Das singen sie in den Fußball-Stadien, wenn die Mannschaft so schlecht ist, dass sie auf dem Platz nichts zu suchen hat: "Ihr könnt nach Hause geh´n, ihr könnt nach Hause geh´n, ihr könnt, ihr könnt nach Hause geh´n." Diese Sorte eingängiger Lyrik singen die Wähler nun seit Jahren der SPD vor: Nur selten gelingt es der Partei in Umfragen ihr müdes Haupt über die 25 Prozent zu erheben. Dass der Kopf hoch genug käme, um die Augen auf die Merkel-Zahlen zu richten, glauben langsam nicht mal mehr die SPD-Mitglieder. Doch jetzt kommt Oppermann.

Der SPD-Fraktions-Chef im Bundestag, Thomas Oppermann, hat seinen Abgeordneten jüngst ein Papier mit dem schönen Namen "Neue Gerechtigkeit" vorgelegt. Das soll die Wende in eine lichte Zukunft bringen. Die der SPD natürlich und deshalb wird sie sich erstmal selbst gerecht: "Die gesellschaftlichen Reformen der rot-grünen Bundesregierung haben den Stillstand der neunziger Jahre überwunden und unser Land moderner gemacht. Mit den Arbeitsmarktreformen von Gerhard Schröder haben wir den Sozialstaat reformiert und die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von heute gelegt."

Da staunste: Laut Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung lebten 2013 ganze 15 Prozent der Bevölkerung in Armut, an die sieben Millionen Menschen existieren von Hartz 4, weitere drei bis vier Millionen hätten zwar Anspruch auf die Grundsicherung, schämen sich aber zum Amt zu gehen. Das nennt Oppermann eine "Reform", das nennt Oppermann "modern", das nennt Oppermann "Erfolg". Deshalb kommt im kompletten Papier das Wort Arbeitslosigkeit nur einmal vor: In "Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit". Siehste: Arbeitslosigkeit ist einfach ein Regionalproblem.

Statt dessen klingelt Oppermann gern mal mit Wörtern "Denn nur eine gerechte Gesellschaft ist eine starke Gesellschaft, die für die Zukunft gewappnet ist. Gerechtigkeit ist die Voraussetzung für Fortschritt. Fortschritt ist notwendig, denn der wirtschaftliche Erfolg kommt nicht von selbst." Das Wort Reichtum ist durch die penetrante Klingelei nicht zu hören. Nichts davon, dass in der Zeit von SPD-Regentschaft und SPD-Mitregierung die Reichen den Fortschritt vom Millionär zum Milliardär gemacht haben. Nur die haben sich für die Zukunft mit dicken Aktienpaketen gewappnet und sind eine starke, ehrenwerte Gesellschaft geworden.

Wer wirklich wissen will was die SPD unter Zukunft und Gerechtigkeit versteht, der muss sich ins Wirtschaftsministerium des Herrn Gabriel schleichen und dort das Papier mit der Überschrift "Nur für den INTERNEN Gebrauch“ klauen: Dort lässt Gabriel darüber nachdenken, wie die 1,4 Billionen Euro Anlagekapital der Versicherungskonzerne gut angelegt werden können: In kommunaler Infrastruktur, in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP). Das Modell ist seit 2001 in Gebrauch, als die SPD-Bundestagsfraktion das ÖPP-Beschleunigungsgesetz durchgesetzt hat. Privat kauft billig Wasserwerk (Energiewerk, kommunale Wohnungen, Verkehrsstruktur), erhöht die Preise, wird noch reicher, Kommunen noch ärmer, Politiker wechseln vom Staat zu Privat und kriegen was ab.

Was abkriegen: Und schon fällt einem Ronald Pofalla ein, der einen schönen Posten bei der Deutschen Bahn abbekommen hat. Pofalla hat doch tatsächlich 2006, da war er noch CDU-Generalsekretär, auch ein Papier mit dem schönen Namen "Neue Gerechtigkeit" in die Welt gesetzt. Anders als Oppermann konnte der CDU-Mann manchmal sogar Klartext schreiben: "Die Chancen für ältere Arbeitslose, wieder eine Beschäftigung zu finden, sind minimal; und wenn man arbeitet, hat man nicht zwangsläufig mehr, als wenn man nicht arbeitet." Da muss doch den Oppermännern der Atem stocken: Darf man das so offen sagen? - Darf man, wenn die angebotene Lösung "Freiheit und Eigenverantwortung" heißt und ins Nichts führt. Im SPD-Papier kommt man immerhin bis zum Begriff "Autonomie" der Beschäftigten. Freiheit heißt auf Sozialdemokratisch eben Autonomie, Selbstbestimmung: Selber schuld, wenn Du nicht beschäftigt bist, ganz bestimmt.

Die SPD hat den Chor ihrer Wähler gehört: Sie geht dahin, wo die Merkel ist. Da ist ihr Zuhause. Die neue soziale Gerechtigkeit ist die alte. Gerhard Schröder hat sie erfunden, Angela Merkel hat sie gefunden, Thomas Oppermann macht ein Papier draus. Und selbst das ist bei Pofalla abgeschrieben.

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Manchmal komme ich spät nach Hause und dann ist die Nationalgalerie schon da. Fast immer mit Informationen, die man sonst nicht bekommt. Diesmal mit dem Oppermann-Papier. Bisher kaum bekannt aber entlarvend. Diese Form der Öffentlichkeit hätte...

Manchmal komme ich spät nach Hause und dann ist die Nationalgalerie schon da. Fast immer mit Informationen, die man sonst nicht bekommt. Diesmal mit dem Oppermann-Papier. Bisher kaum bekannt aber entlarvend. Diese Form der Öffentlichkeit hätte sich Herr Oppermann sicher nicht vorgestellt. Aber er hat sie sich verdient.

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Irene Schäfer
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Da hat mich doch der Galerist recht überrascht! ! !

Darf mensch denn von diesen versammelten Politclowns wirklich erwarten, dass ihnen immer wieder was Neues einfällt um ihre Wähler und die sonstigen BürgerInnen zu verblöden. Damit wären ja...

Da hat mich doch der Galerist recht überrascht! ! !

Darf mensch denn von diesen versammelten Politclowns wirklich erwarten, dass ihnen immer wieder was Neues einfällt um ihre Wähler und die sonstigen BürgerInnen zu verblöden. Damit wären ja selbst intelligente Menschen überfordert, immer und überall Esprit absondern zu können. Also ist es doch völlig normal und verständlich, dass sie von einander klauen und abschreiben Oppermann von Profalla, oder Pausbacken-Erzengel Gabriel die Mutti-Merkel imitieren will.

Denn eines ist schon klar: was machen müssen sie, um den Schein zu wahren, dass sie sich ums Land, seine Zukunft und seine Menschen kümmern. Dafür ist dieses große Theater ja nun mal da. Und wer, wie Profalla und viele andere, nach den Mühen der Tiefen des Politikerdaseins aufsteigen will in die gut dotierten, höheren Sphären der Wirtschaft, muss sich für diese schon zuvor Verdienste erwerben und die entsprechenden Sporen verdienen.

Und da es inzwischen gute Politikertradition ist, die eigenen Doktorarbeiten abzuschreiben, oder gar abschreiben zu lassen, da kann doch nicht erwartet werden, dass dies bei solchen Propagandapapieren anders gehen sollte.

Warum auch? Die Leute lesen und merken es sowieso nicht. Nur so penetrante, nicht konforme Medien, wie die RationalGalerie und wenigen anderen fällt es auf. Die Main-Stream-Medien sind zu blöd dafür und ihre Schreiberlinge viel zu gut dotiert.

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Aleksander von Korty
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Nicht einmal in diesen Zeiten, in denen angesichts des Flugzeugunglücks Trauer angesagt ist, können Sie schweigen. Entfernen Sie mich sofort aus Ihrem Verteiler!

Kurt Kemper
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Bla-Bla-Oppermann,
könntest Du mal begreifen, dass zuerst der Erfolg kommt, und dann daraus erst der Fortschritt wird — und nicht umkehrt.

Sarah Steinkopff
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Zunächst herzlichen Dank an Uli Gellermann, sich auch von den tiefen Sphären eines Oppermann nicht abzuschrecken zu lassen und diese angemessen zu beleuchten!

Offen gesagt, was soll man da noch weiter kommentieren angesichts des geradezu...

Zunächst herzlichen Dank an Uli Gellermann, sich auch von den tiefen Sphären eines Oppermann nicht abzuschrecken zu lassen und diese angemessen zu beleuchten!

Offen gesagt, was soll man da noch weiter kommentieren angesichts des geradezu hirnrissigen Oppor(mann)tunismus, dem die SPD vollends erlegen ist. Vollends deshalb, weil es einen völlig verbogenen Rückgrats bedarf, sich vor dem Hintergrund des sozialen Kahlschlags dieser Partei und des ekeligen Anbiederns an das Kapital, dennoch vorzugeben etwas zu sein was man de facto nicht ist. Als Alternative zu krumm fallt mir ad hoc nur noch blöd ein, geschmeichelt naiv.

Ansonsten - je widerlicher die Gesinnung, desto aussichtsreicher die Karrierechancen in dieser Organisation. Die Führungsriege dieser Partei macht das überdeutlich, erst politisch und danach privatwirtschaftlich.

Und das mit den um 25% ist vor diesem Hintergrund noch ein Hohn, möglich u.a. deshalb, weil DIE LINKE dabei ist eine große Chance mittels Anbiederung zu ersticken.

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curti curti
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Zu Kurt Kemper:

Fast wäre es Ihnen gelungen, den dicken Knoten, der sich zu diesem Thema wie eine häßliche Kröte in meinem Hals festgesetzt hat, heraus zu würgen. Ich übe jedoch weiter Disziplin und halte meine Lippen fest verschlossen, denn im...

Zu Kurt Kemper:

Fast wäre es Ihnen gelungen, den dicken Knoten, der sich zu diesem Thema wie eine häßliche Kröte in meinem Hals festgesetzt hat, heraus zu würgen. Ich übe jedoch weiter Disziplin und halte meine Lippen fest verschlossen, denn im Gegensatz zu Ihnen möchte ich in Anbetracht dieser Tragödie einfach meinen Mund halten. Ich gebe Ihnen nur eins mit auf Ihren weiteren Weg. Eine Frau Von Der Leyen am Unfallort hätte eventuell noch Sinn gemacht. Denken Sie mal bei ihrem Abgang aus diesem Forum darüber nach, was damit wohl gemeint sein könnte.

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Paul-Wilhelm Hermsen
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Am 26. März 2015 schrieb Kurt Kemper:

Nicht einmal in diesen Zeiten, in denen angesichts des Flugzeugunglücks Trauer angesagt ist, können Sie schweigen. Entfernen Sie mich sofort aus Ihrem Verteiler!

Haben Sie auch schon die Zeitungen- und...

Am 26. März 2015 schrieb Kurt Kemper:

Nicht einmal in diesen Zeiten, in denen angesichts des Flugzeugunglücks Trauer angesagt ist, können Sie schweigen. Entfernen Sie mich sofort aus Ihrem Verteiler!

Haben Sie auch schon die Zeitungen- und Zeitschriftenredaktionen informiert, dass sie gefälligst den Mund halten sollen? Die Fernsehanstalten, die doch tatsächlich ihr normales Programm bringen? Sind das alles gedankenlose oder gar zynische Menschen? Wie lange dauern denn bei Ihnen persönlich „diese Zeiten“? Ich denke mal, angesichts der vielen Gräuel und Toten in der Welt, die z.B. durch deutsche Waffen ihr Leben verlieren, angesichts des vielen Elends und Leids, verursacht durch zynische und machtbesessene Politiker der Schwadroneur-Art wie ein Oppermann, sollten Sie sich ein Pflaster über den Mund kleben. Denken Sie nicht?

Leute der Pharisäer Art, wie Sie es für mich zu sein scheinen, gibt es zuhauf. Trauer findet in der Stille statt und im Herzen der Menschen. Und nicht auf dem Papier oder Bildschirm, wo Sie sich bei Letzterem hier offensichtlich als ein ganz besonders empathischer Mensch gerieren wollen.

Frage: Lesen gestatten Sie sich aber schon und Schreiben von Pamphleten? „In diesen Zeiten“? Die stehen mit ihrem Geschehen nicht still, auch wenn Sie das gerne in speziellem Falle so sehen möchten mit Maulkorbverhalten-Anordnung. Wissen Sie schon: Sie können zu allem was sagen, Sie müssen aber nicht. Diese Beachtung hätte Ihnen die Peinlichkeit Ihrer „Antwort“ erspart.

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Ingrid Böhm-Duwe
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Uli Gellermann
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Danke für den interessanten Artikel, Herr Gellermann.

Herr Kemper, ja es ist schrecklich was da passiert ist, dennoch dreht sich das Rad weiter! Und es heißt auch nicht, dass man deswegen nicht trauert! Sorry, total unsinniger Kommentar - erst...

Danke für den interessanten Artikel, Herr Gellermann.

Herr Kemper, ja es ist schrecklich was da passiert ist, dennoch dreht sich das Rad weiter! Und es heißt auch nicht, dass man deswegen nicht trauert! Sorry, total unsinniger Kommentar - erst denken, dann schreiben!

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Silke Hauptkorn
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Herr Kurt Kemper,

welches Flugzeugunglück meinen Sie denn?, wir haben so viele davon in den letzten Monaten durch Abstürze erlebt, das 1. ist bis Heute nicht aufgeklärt weil der Westen die Daten unter Verschluss hält, das 2. war ebenso Kurios wie...

Herr Kurt Kemper,

welches Flugzeugunglück meinen Sie denn?, wir haben so viele davon in den letzten Monaten durch Abstürze erlebt, das 1. ist bis Heute nicht aufgeklärt weil der Westen die Daten unter Verschluss hält, das 2. war ebenso Kurios wie unglücklich und bei dem aktuellen Flugzeugunglück soll sich der Kapitän aus dem Cockpit ausgeschlossen haben und sei so, (wahrscheinlich den Schlüssel vergessen) auch nicht mehr ins Cockpit zurück gelangt. Das sagt Zeit-Online" unter Berufung auf eine anonyme Quelle" Bei Maischberger vom Vortag war der Notruf Mayday oder ein vorheriges Pan Pan bei der Flugsicherung eingegangen bei der Airline jedoch nicht und die reguläre Reiseflughöhe sei um 10:45 Uhr erreichte sagt Germanwings-Chef Winkelmann, nach Flightradar 24 oder FlightAware erreichte das Flugzeug die Reiseflughöhe jedoch schon um 10:26 Uhr, also ca 20 Minuten früher. Was kommt als nächstes?, Religiös motivierter Co-Pilot oder nur Lebensmüde?, wir werden es noch erfahren.

Und eines verstehe ich auch nicht, Sie schrieben: "Nicht einmal in diesen Zeiten, in denen angesichts des Flugzeugunglücks Trauer angesagt ist, können Sie schweigen." Warum sollte er und es ist Sache des Einzelnen wie er mit der Tragödie umgeht aber trotz des Flugzeugunglücks wird ja weiter Politik gemacht, wir könnten auch trauern über die aktuelle Politik und die bis Heute produzierten Millionen von Toten, denn wenn wir das vergessen, also angemessen zu reagieren auf eine tödliche Politik, kommen wir demnächst aus dem Trauern nicht mehr hinaus, freundlichst Ulrich Fiege

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Ulrich Fiege
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Also in meiner Stadt lassen wir uns das Hartz-IV-Jubiläum nicht vermiesen. In einem Festakt verleihen wir die Silberne Ehrennadel für die Teilnahme an der 25. sinnlosen Maßnahme und verteilen Armutszeugnisse. Dazu gibt es ein Büffet mit Arme...

Also in meiner Stadt lassen wir uns das Hartz-IV-Jubiläum nicht vermiesen. In einem Festakt verleihen wir die Silberne Ehrennadel für die Teilnahme an der 25. sinnlosen Maßnahme und verteilen Armutszeugnisse. Dazu gibt es ein Büffet mit Arme Ritter, sauren Äpfeln, kalten Kaffee und alten Wein in neuen Schläuchen.
Natürlich kann es Probleme geben, wenn so ein Grieche uns einen sauren Apfel klauen will. Ob die Polizei uns schützen kann ist ja nicht sicher, weil deren Überstunden durch Pegida und so ja noch gewerkschaftlich geregelt sind. Da wäre es natürlich schön, wenn eine Securityfirma mal PPP-Geld bekommt. Obwohl, in den Stadtteilen mit sozialen Problemlagen läuft das ja schon. Dort, wo man einfach so vor sich hin feiert und nicht wertvolle Regierungsarbeit. Wo man echte Leistungsträger immer noch nicht zu schätzen weis.
Überhaupt, was soll das Genöhle über Billonen in der Versicherungswirtschaft? Wo sollen die denn hin mit ihrem Geld, wenn nicht in Krankenhäuser, Infrastruktur und Luft und Wasser ? PPP eben? Vielleicht in Credit Default Swaps oder Leerverkäufte?

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Dario Vo
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