Für die BILD-Zeitung ist der syrische Präsident Assad immer noch der "Schlächter". Ob man dort fairerweise demnächst den US-Präsidenten "Drohnen-Mörder" nennen wird oder die Kanzlerin "Waffen-Export-Königin", ist unsicher. Sogar das Zentralorgan deutscher Kriegsbegeisterung, die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt vom "Reden mit Assad". Mehr als 160.000 syrische Flüchtlinge in Deutschland lassen sogar schwer Blockierte nachdenken: Frau von der Leyen erkennt "gemeinsame Interessen" mit Russland in Syrien, Horst Seehofer fordert sogar eine Zusammenarbeit mit Putin, wenn es um Syrien geht. Auch die Mutter aller Flüchtlinge, Angela Merkel, erwägt eine Kooperation mit Russland in Syrien: ". . . sonst wird es keine Lösung geben". Nach vier Jahren blinder westlicher Kriegsbegeisterung, nach einer Viertelmillion toter Syrer, nach dem Versuch ein Regime auszuwechseln, das den USA nicht so gut gefällt wie das Regime in Saudi Arabien, beginnt in Deutschland ein verzagtes Nachdenken.

Syrien, seit seiner Existenz in künstliche Kolonial-Grenzen eingepfercht, war nie das, was man in Europa unter einer Nation versteht. Die Loyalität der sehr unterschiedlichen Einwohner Syriens gehörte und gehört zumeist einer der vielen Ethnien oder Religionsgemeinschaften. Erst kommt die Familie, der Clan, dann lange nichts, dann vielleicht der Staat. Vor allem die syrischen Minderheiten – Kurden, Alawiten, Christen – fanden unter dem Patronat der Familie Assad, erst des Vaters dann des Sohnes, einen erzwungenen Schutz. Als der laizistische Grundgedanke des syrischen Staates beschädigt wurde – durch den Druck orthodoxer Sunniten wurde ein Bekenntnis des Präsidenten zum Islam als obligatorisch durchgesetzt – geriet die Balance der Interessengruppen in Syrien zunehmend in eine Schieflage: In den 1980er Jahren forderten in Syrien Vertreter der sunnitischen Opposition sogar die Liquidation der Alawiten. Tatsächlich ist die syrische Opposition bis heute im Wesentlichen durch Sunniten geprägt: Sie wird von der orthodoxen Muslimbruderschaft beeinflusst und erhält ihre Waffen und ihre Ideologie primär aus Saudi Arabien und Katar. Diese Gemengelage eines religiös kaschierten Interessenkampfes hat den Westen nie gehindert, zu behaupten, dass Assad einem Krieg gegen das eigene Volk führe. Dahinter ließ sich das eigene Interesse, zu dem die Liquidierung des letzten russischen Militärstützpunktes in Syrien gehört, wunderbar verbergen.

Millionen von Flüchtlingen, brutale Zerstörungen und Massaker an Alawiten durch die oppositionelle al-Nusra Front – gern wurden auch Frauen und Kinder getötet, ohne einen "Schlächter"-Aufschrei auszulösen – irritiert Barack Obama bis heute nicht: "Russland glaubt weiter, dass Assad – der traditionell ihr Partner ist – jemand sei, der es wert ist, unterstützt zu werden. Aber wir werden Russland wissen lassen, dass sie nicht an einer Strategie festhalten können, die dazu verdammt ist, zu scheitern" erfährt die Welt vom Präsidenten der USA . Der eindimensional denkende Obama, versucht immer noch, die politische Tagesordnung in Syrien zu bestimmen. Dass er dafür seit Jahr und Tag mit den IS-Vorläufern, mit al-Qaida, mit al-Nusra und anderen Dschihadisten, paktiert, setzt nur jene US-Tradition fort, die ja auch die Taliban in Afghanistan unterstützte, um amerikanische Interessen durchzusetzen. Wer den Krieg in Syrien beenden will, muss mit allen reden. Auch mit Baschar al-Assad wird man sprechen müssen, der nach wie vor wesentliche Teile der Armee und ein kompliziertes Geflecht von syrischen Interessengruppen repräsentiert. Ganz zu schweigen von seinen Unterstützern im Iran und im Libanon.

Von der Menschenvernunft, die Verhandlungen verlangt, statt zu bomben, ist die offizielle deutsche Politik immer noch weit entfernt. Auch bei Frau van der Leyen, die erwägt mit Russland über Syrien zu reden, regt sich der schwere Einmischungs-Virus: Sie will den Bundeswehr-Einsatz in Iraks Norden, unweit von Syrien, ausweiten. Die Dame will mit deutschem Militär Probleme der USA lösen. Offenkundig sind ihr die rund 50.000 irakischen Flüchtlinge in Deutschland nicht genug. Denn augenscheinlich können nur die Flüchtlingsströme jene Vernunft herstellen, die vor dem Handeln das Gehirn einschaltet. Für die Toten des syrischen Krieges kommt diese Vernunft zu spät.

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Wieder einmal macht sich "bezahlt," dass man nach dem Kommando der terroristischen Supermacht hampelt. Noch humpelt die "europäische" Gemeinschaft nach dem Schuss ins eigene Knie, den sie sich wunschgemäß mit den Sanktionen gegen Russland...

Wieder einmal macht sich "bezahlt," dass man nach dem Kommando der terroristischen Supermacht hampelt. Noch humpelt die "europäische" Gemeinschaft nach dem Schuss ins eigene Knie, den sie sich wunschgemäß mit den Sanktionen gegen Russland verpasst hat. Da die Russen nicht so blöd sind, wird man weiterhin humpeln, weil die sich seriösere Partner gesucht - und gefunden - haben.
Flüchtlinge aus Syrien - wie lange gibt´s denn die überhaupt? Nachdem der Führer der terroristischen Supermacht Barack Obama - Friedensnobelpreisträger und überhaupt ein Supertyp - befunden hat, dass "Assad gehen muss," nicht ohne seine europäischen und die der englischen Krone unterstehenden "Partner" zu überzeugen, dass sie gefälligst zu spuren haben, sind eine Reihe von "Rebellen" - Söldner ist wohl die zutreffende Bezeichnung - dabei, das Land systematisch zugrunde zu richten. Neuerdings bietet ja die "Bekämpfung" dieser "Rebellen" der terroristischen Supermacht einen prima Vorwand, in Syrien drauflos zu bombardieren. Eine Wüste, in der sie sich mehr oder weniger frei bewegen kann, ist offensichtlich das, was die terroristische Supermacht Vereinigte Staaten von Amerika haben will.
Die europäischen Regierungen und Medien können beim besten Willen nicht anders als Mittäter und Komplizen bezeichnet werden. Was die "europäischen Werte" wert sind, nämlich einen Scheißdreck, sieht man am Umgang mit den Flüchtlingen, die zur Zeit massenhaft Zuflucht in der "zivilisierten Welt" suchen. Zuerst voll mitmachen bei der Verwüstung Syriens, Afghanistans, des Irak usw., und dann "überfordert" sein - was soll da wohl herauskommen? Wenn wir noch länger zusehen, sicher nix Gescheites ...

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Klaus Madersbacher
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Ein Hoffnungsschimmer? Wie immer bei Gellermann ist die Ansage klar, nur die "Macht" der Flucht bringt deutsche Politiker zum Einsehen. Ob das Auswirkungen auf die USA hat, wird man sehen.

Karin Hammesfahr
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Sie versuchen Assad hier als Retter der syrischen Minderheiten darzustellen. Er ist und bleibt ein Diktator, der seine Herrschaft grausam durchsetzt. Da können auch Ihre kosmetischen Versuche nichts ändern.

Peter Mergentheim
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Die syrische Mehrheit muss vor dem Krieg gerettet werden. Und dazu muss dringend die Frage beantwortet werden, warum die syrische Diktatur schlechter sein soll als die der Saudis.

Uli Gellermann
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Ich fürchte Herr Gellermann,die Flüchtlinge werden keine Vernunft bei den fremdgesteuerten Politmarionetten erzeugen können.Vernunft ist etwas was Marionetten zu 100% fehlt.

Wenn IM Erika mit Putin reden will,dann nur um ihm wissen zu lassen,daß...

Ich fürchte Herr Gellermann,die Flüchtlinge werden keine Vernunft bei den fremdgesteuerten Politmarionetten erzeugen können.Vernunft ist etwas was Marionetten zu 100% fehlt.

Wenn IM Erika mit Putin reden will,dann nur um ihm wissen zu lassen,daß seine Strategie zum Scheitern verurteilt ist.(Originalton der Marionette Obama).
Was wichtig wäre ,wäre eine internationale Ächtung der Kriegstreiber. Davon sind wir aber meilenweit entfernt.Oder haben Sie schon etwas derartiges vom Papst gehört oder von BanKiMoon oder , oder ... ?

Wenn sich wenigstens die Anständigen in krautistan dazu aufraffen könnten nicht vor Flüchtlingslagern -denn das sind wirklich arme Teufel- sondern vor den Privathäusern der Politbonzen ,der Bischöfe ,etc. zu demonstrieren.Hr.Gellermann Sie könnten dabei helfen indem Sie die Privatadressen veröffentlichen, falls Sie sich das trauen.

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Manfred Caesar
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Denkt man und liest man von praktischer US-Politik, kann einem das Sprichwort von den Hunden einfallen, dass eben noch lange nicht der gezüchtete Rassehund sondern durchaus der für den Gebrauch untaugliche Straßenköter dominant ist. Leider, aber...

Denkt man und liest man von praktischer US-Politik, kann einem das Sprichwort von den Hunden einfallen, dass eben noch lange nicht der gezüchtete Rassehund sondern durchaus der für den Gebrauch untaugliche Straßenköter dominant ist. Leider, aber wahr.
Historisch fällt zur US-Politik die Parallele zum Hochmittelalter auf. Da wurden Eroberungskriege geführt und situative Militärbündnisse geschmiedet. Die hielten, solange man sich in die Augen sah. In und nach den Feldzügen wurden in Ermangelung geeigneteren, loyalen Personals Hausbedienstete des Patronen als Lehnsherren eingesetzt. Deren Loyalität galt auch nur solange man sich in die Augen sah.
Das Stichwort: "Der eindimensional denkende Obama ..."

`Eindimensional denkend´, sofern man da überhaupt von `Denken´ reden kann, ist kennzeichnend für Reiz-Reaktions-Muster von Primaten. Lampe an - Speichelfluss.
Zum Erfassen einer Situation gehört schon zweidimensionales Denken. Realitätsnähe ist darin eine Entwicklungsqualität. "So ist es!" heißts komprimiert.
Um Menschen zu finden, die dreidimensional denken, muss man schon suchen. Die Abfolge von Situationen, die Differenzen zwischen den Abbildern und also `Entwicklung´ zu erkennen, ist schon menschlich intellektuelle und emotionale Meisterschaft. Dann auch noch in Prozessen zu denken und konform zu als objektiv erkannten Gesetzen Geschichte `zu machen´ - na die Zahl derer muss man auf der Welt mit der Lupe suchen.
Finden sich denn keine Methoden, Primaten und Raubritter aus der Politik zu verbannen?
Soweit zu "... Menschenvernunft, die Verhandlungen verlangt ...".
 

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Manfred Ebel
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"Merkel - die Mutter aller Flüchtlinge"
mit erhöhtem Drohn-Faktor durch Fan der Laien - die Drohnen-Königin.
Die anglo-amerikanisch angeführten NATO-Kriege lassen wirklich kein Auge trocken.
- Jetzt will die Verfassungsbruch-Drohnenkönigin also auch...

"Merkel - die Mutter aller Flüchtlinge"
mit erhöhtem Drohn-Faktor durch Fan der Laien - die Drohnen-Königin.
Die anglo-amerikanisch angeführten NATO-Kriege lassen wirklich kein Auge trocken.
- Jetzt will die Verfassungsbruch-Drohnenkönigin also auch noch Soldaten in den Irak entsenden?
Es wird immer doller. Und immer dreister.
Wenn ich dann noch den seltsam verstört wirkenden Herrn de Misère bei seinen Auftritten zum Scheitern von Schengen und zu den allgemeinen Auflösungs-Erscheinungen der EU erlebe, die er zu überkleistern versucht, frage ich mich:
Auf was für Drogen sind die?

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Benny Thomas Olieni
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Danke für Ihren Beitrag. Ich ärgere mich gerade über diesen Blödsinn: Die Frage, die sich in den letzten Stunden als Argument gegen die Schliessung der Grenze breitmacht: ob man sie alle erschiessen soll.
Es wäre doch ganz einfach, so wie bei...

Danke für Ihren Beitrag. Ich ärgere mich gerade über diesen Blödsinn: Die Frage, die sich in den letzten Stunden als Argument gegen die Schliessung der Grenze breitmacht: ob man sie alle erschiessen soll.
Es wäre doch ganz einfach, so wie bei einem Schiffsunglück zu handeln: Frauen und Kinder , Familien zuerst. Die starken jungen Burschen, die so an die 80 % der Flüchtlinge ausmachen, die würde ich in die Türkei zurückschicken. Dort waren sie ja wirklich nicht in Lebensgefahr - oder? Und was soll das herumgerede um Intergration? Alle Länder zusammen, auch Russland, und die reguläre syrische Armee sollen den IS in die Wüste jagen - dann können die Flüchtlinge wieder nachhause und ihr Land aufbauen. Die Kosten müssten mit UN-Beschluss den Ländern aufgebrummt werden, die an dem syrischen Chaos mitgewirkt haben, allen voran Saudi Arabien, die USA und die Türkei. Das sollte oberste Priorität sein. Meine Meinung.

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Edda Sörensen:
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Eine Antwort an Herrn Peter Mergentheim:

Wie haben die USA ihren Machtanspruch in Vietnam, dem Irak, in Libyen etc. etc. durchzusetzen versucht?
Was unterscheidet das Regime von Herrn Assad von dem Regime in Saudi Arabien, oder von dem des...

Eine Antwort an Herrn Peter Mergentheim:

Wie haben die USA ihren Machtanspruch in Vietnam, dem Irak, in Libyen etc. etc. durchzusetzen versucht?
Was unterscheidet das Regime von Herrn Assad von dem Regime in Saudi Arabien, oder von dem des jahrelang von den USA unterstützten Herrn Hussein und den anderen im letzten Jahrhundert von den USA-Machthabern unterstützten Diktaturen?
Stimmen Sie mir zu, daß der Begriff "Schurkenstaat" auf keinen Staat der Welt mehr zutrifft als auf die USA, die kein Recht und keine Rücksicht kennen, wenn sie mit verbrecherischen Mitteln immer wieder neu ihre geopolitische Vormachtstellung sichern wollen?

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Benny Thomas Olieni
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Europa und der Weltpolzist&Beschützer der westlichen Demokratie und Freiheit brachte den Krieg in den Nahn Osten. Das ist Fakt.
Die Souveränität dieser Länder ist dem Westen einen Kehricht wert gewesen.
Wer Krieg an diesen Ländern angezettelt hat...

Europa und der Weltpolzist&Beschützer der westlichen Demokratie und Freiheit brachte den Krieg in den Nahn Osten. Das ist Fakt.
Die Souveränität dieser Länder ist dem Westen einen Kehricht wert gewesen.
Wer Krieg an diesen Ländern angezettelt hat sollte auch für die Folgen aufkommen können,als man da z.B. sämtliche Militärs für diese kollateralen Schäden verantwortlich machen sollte !

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Pat Hall
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Danke für die klaren Worte, lieber Uli!

Der slowakische Premier nannte - als erster und einziger Staatslenker bisher - das Kind endlich in einem TV-Interview beim Namen:

"Man will nicht sagen, dass es EU-Länder gibt, die den Bürgerkrieg in Syrien...

Danke für die klaren Worte, lieber Uli!

Der slowakische Premier nannte - als erster und einziger Staatslenker bisher - das Kind endlich in einem TV-Interview beim Namen:

"Man will nicht sagen, dass es EU-Länder gibt, die den Bürgerkrieg in Syrien unterstützen. Man will nicht die Wahrheit hören, dass italienische, französische und spanische Flieger Libyen bombardiert haben."

Nicht vergessen sollten wir, dass AUCH Deutschland die ganzen Jahre über aktive und passive Mithilfe an die USA und NATO geleistet hat und NOCH IMMER LEISTET!!

Wir wollen keine weiteren Flüchtlinge mehr? Dann sollten wir bei diesem Wasserrohrbruch endlich den Haupthahn abstellen statt uns nur um das Aufwischen des entlaufenden Wassers zu kümmern!

Die schnellste Lösung wäre die, endlich mit der finanziellen, militärischen und auch passiven logistischen Unterstützung an sogenannte "Freunde" aufzuhören, die auf einen Krieg mit dem "Diktator Al-Assad" zuarbeiten! Man muss mal darauf achten: in unseren Nachrichten bezeichnet man Saudi-Arabien stets als "Königreich", wie im Märchen - das Königreich Syrien hingegen stets als "Diktatur". Das eine ist märchenhaft unschuldig, das andere quasi Nordkorea. Dabei herrscht in Saudi-Arabien tiefstes Mittelalter wo Körperteile abgeschlagen werden und Frauen nicht einmal Autofahren dürfen...

Erhellende Details was da wirklich abläuft (englisch) in 4 Minuten erklärt:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=5-Mc0ySVbxU

Unsere devote, staatliche Haltung Saudi-Arabien gegenüber:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=8iJxt1NC1tk

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Kay Macke
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