Es beginnt langweilig zu werden: Ja, die Bundesrepublik ist den USA ausgeliefert. Und ja, Frau Merkel ist die Statthalterin der Vereinigte Staaten. Und auch die Merkel-Sprech-Maschine tut es noch: "Abhören von Freunden geht gar nicht." Sie hat eine echte Variationsbreite drauf: "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht" hat sie schon mal gesagt, auch die brutale Variante: "Abhören von Freunden, das ist inakzeptabel", kam ihr bei Gelegenheit über die Lippen. Die Merkel lügt wenn sie den Mund aufmacht. Das weiß jeder, sagt aber keiner. Statt dessen läuft eine große parlamentarische Inszenierung auf der Berliner Bühne. Ein Kasperle-Theater, das sich als Drama ausgibt.

Kasper Gabriel hängt sich aus dem Guck-Kasten, wedelt mit seiner Pritsche und sagt: Die Merkel-Gretel war´s. Die hat gesagt, dass sie nichts gewusst hat. Hat aber doch was gewusst, ätsch! Kommt der dicke CDU-Polizist, schiebt den Vorhang beiseite und brummt ins Publikum: Liebe Kinder, das Steinmeier-Krokodil hat doch schon damals, als der Schröder noch König war, die deutsche Daten-Demokratie gefressen und als "Memorandum of Agreement" mit den Amerikanern wieder ausgespuckt. Kreischen im Medien-Publikum: Der Steinie war´s, der Steinie war´s, lag mit der NSA im Gras! Aus dem Hintergrund lispelt die geheime Maaßen-Schlange: Nicht jeder Fehler ist ein Skandal, aber jeder Skandal ist ein Fehler. Also nichts Neues diesseits des Vorhangs. Doch hinter dem Vorhang, bei den sieben Bergen, tagt seit gut einem Jahr der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages.

Eigentlich sollte der NSA-Ausschuss eine Freilicht-Bühne sein, auf der ein Riese die Hauptrolle spielt. Freilicht der Öffentlichkeit wegen, und Riese weil, glaubt man dem Grundgesetz, das Parlament und seine Ausschüsse das Volk repräsentieren. Doch schon die Regeln des Gremiums scheuen das Licht: Bei den geheimen Teilen der Sitzungen des NSA-Untersuchungsausschusses wird eine Metallkiste aufgestellt. Alle Handys und Tablets müssen dort deponiert werden. Niemand soll was Geheimes an die Öffentlichkeit geben können. Also untersucht der Ausschuss die Geheimnisse der Geheimdienste, aber natürlich geheim. Für einen wirklichen Aufklärer wäre jetzt das Zeichen gegeben: Geh heim! Wenn Du Deinen Wählern nichts mitteilen darfst: Tritt ab. Verlass´ die Potemkinsche Bühne, auf der sechs Vertreter der Regierungsparteien ihre eigenen Lügen untersuchen, während zwei Oppositions-Verteter irgendeine Miene zum schlechten Komödien-Stadl machen sollen.

Doch wer gedacht hätte, die Inszenierung einer Untersuchung könnte nicht noch schlechter werden, sah sich getäuscht: Der Hauptbelastungszeuge, Edward Snowden, wurde zur Untersuchung nicht eingeladen. Der hätte ja was Geheimes erzählen können, das hätten die Angeordneten dann nicht weitergeben dürfen. Und das hätten die Ausschuss-Mitglieder ihren Wählern nicht erzählen dürfen, nein wie peinlich, soll der doch in Russland bleiben. Weil er gemein fand, wie penetrant die links-grüne Minderheit aber doch den Snowden einladen wollte, trat der erste Vorsitzende des Ausschuss, Clemens Binninger, flugs zurück. Obwohl er eine Idealbesetzung war. Denn vorher war er bereits Chef im Untersuchungsausschuss „Terrorgruppe nationalsozialistischer Untergrund“, da konnte er schon mal üben, dass man einen Geheimdienst keinesfalls ernsthaft was fragen darf. Seine ausgewiesenen Nicht-Kenntnisse über die Ku-Klux-Klan-NSU-Connection wären im NSA-Gremium gut zu gebrauchen gewesen, denn auch hier geht es um eine US-Verbindung, die niemand so genau kennen darf.

Als dann der Binninger-Nachfolger, Roderich Kiesewetter, aus dem Ausschuss zurücktrat, weil der BND beim Reservistenverbande der Bundeswehr gespitzelt hatte - dem Kiesewetter als Präsident vorsteht - wäre es spätestens an der Zeit gewesen den Ausschuss platzen zu lassen. Aber dessen Mitglieder müssen diese Wendung als dramaturgische Zuspitzung der Inszenierung begriffen haben: Wenn der BND-Untersucher selbst vom BND untersucht wird, dann ist das doch brüllend komisch! Seit Charleys Tante hat es solch eine bekloppte Verwechselungskomödie nicht mehr gegeben. Der Geheimdienst guckt dem Geheimausschuss heimlich in die Unterwäsche, und der soll ihn später von allen Vorwürfen reinwaschen. Längst war der BND-Verbindungsmann aus dem Kanzleramt, Guido Müller, zum BND als Vize-Chef gewechselt. Wahrscheinlich weil er jetzt als Geheimnisträger nichts mehr zu Wahrheitsfindung beitragen darf. Der ehemalige Kanzleramts-Chef Ronald Pofalla wurde zur Sicherheit bei der Deutschen Bahn deponiert. Und man darf sicher sein: Bei dieser Abfindungs-Summe wird der nie das Maul aufmachen. Einmal war es im Ausschuss wirklich originell: Der Brigadegeneral Dr. Dieter Urmann, Leiter der Technischen Aufklärung des BND, berichtet, dass manchen Operationen nur händisch, in anderen Fällen maschinell - mit zusätzlichen manuellen Stichproben - durchgeführt wurden. Dass dabei etwas durchrutschte, was nicht durchrutschen durfte, sei nicht auszuschließen. So ist es: Das ganze Leben ist eine Rutschbahn: Der Aufstieg ist schwer, danach glitscht alles wie von selbst.

Noch immer tagt der Ausschuss. Obwohl das Publikum der Aufführung langsam müde ist. Denn offenkundig heißt ein Ausschuss deshalb Ausschuss, weil er Ausschuss produziert. Ein ordentliches Schlusswort wurde schon vor Monaten von unserem allseits verehrten Herrn Bundespräsidenten formuliert: "Dann ist ja nun wirklich zu sagen: Jetzt reicht’s auch einmal.“ Für ein spritziges Ende der Scharade sollte Kermit, der Frosch aus der Muppet-Show, auf die Bühne geholt werden, den Gauck-Satz aufsagen und mit seinem legendären Spruch das Publikum auffordern: "Applaus! Applaus!! Applaus!!!"

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Applaus ! Applaus ! ! Applaus ! ! !
für die köstlich-zutreffende Theaterkritik des Galeristen ! ! !

Doch verwundern darf dies Alles nicht ! ! !
Schließlich hat alles seine Geschichte ! ODER: Keine Wirkung ohne passende Ursache! !

Immerhin hat...

Applaus ! Applaus ! ! Applaus ! ! !
für die köstlich-zutreffende Theaterkritik des Galeristen ! ! !

Doch verwundern darf dies Alles nicht ! ! !
Schließlich hat alles seine Geschichte ! ODER: Keine Wirkung ohne passende Ursache! !

Immerhin hat der in dem Geschäft erfahrene und von den Gringos weich gespülte Nazi Gehlen in ihrem Auftrag damals bei der Gründung der BANANENREPUBLIK und von deren Gnaden den BND gegründet. Wem also anders sollte er dienen und nützlich sein ? ? Natürlich dem Imperium ! ! !

Das war schon immer so bei Vasallenstaaten. Das haben selbst vor zweitausend Jahren erfolgreich schon die alten Römer so praktiziert.

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Aleksander von Korty
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Jetzt möchte ich es doch zu gerne mal wissen, was passiert eigentlich, wenn deutsche Politiker mal nicht machen, was die USA wollen? Werden sie umgebracht? Wird ihr Konto gesperrt oder Nacktfotos verbreitet?
Was fürchten sie so.?

Hella-Maria Schier
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Mit Ihrem Artikel werden Sie der Rolle der linken und grünen Abgeordneten nicht gerecht, die im NSA-Ausschuss um Aufklärung ringen. Das ist schäbig.

Karl-Heinz Brunner
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Die grünen und linken Mitglieder des Ausschusses spielen tatsächlich eine Rolle: Die des Feigenblattes.

Uli Gellermann
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Was Sie da schreiben ist ja Anti-Parlamentarismus der wildesten Sorte. Diese Verunglimpfung des Parlamentes erinnert an die Pöbelei der Nazis in den 30er Jahren.

Rüdiger Bergmann
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Ich bin nicht anti- sondern außerparlamentarisch. Um die eigene Verunglimpfung kümmert sich das Parlament selbst.

Uli Gellermann
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So isses!
Mann, Mann, Mann ..ein Theater.
Ist aber nicht langweilig, oder?

Gisela Pietrzak
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Im Ergebnis also "nur" eine Wiederholungsposse aus dem politischen Komödienstadl, dessen deutsches EPI-Zentrum in Berlin angesiedelt ist. Die Themen variieren beliebig, jedoch in deutlich zunehmendem Tempo, während die grundlegende Misere...

Im Ergebnis also "nur" eine Wiederholungsposse aus dem politischen Komödienstadl, dessen deutsches EPI-Zentrum in Berlin angesiedelt ist. Die Themen variieren beliebig, jedoch in deutlich zunehmendem Tempo, während die grundlegende Misere vorsätzlich unangetastet bleibt. Das ist der Stoff aus dem für das staunende Publikum Träume projiziert werden. Kein Wunder, daß Mutti darin die Rolle der einzigartigen Erlöserin zukommt, deren Größe in gleichem Umfang zunimmt wie Inkompetenz und Arschkriechertum in Politklüngel und Wahlvolk. Beides bedingt sich.

Für die nächste BTW deshalb als Vorschlag, die folgende Karikatur zu plakatieren mit stellvertretendem Hinweis auf all die Parteien, die dieses System mehr oder weniger stützen. So würde wenigstens sichtbar der "Ehrlichkeit" mehr Ausdruck verliehen, nachdem von parlamentarischer Opposition, geschweige denn wirklicher Demokratie, kaum noch die Rede sein kann. Dafür steht auch die Magie der Raute!

http://www.stuttmann-karikaturen.de/karikaturarchiv_5599.html

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curti curti
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Der von Ihnen verwandte Begriff der "Potemkinschen Bühne" Bühne ist tautologisch: Eine Bühne ist immer unecht.

Lea Breton
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Stimmt. Ich hätte Jahrmarkts-Kulissen schreiben müssen.

Uli Gellermann
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UPPS ? Herr Bergmann,wo bleibt Ihr Humor ?
Für mich ist dieser Artikel wie die Anleitung zu einem Bühnenstück das sogar weltweit für Berühmheit des Parlamentes sorgen könnte ?
Es würde doch als Festspiel der Satire die Säale füllen und für...

UPPS ? Herr Bergmann,wo bleibt Ihr Humor ?
Für mich ist dieser Artikel wie die Anleitung zu einem Bühnenstück das sogar weltweit für Berühmheit des Parlamentes sorgen könnte ?
Es würde doch als Festspiel der Satire die Säale füllen und für brüllendes Gelächter Sorgen, Weltweit, ob der Dummheiten dieser Politdarsteller...

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Pat Hall
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Bei den ersten beiden Weltkriegen mußte Deutschland noch von den schwarzbraunen Bankster-Kreisen "Anglo-Amerikas" "geframet" werden, um es in die Selbstzerstörung zu treiben, in Kooperation mit den inländischen deutsch-nationalistisch...

Bei den ersten beiden Weltkriegen mußte Deutschland noch von den schwarzbraunen Bankster-Kreisen "Anglo-Amerikas" "geframet" werden, um es in die Selbstzerstörung zu treiben, in Kooperation mit den inländischen deutsch-nationalistisch Schwarzbraunen.

Diesmal ist es es nur noch eine Hülle, ein Vasall im "transatlantischen" EUSA-Marionetten-Theater der gekauften, ausgeforschten, erpreßten Regierungen und Pseudo-Parlamente.
Ein widerliches Schaus
piel, das uns in Medien-Trugbildern durch Presstituierte in `täglich alten´ Aufführungen vorgegauckelt wird.

Da gehe ich doch lieber in "Gellermanns satirisches Kasperle-Theater" mit dem "dicken CDU-Polizisten", den ich so gerne sehe...
Gegründet 1789.

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Benny Thomas Olieni
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Zu Hella-Maria Schier:

Der Fall wird nicht eintreten, deutsche Politiker tun, was die USA wollen!

Jürgen Keller:
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