Golineh Atai, die Korrespondentin der ARD in der Ukraine ist ein Genie: Jüngst, nachdem in einem Gewerkschaftshaus in Odessa 40 Menschen verbrannten, wusste sie schnell wer die Brandstifter waren: "Prorussische Anhänger – Aktivisten – Demonstranten sind mit Bussen weitgehend in die Stadt (Odessa) gekommen und haben mit Waffen, mit Schlagstöcken, mit Molotow-Cocktails die Menge angegriffen.“ Die Schuldzuweisung für das Massaker ist damit klar: Die Pro-Russen, die haben angefangen. Und genial ist diese Feststellung, weil Atai zur Zeit ihres Kommentars 700 Kilometer von Odessa entfernt war, in Donezk, aber von dort aus alles im Auge hatte. Ukrainische Online-Medien vor Ort haben das ganz anders gesehen. Aber die waren ja vor Ort, das trübt die Objektivität. Und weil die ARD ein Hort der Objektivität ist, hat sie zu den Massaker-Ursachen auf "tagesschau.de" flugs die Kiewer Putschregierung zitiert: "Das Innenministerium in Kiew sprach von krimineller Brandstiftung". Na, wenn´s Kriminelle waren. . . Auf den Videos der lästigen Leute vor Ort sind Bewaffnete des "Rechten Sektor" zu erkennen, die das Gewerkschaftshaus stürmen. Macht nichts. Denn - so der Kriegsschäumer Stefan Kornelius in der "Süddeutschen Zeitung" - die Regierung in Kiew sei "durchaus respektabel". Die wird schon wissen was Wahrheit ist. So einer wie Kornelius würde offenkundig auch eine Bundesregierung mit NPD-Ministern als "durchaus respektabel" bezeichnen. Ein echter Demokrat der Mann. Doch den zynischen Höhepunkt lieferte die Website der "Deutschen Welle" zum Massaker mit der Schlagzeile: "Odessa: Brandherd am Schwarzen Meer". Schade eigentlich, dass denen nicht "Grillen an der Schwarzmeerküste" eingefallen ist. Das wäre noch origineller gewesen.

Keine westliche Kamera bei den Müttern, deren Kinder im Gewerkschaftshaus in Odessa verbrannt oder erstickt sind. Jede Menge Kameras und Mikrofone für jene Leute, die seit Tagen und Wochen fordern, die Russen sollten Einfluss auf die Oppositionellen in der Ost-Ukraine nehmen. Ob und wie viel Einfluss Russland auf die Aufständischen in der Ost- und der Süd-Ukraine hat ist unklar. Aber wenn der ehemalige russische Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin in Abstimmung mit dem Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, die Freilassung der Geiseln in Slawjansk erreicht, gröhlt die "Zeit" ihm hinterher "Putin kann sehr wohl eingreifen – wenn er will". Schade, dass der Mann vom Europarat nicht als Agent Moskaus entlarvt wurde. Die "durchaus respektable" Regierung in Kiew peitscht inzwischen im ukrainischen Parlament eine Entscheidung gegen ein Referendum zur Föderalisierung durch. Sicherheitshalber hat man die im Parlament vertretenen Kommunisten vorher ausgeschlossen. Die KPU wollte über die Morde an Zivilisten in Donezk, Luhansk und Odessa diskutieren. Über diese Verbrechen mochte die Timoschenko-Parlamentarier keinesfalls reden. Derweil fällt der Dame Merkel dies aus dem Mund: "Es ist wichtig, dass sich alle Mitgliedstaaten der EU mit der gleichen Botschaft an Russland wenden". Aber das tun sie doch seit Monaten: EU-Außenminister lungern auf dem Kiewer Maidan rum und feuern die oppositionelle Menge an. EU-Außenminister reichen bewaffneten Nazis die Hände. EU-Regierungen schweigen gleichzeitig, wenn ukrainische "Anti-Terror-Einheiten" die Menschen in der Ost-Ukraine terrorisieren. Die Botschaft an die Putschregierung ist klar und deutlich: Weiter so!

Manchmal rutscht dem ukrainischen Übergangspräsidenten Alexander Tutschinow, der sich als Vorsitzender des Komitees für Privatisierung die Taschen vollgestopft hatte, eine echte Wahrheit raus: "Sagen wir es doch mal ehrlich: Die Bürger dieser Regionen (Ost- und Süd-Ukraine) unterstützen die Separatisten, sie unterstützen die Terroristen, was die Durchführung der Anti-Terror-Operation erheblich erschwert." Hören wir einen Aufschrei der Steinmeiers und der Merkels? Da gibt der Putschisten-Präsident unumwunden zu, dass er zumindest in der Ost- und der Süd-Ukraine das Volk gegen sich hat. Und er beschwert sich, dass dieses blöde Volk sich seiner nagelneuen "Nationalgarde", rekrutiert aus den jetzt beschäftigungslosen Maidan-Truppen, entgegenstellt. Liest oder hört man in den deutschen Medien das Wort Menschenrechte? Nein. Zu lesen ist die hasserfüllte Überschrift auf der ersten Seite der "Süddeutschen Zeitung": "Kiew: Russland führt Krieg gegen uns". Bravo Kornelius, respektable Leistung. Nicht schlecht auch die ARD: Auf der Web-Site der Tagesschau, auf der das markige Merkel-Wort zur europäischen Geschlossenheit referiert wird, häuften sich die wütenden Kommentare der Zuschauer. Das ist der ARD zu viel. Deshalb liest man am 06. Mai 2014 um 16:46 Uhr auf der Seite: "Liebe User, meta.tagesschau.de ist derzeit überlastet. Deshalb kann diese Meldung im Moment nicht kommentiert werden. Mit freundlichen Grüßen, die Moderation." Der riesige und mächtige ARD-Apparat konnte zu der Zeit nicht mehr als neun Kommentare verkraften. Da irgendjemandem im Apparat auffiel wie lächerlich diese Begründung war, wurde die Kommentarfunktion kurzzeitig wieder geöffnet, um dann, nach 110 zumeist konträren Kommentaren, um 19.14 Uhr die Kommentar-Funktion erneut zu schließen. Mit folgender Begründung: "Liebe User, um Ihre Beiträge besser bündeln zu können, wird die Kommentierung dieser Meldung geschlossen. Gern können Sie das Thema hier weiter diskutieren:
http://meta.tagesschau.de/id/85042/europarat-moskau-signalisiert-gespraechsbereitschaft". Besucht man dann diese Adresse wird man weitergeleitet zu http://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-konflikt194.html Und dort liest man dann: "Die Kommentierung der Meldung ist beendet." Die wollen uns besser bündeln, um uns besser zu bescheissen.

Ein Wort von den EU-Gewaltigen, die der Ukraine eine Assoziierung und eine NATO-Mitgliedschaft aufschwätzen wollten, an ihre Marionetten in Kiew, und die Antiterror-Truppen blieben in den Kasernen. Ein Wort von den Urhebern der Unruhen, und die Kiewer Untergangsregierung müsste den russischen Vorschlag zu einer gemeinsamen Konferenz mit den Oppositionellen aus der Ost- und Süd-Ukraine annehmen. Aber die Anerkennung der Wirklichkeit, das Eingeständnis, dass man zu hoch gepokert hat, das kommt den USA-Verstehern nicht über die Lippen. Das würde ja die Kriegsgefahr mindern. Deshalb waschen die EU-Funktionäre im Akkord ihre Hände in Unschuld und zeigen mit ihren nach wie vor dreckigen Fingern auf Russland und johlen: Mach mal, Russe!

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Ich muss Sie leider auf zwei Schwächen Ihres Artikels hinweisen: Sie bemäkeln zwar die Äußerung von Frau Merkel zur Geschlossenheit der EU gegenüber Russland, bemerken aber nicht, dass die ARD dieser Geschlossenheit unmittelbar gefolgt ist: Sie...

Ich muss Sie leider auf zwei Schwächen Ihres Artikels hinweisen: Sie bemäkeln zwar die Äußerung von Frau Merkel zur Geschlossenheit der EU gegenüber Russland, bemerken aber nicht, dass die ARD dieser Geschlossenheit unmittelbar gefolgt ist: Sie hat schon die Kommentarfunktion geschlossen. Auch die von Ihnen formulierte Umwandlung des Namens der Kiewer "Übergangsregierung" in "Untergangsregierung" ist kontraproduktiv. Die Übergangsregierung heißt Übergangsregierung, weil sie die Interessen der ukrainischen Bevölkerungsmehrheit übergeht. Insofern trägt sie ihren Namen völlig zu Recht.

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Hans Dampf
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Ein prima Artikel und gar nicht schlecht für nen Wessi!
Die haben ja normalerweise weitgehend die Russophobie schon mit der Schluckimpfung im Kindergarten verabreicht bekommen. Und diese ARD-Tante ist ja wirklich an Ahnungslosigkeit gepaart mit...

Ein prima Artikel und gar nicht schlecht für nen Wessi!
Die haben ja normalerweise weitgehend die Russophobie schon mit der Schluckimpfung im Kindergarten verabreicht bekommen. Und diese ARD-Tante ist ja wirklich an Ahnungslosigkeit gepaart mit Linientreue nicht zu überbieten. Früher haben solche Geistesgrößen maximal das Wetter oder die Lottozahlen angesagt. Selbst die Aktuelle Kamera war differenzierteres Staatsfernsehen - im Nachhinein betrachtet. Aber wenn man 24 Millionen in einen neuen Tisch anlegt, dann bleibt halt kein Geld für gute Journalisten. Und man will sie ja auch nicht - Frau Krone-Schmalz als vermutlich Letzte mit Ahnung von Rußland in diesem Haufen wird von den angeblichen Qualitätsmedien ja weitestgehend boykottiert. Dafür kann man jetzt in den Tagesthemen manchmal die Beine der Moderatorin sehen ... Naja, wers braucht.

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Marc Berger
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Ihr russophiler Artikel ist zum Kotzen. Erst annektieren die Russen die Krim, dann destabilisieren sie die Ostukraine und Sie erwarten, dass die ukrainische Regierung ihre Truppen zurückzieht. Anders als Sie sind die nicht blöd.

Werner Brückner
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Während ich Ihren Artikel lese höre ich im Radio (rbb), dass in der Ostukraine "Anti-Terror-Truppen im Einsatz" sind. Die können nicht mal "so genannt" sagen, diese unerträglichen NATO-Sender. Ekelhaft.

Lisa Wegener
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Ich hoffe, Werner Brückner hat sich auf das eigene Hemd gekotzt. Dann hat er den richtigen getroffen.
Oder ist er nur blind und taub und kann gar nichts dafür?
Das neue Unwort "USA-Versteher" gefällt mir. Mir ist nämlich schon lange unklar, wieso...

Ich hoffe, Werner Brückner hat sich auf das eigene Hemd gekotzt. Dann hat er den richtigen getroffen.
Oder ist er nur blind und taub und kann gar nichts dafür?
Das neue Unwort "USA-Versteher" gefällt mir. Mir ist nämlich schon lange unklar, wieso einer, der nur die Wahrheit in unseren Medien hören will, damit gleich Putin versteht?!!

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Olaf Schliebe
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Ich sprach gerade mit meiner Mutter (Jahrgang 35) am Telefon.
Sie meinte das ganze sei nur noch im Vollrausch zu ertragen.
Ich selber denke das Michelle Mueterfering uns retten wird. Bin froh das wir im Zeitalter des Konkubinats richtige...

Ich sprach gerade mit meiner Mutter (Jahrgang 35) am Telefon.
Sie meinte das ganze sei nur noch im Vollrausch zu ertragen.
Ich selber denke das Michelle Mueterfering uns retten wird. Bin froh das wir im Zeitalter des Konkubinats richtige Volksbetreter in Berlin an den Futtertroegen der Macht haben.

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Joe Bildstein
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Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz - nicht nur in Deutschland, sondern wohl in allen Staaten dieser Welt. Es fordert, daß in Situationen außenpolitischer Bedrohung Burgfriede zu gelten habe. Wer immer sich selbst für staatstragend hält, wird...

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz - nicht nur in Deutschland, sondern wohl in allen Staaten dieser Welt. Es fordert, daß in Situationen außenpolitischer Bedrohung Burgfriede zu gelten habe. Wer immer sich selbst für staatstragend hält, wird dieses Gesetz befolgen und sich auf die Seite der eigenen Regierung schlagen, welchen Unsinn dieselbe auch immer von sich gibt. Da das Bild "des Russen", der "kommt", so tief in die Köpfe und Herzen der alten Männer eingebrannt ist, die bei uns wie überall diese staatstragenden Bedeutungen überwiegend wahrnehmen, ist die Stimmungslage einer solchen Bedrohung sehr schnell und leicht erzeugt.

Rußland hat einfach schlechte Karten. Will es das tun, was der Westen von ihm verlangt (die prorussischen Kräfte zurückpfeifen), muß es genau das tun, was der Westen ihm die ganze Zeit vorwirft, nämlich sich massiv in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einmischen, möglicherweise sogar militärisch eingreifen. Was auch immer es als nächstes tut, die passende Keule für die Antwort liegt bereit.

Derweil verfestigen sich die unheiligen Allianzen, verstricken sich die Akteure immer mehr in Schuld. Ausländische Mächte, Revolutionäre, Krisengewinnler, Faschisten, Separatisten instrumentieren sich wechselseitig für ihre Interessen. Gewinnen wird letztlich der, der sich an die wenigsten Regeln hält - beste Bedingungen für offene Gewalt. Für die Menschen, die Bürger eine klassische Loose-Loose-Situation, zur Wahl stehen Krieg, Bürgerkrieg oder Faschismus.

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Detlev Matthias Daniel
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Ich hab ja schon einiges gesehen mit meinen 46 Jahren. Aber die ukrainischen youtube-Videos vom Progrom in Odessa, das ist nichts für Leute mit Reizmagen.
Die Nichtberichterstattung darüber ist so ekelig wie unsere hörigen Volkszertreter, die den...

Ich hab ja schon einiges gesehen mit meinen 46 Jahren. Aber die ukrainischen youtube-Videos vom Progrom in Odessa, das ist nichts für Leute mit Reizmagen.
Die Nichtberichterstattung darüber ist so ekelig wie unsere hörigen Volkszertreter, die den Mist den Sie verzapfen sogar selbst glauben.
Was jetzt kommt hat nichts mehr mit polittristesse zu tun. Wir bekommen den heißen Herbst vorgezogen auf den Sommer.
Die massiven Truppenverlegungen für das im Juni in der Ukraine stattfindende NATO Manöver läßt einen größeren Zwischenfall während der Übungen vermuten. Halt ganz 9/11 like. Bloß blöd das da ausgerechnet die Turn,äh Fußball WM in Brasil stattfindet.
Ja und bei Onkel Sam läufts auch nicht gerade rund. Uns so oft stehen die Fenster nicht offen...
Aber die Oberspiesser sind momentan unsere Gleitmedien. Die zensieren was das Zeug hält.
Wenn ich gut drauf bin teste ich immer ein bischen rum was so geht. Ich halt mich da schon an die Spielregeln (nettiquette ist ein selten blöder Begriff) aber zu tief schürfen geht gar nicht.
Aber jetzt mal im Ernst: Uns wird bald allen das Lachen im Hals stecken bleiben. Und ich bin eigentlich kein Pessimist...

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Christoph Pauli
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Über den US-Schoßhund-Polacken strömt der West-Imperialismus ungehindert in die Ukraine hinein. Es sind die selben Strukturen wie in aderen Ländern auch! Zerstören...alles Platt machen....und dann als "Gönner " hervorteten ,!
Mein Gott, wie Doof...

Über den US-Schoßhund-Polacken strömt der West-Imperialismus ungehindert in die Ukraine hinein. Es sind die selben Strukturen wie in aderen Ländern auch! Zerstören...alles Platt machen....und dann als "Gönner " hervorteten ,!
Mein Gott, wie Doof ist das ?

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Pat Hall
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Der Ausdruck "Polacken" ist diskriminierend. Unsere polnischen Nachbarn sind Polen. Auch wenn ihre Regierung schoßhündlich gegenüber den USA agiert, ähnelt sie doch einfach nur der deutschen.

Uli Gellermann
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Der Kurs der polnischen Regierung, aus eigennützigen Interessen den Konflikt zwischen NATO und Russland möglichst zuzuspitzen, verstärkt meine ausgeprägte Aversion gegenüber der Regierung unseres Nachbarstaats. Gleichwohl finde ich den Begriff...

Der Kurs der polnischen Regierung, aus eigennützigen Interessen den Konflikt zwischen NATO und Russland möglichst zuzuspitzen, verstärkt meine ausgeprägte Aversion gegenüber der Regierung unseres Nachbarstaats. Gleichwohl finde ich den Begriff "US-Schoßhund-Polacke" in vorstehendem Leserbrief befremdlich. Das weckt unangenehme Assoziationen. Vor Beifall aus der falschen Ecke sollte die Galerie sich hüten. Und schützen.

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Björn Hagers
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