich gelacht haben. Überliefert ist die Bemerkung der Staatssekretärin: „Wozu gibt es denn Fernsehen, Schätzchen?“

Uli Gellermann
Zum EU-Propaganda-Beschluss:

https://de.sputniknews.com/politik/20161124313501166-eu-anti-propaganda-beschluss/

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Die RATIONALGALERIE schafft es doch immer wieder vom besonders Blöden auf das allgemein Blöde zu schließen. Das schätze ich an ihr. Danke!

Fred Kraushaar
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Ihr Hass auf die SPD ist doch schon pathologisch!

Ernst Gebauer
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Die SPD ist mir nicht wichtig genug um sie zu hassen.

Uli Gellermann
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Das "Lob ist des Schreibers Lohn."
In deiner Schreibstube ist dir ein kleines Meisterstück vom Allerfeinsten gelungen.
Mit der spitzen Feder, die wir von Tucholsky und Ossietzky kennen entlarvst du die PD, sozial ist gestrichen, und zeigst klar,...

Das "Lob ist des Schreibers Lohn."
In deiner Schreibstube ist dir ein kleines Meisterstück vom Allerfeinsten gelungen.
Mit der spitzen Feder, die wir von Tucholsky und Ossietzky kennen entlarvst du die PD, sozial ist gestrichen, und zeigst klar, präzise, gekonnt, mit Witz, mit Bitternis, mit Kummer und Haltung, was aus der PD wurde: Ein Haufen von Egomanen, von kleinkapitalistischen Krämerseelen, von neoliberalen Handlangern, deren Zeit abgelaufen ist, und die mit aller Macht den Honigtopf weiterhin belagern wollen.Viel tiefer sinken geht nicht. Die PD ist vor langer Zeit; lang, lang ists her angetreten um die Arbeits- und Lebensverhältnisse der arbeitenden Menschen im Land zu verbessern, und heute ist ihnen jedes Mittel recht, um an der Macht zu bleiben. Sie sind in der Privatisierung angekommen, und die Ware Mensch lässt sich im Kapitalismus gut verhökern. Teure Berater, Firmen, Marketing Hansel verpulvern die Gelder für die "schöne neue Welt," die dringend in den Städten, in den Schulen, in den Krankenhäusern, in den Pflegeeinrichtungen usw. gebraucht werden. Selbstverständlich ist das alles legal, was die Parteien nutzen, denn die arbeitende Bevölkerung bezahlt die Spirenzchen, damit sie auf Stimmenfang gehen können, und um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Der Winter steht vor der Türe, und die vielen Menschen ohne Dach über dem Kopf wird es wieder besonders hart treffen, und die Parteien werden allesamt ihre Steuervorteile nutzen können, legal natürlich, und Raubbau betreiben, und nutzloses Schwadronieren und Gesülze sich dann auch noch privat bezahlen zu lassen.
Sie verkennen die Realität, sie haben von dem was in der Gesellschaft wirklich los ist keinen blassen Schimmer. Sie haben ein Luxusproblem, die Damen und Herren der politischen Hans Würste in diesem Land.
In die Suppenküchen, an die Werkbänke, in den Straßenbau, bei Wind und Wetter. in die Altenheime, in die Krankenhäuser. in die Familien, zu den Alten, die oft isoliert alleine leben und und und......., und das mit Hartz 4 oder dem lächerlichen Mindestlohn, dort gehören sie hin, dann kommen sie ans arbeiten, und können sich an die wirklichen Preise gewöhnen, und erleben die ständigen Ängste, Sorgen und Unsicherheiten im Land, diese Schmarotzer und Parasiten.
Und dieser sauertöpfische, miesepetrige Sloter..... soll mit, dann begegnet er dem wirklichen Leben. Und Habermas ? Nun ja, das lass ich jetzt mal.
DANKE, lieber ULI, für diesen JOURNALISTISCHEN STREICH, der die DAMEN und HERREN ZEITGEIST MEDIEN; schreibende Zunft gebührt ihnen nicht, so richtig ALT aussehen lässt. ---
Wer kann sich denn den Gabriel in einem Gogo oder ne Isetta vorstellen ?

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Ulrike Spurgat
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Herzlich gelacht. Danke. Die Tagesaufgabe: vergleichen wir doch mal mit Verstand zwei Geldbeträge. Erstens: 7000 Euro für eine halbe Stunde pisswarme Politikerworte im kleinen Kreis. Zweitens: zwei Prozent des BIP. Ja richtig, des BIP, nicht des...

Herzlich gelacht. Danke. Die Tagesaufgabe: vergleichen wir doch mal mit Verstand zwei Geldbeträge. Erstens: 7000 Euro für eine halbe Stunde pisswarme Politikerworte im kleinen Kreis. Zweitens: zwei Prozent des BIP. Ja richtig, des BIP, nicht des armselig kleinen Bundeshaushalts. Das ist die Summe, auf die ein braver NATO-Mitgliedsstaat seine Ausgaben für die Verteidigung, also Angriffskriege, aufzustocken hat. Beide Beträge werden ausgegeben. Der eine von den ewig Gestrigen, die noch immer pisswarme Worte von Politikern schätzen. Den anderen Betrag gibt die Bundesregierung aus, beraten von ihren Freunden aus den entsprechenden Branchen und im Gegensatz zum ersten Betrag aus Steuergeld. Der Unterschied für mich: über die Vermarktungs-Idee einer halben Stunde Heiko Maas kann ich wirklich laut lachen. Das ist nur Zement für die Kanzlerin und Raketentreibstoff für die AfD. Nummer zwei handelt aber im Gegensatz dazu von echter Korruption.
Wir lassen uns doch nicht etwa schon wieder vom Wesentlichen ablenken?

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Andreas Schell
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ZUM AUSGEBLASSTEN FAHNENKLEID
MEIN EPIGRAMM ZUR VORWAHLZEIT

Die einen vertrauen dem Achselholster,
die anderen lieber dem Europolster.
Gewappnet sein ist Alles,
in Zeiten kurz vorm Dalles.

Lutz Jahoda
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@e. gebauer
erläutern sie doch bitte mal anhand des themas, wie man sich für symphatie für die spd erwärmen kann!
pathologisch? ich fühle mich nicht krank, aber teile die gleichen symptome wie der autor. im übrigen ist die spd mit der sachlichen...

@e. gebauer
erläutern sie doch bitte mal anhand des themas, wie man sich für symphatie für die spd erwärmen kann!
pathologisch? ich fühle mich nicht krank, aber teile die gleichen symptome wie der autor. im übrigen ist die spd mit der sachlichen auseinandersetzung gut bedient:)

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altes Fachbuch
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Recht und billig kann ich das nicht finden (und billigen schon gar nicht) - "supergünstig" wäre da doch eine eher passende Vokabel aus dem Konsumpropagandajargon der Werbefuzzis.

Ansonsten gilt wohl: die Tiefen, in die diese ehemalige (und heute...

Recht und billig kann ich das nicht finden (und billigen schon gar nicht) - "supergünstig" wäre da doch eine eher passende Vokabel aus dem Konsumpropagandajargon der Werbefuzzis.

Ansonsten gilt wohl: die Tiefen, in die diese ehemalige (und heute gelegentlich irrtümlich oder irreführenderweise immer noch so titulierte) "Arbeiterpartei" mittlerweile absinkt, galten bis vor kurzem noch als unauslotbar.
https://misanthrope.blogger.de/stories/2019363/

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Tex Grobi
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Jetzt kann ja demnächst auch Martin Schulz als Außenminister für´s heimische Entertainment gemietet werden. Wenn er nicht doch Kanzlerkandidat wird, weil Gabriel zu feige ist.

Sonja Frerichsen
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Andere haben es schon gesagt, eine Kaskade im besten "Weltbühnen"-Sinn, lieber Uli. Um nochmal auf Herrn Gebauer zu kommen. Hier wäre zu fragen, was pathologisch ist: die Haltung der Kritiker oder die der unsäglich nervenden "Sozialdemokraten",...

Andere haben es schon gesagt, eine Kaskade im besten "Weltbühnen"-Sinn, lieber Uli. Um nochmal auf Herrn Gebauer zu kommen. Hier wäre zu fragen, was pathologisch ist: die Haltung der Kritiker oder die der unsäglich nervenden "Sozialdemokraten", die die Kritik an ihren "Parteiführern" nicht ertragen. Es nervt wirklich und im normalen Leben bleibt man bei derlei Aussagen schon gar nicht mehr stehen, soweit ist das "Sozialdemokratische auf den Hund gekommen. Es ist unglaublich, wie viele "Sozialdemokraten" offenbar sehr leidensfähig sind (wenn sie nicht gekauft sind oder die Seite gewechselt haben), statt, wenn schon, ihr immer wieder beanspruchtes Linkssein zu erkämpfen, zu verteidigen und zu leben. Nichts dagegen, immer wieder gerne. Aber diese, bitte um Verzeihung, Scheiße bestenfalls als temporären Ausrutscher der eigenen Eliten hinzustellen, während man im Ortsverein links geblieben ist, reicht wohl kaum aus. Es wird weh tun, aber es reinigt, glaubt mir. Der alte Slogan taugt nicht mehr: wer hat uns verraten ... Da gibt's nichts mehr zu verraten. Die Seite ist lange gewechselt worden und wer es, selbst wenn es nur rhetorisch gemeint ist, weiterhin für notwendig hält Steinmeier, Gabriel, Nahles, Maas, Oppermann, Arnold und den ganzen laden zu verteidigen, kann das gerne tun. Nur mit links hat das nichts zu tun und derjenige sollte nicht anderen ans Schienbein treten. Aber das ist wohl Teil des Pathologischen. Oft merkt man es nicht. Dieses Phänomen gibt es durchaus auch schon bei der Linkspartei, weniger proaktiv, wie man neudeutsch zu sagen pflegt, aber die Sehnsucht, das auch mal erleiden zu dürfen, die gibt es offenbar auch schon. Von der grünen Wertegemeinschaft ganz zu schweigen. Da droht mir übel zu werden und ich schweige.

Weiterlesen
Thomas Hohnerlein
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"GELD stinkt nicht!" .. sagt man!
Ich würde nicht mal diese POLIT-STINKER in meine Stube laden wenn ich dafür 7T.? "Entschädigung" bekäme ... obwohl ich das GELD gut zu verwenden wüsste, z.B. um es an einen "Armen" zu verschenken!

Hans Rebell-Ion
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