Eines Tages werden wir der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG dankbar sein: Wenn der Ernstfall eingetreten ist. Wenn Raketen in unsere Häuser einschlagen. Wenn die Kindertagesstätte leider unter Bomben verschwunden ist. Wenn nach dem atomaren Fallout die Dusche kein Wasser mehr gibt, weil sich alle gleichzeitig abduschen wollen. Denn: "Wegen der Krise in der Ukraine könnte in Zukunft auch der Zivilschutz wieder wichtiger werden" schreibt das Blatt und rüstet moralisch auf. Jüngst erklärte der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungs- und Zivilschutz, Christoph Unger: „So, wie sich die Bundeswehr mit neuen sicherheitspolitischen Grundsätzen an die Lage anpasst, muss das auch der Zivilschutz tun“. Aber, ergänzt die FAZ sorgenvoll: "Von den einst mehr als 80.000 (Luftschutz-) Sirenen wurden die meisten abgebaut."

Die kühl analysierende FAZ sieht "neue Herausforderung", denn "politische Diskussionen um einen Raketenabwehrschirm in Europa . . . und schließlich auch der Ukraine-Konflikt" werden im Zentralorgan der besseren Kreise als "zivile Schutzaufgabe" begriffen, die ja nichts anderes als die Kehrseite der neuen militärischen Aufgaben ist, die von der NATO in das Pflichtenheft der Bundesrepublik geschrieben wurden: "Wenn die NATO eine schnelle Eingreiftruppe aufbaut, die binnen zwei bis fünf Tagen an der polnischen Ostgrenze ist, dann hat das Auswirkungen auf die Zivilverteidigung. - Dann findet die Bündnisverteidigung 500 Kilometer östlich von Berlin statt", zitiert die FAZ den Luftschutzwart Unger mahnend.

Das ist der Klartext, den wir vom Organ der deutschen Wirtschaft erwarten: Wenn die NATO-Speerspitze den Russen in der Flanke kitzelt, könnte der Russe statt eines Lachanfalls einen Wutanfall bekommen, nur weil sich unser Bündnis schön weit vorne verteidigen will. Prophylaktisch, versteht sich, auch wenn der Russe uns noch nicht angegriffen hat. Aber da der Russe keinen Humor hat, jedenfalls nicht den der westlichen Werte, könnte der plötzlich 500 Kilometer westlich seiner Grenze auf das Kitzeln antworten und dann: "Könnten die Schutzräume der Bevölkerung keinen Schutz mehr bieten." Weil bereits 2007 von einer augenscheinlich friedensselige Regierung die "funktionale Erhaltung der Schutzräume eingestellt" wurde.

Alarmierend stellt die FAZ fest: "Bunker sind nicht verzichtbar, weil keine Gefahren existieren, sondern weil sie im Fall eines Angriffs nutzlos wären." Diese fahrlässige Umwandlung von Bunkern in Mehrzweckanlagen wie Kunst-Tresore oder Ausstellungsräume könne der Vorwärtsverteidigung glatt das Genick brechen, nur weil der zivile Rückraum fehlt: "Diese Vorwarnzeit ist bei der aktuellen Bedrohung nicht gegeben", zitiert die FAZ das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, weil ja der Ukrainekonflikt . . . , aber hier stockt selbst dem FAZ-Vorkriegs-Berichterstatter das Schreibprogramm vor lauter atemloser Vorwarnung. Denn jenseits der Flüsse Memel und Bug beginnt das böse Reich ohne Vorwanzeit.

Es muss ja nicht der Friedens-Nobelpreis sein, den man der FAZ für diesen Grundsatzartikel verleihen sollte. Der wurde ohnehin in den letzten Jahren etwas wahllos vergeben. Aber der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels käme schon infrage. Denn "Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor", wusste schon Cicero zu schreiben. Und der FAZ-Artikel ist sprachlich von jener Qualität, die, getragen von der eigenen Begeisterung, auch andere begeistert: Für den Ernstfall

Kommentare (13)

Einen Kommentar verfassen

0 Zeichen
Leserbriefe dürfen nicht länger sein als der Artikel
Anhänge (0 / 3)
Deinen Standort teilen
Gib den Text aus dem Bild ein. Nicht zu erkennen?
This comment was minimized by the moderator on the site

Nie wieder "ZIVIL-SCHUTZ"?
Eine stinkende "Losung"!
"Feste Jungs macht nur weiter so, ihr bekommt schon alles kaputt"!
Habe schon 2x "ZIVIL-SCHUTZ" erleben müssen; 1.x) 6 Jahre lang im "Heißen Krieg" im "Tausendjährigen Reich", 2.x) 40 Jahre lang im...

Nie wieder "ZIVIL-SCHUTZ"?
Eine stinkende "Losung"!
"Feste Jungs macht nur weiter so, ihr bekommt schon alles kaputt"!
Habe schon 2x "ZIVIL-SCHUTZ" erleben müssen; 1.x) 6 Jahre lang im "Heißen Krieg" im "Tausendjährigen Reich", 2.x) 40 Jahre lang im "Kalten Krieg" im "Friedens-Staat-DDR" ... und nun also das 3.x) im "Frieden-Kampf" der "US-NATO-BRD" gegen den "Aggressor" RUSSLAND! Da sag mir noch einer: "Alle guten Dinge sind Drei!"

Weiterlesen
Hans Jon
This comment was minimized by the moderator on the site

Auf der Website der EVP-Fraktion lese ich: "EU should tell Russia we are ready to go to war". Das meinen diese Drecksäcke ernst: Sie sind bereit in den Krieg zu ziehen. Natürlich nicht sie selbst oder ihre Kinder. Der Luftschutzkeller ist näher...

Auf der Website der EVP-Fraktion lese ich: "EU should tell Russia we are ready to go to war". Das meinen diese Drecksäcke ernst: Sie sind bereit in den Krieg zu ziehen. Natürlich nicht sie selbst oder ihre Kinder. Der Luftschutzkeller ist näher als man denkt.

Weiterlesen
Werner Harnischmacher
This comment was minimized by the moderator on the site

Ich sehe mich zum ersten Mal sprachlos.

Lutz Jahoda
This comment was minimized by the moderator on the site

Liebe Mitstreiter, hier einige Auszüge aus einem Artikel des Spiegel:
"Die Hauptsorge vieler Nato-Militärexperten ist ein Blitzkrieg ..."
"Einige Militärfachleute sind der Meinung, daß die Nato solch einer Offensive nur mit nuklearen Waffen...

Liebe Mitstreiter, hier einige Auszüge aus einem Artikel des Spiegel:
"Die Hauptsorge vieler Nato-Militärexperten ist ein Blitzkrieg ..."
"Einige Militärfachleute sind der Meinung, daß die Nato solch einer Offensive nur mit nuklearen Waffen begegnen kann."
"Sowohl die militärische Rechtfertigung als auch die Verteufelung durch die Friedensgruppen sind irreführend."
"Von ihren 3500 taktischen Atomwaffen, die für einen Angriff in Europa bereitliegen (bei der Nato sind es 7000) haben die meisten wohl eine Sprengkraft über 20 KT."
"Nach einer amerikanischen Studie über sowjetische militärische Aktionen wird "eine Reihe von Gegenschlägen erwartet, einschließlich nuklearer Angriffe, falls der erste Panzerdurchbruch mißlingt"."
"Um auf die Kreml-Führung nachhaltigen Eindruck zu machen, wäre noch einiges mehr nötig."
"sowjetische" legt nahe, dass der Artikel Geschichte ist. Er ist von 1978, fast genau 37 Jahre alt.
Frage 1: Wie oft hat seit dem Russland den Westen überfallen?
Frage 2: Was hat sich seit dem an der Rhetorik westlicher Politik und der Mainstream-Lügen-Presse geändert?
Frage 3: Was am Wesen des Kapitalismus hat sich gändert?
Frage 4: Was lernen wir daraus?

Herr Jon, nun machen Sie mal halblang und hören Sie mit dem Gesafte auf! Danken Sie denen, die verhindert haben, dass aus dem kalten ein heißer Krieg wurde - vor allem denen im Friedensstaat DDR!
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40617647.html

Weiterlesen
Manfred Ebel
This comment was minimized by the moderator on the site

"Vorkriegs-Berichterstatter" schlage ich als "Wort des Jahres 2015" vor.
Falls der Krieg bis dahin nicht ausgebrochen worden sein sollte..
Übrigens ist in diesem Fall der Schritt vom BErichterSTATTER zu dessen Nachfolger wohl nicht sehr weit.


Der...

"Vorkriegs-Berichterstatter" schlage ich als "Wort des Jahres 2015" vor.
Falls der Krieg bis dahin nicht ausgebrochen worden sein sollte..
Übrigens ist in diesem Fall der Schritt vom BErichterSTATTER zu dessen Nachfolger wohl nicht sehr weit.


Der FAZismus-Artikel ist aus meiner Sicht deshalb ganz besonders beklemmend, weil er zeigt, daß die zitierten Schwafelköpfe die Situation, die der Dritte Weltkrieg bringen würde, überhaupt nicht begriffen haben.
Gegen das, was diesmal für uns vorbereitet wurde, sind die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs eine kleinere Vorübung gewesen.


Die technische Infrastruktur hier in Europa kann binnen kürzester Zeit (Stunden?) mit heutigen militärischen Mitteln komplett ausgeschaltet werden, die heutige Menschheit hier ebenfalls.
- Womit deutlich ist, daß wir als Menschheit am Ende der Sackgasse der herrschenden Gesellschaftsform und Denkform angekommen sind. Da hilft kein noch so kluger Kopf hinter dem FAZismus-Blatt.
-

Herzlichen Dank, Uli Gellermann!
Falls es ein "Nachher" geben sollte, wünsche ich den Überlebenden diese Essays als Buch!


Weiterlesen
Benny Thomas Olieni
This comment was minimized by the moderator on the site

Lieber Herr Olieni und liebe Freunde, Ihr kennt das:

"Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden." (Brecht 1951)
Ich bin froh,...

Lieber Herr Olieni und liebe Freunde, Ihr kennt das:

"Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden." (Brecht 1951)
Ich bin froh, das in der DDR-Schule gelernt und begriffen zu haben.

Weiterlesen
Manfred Ebel
This comment was minimized by the moderator on the site

Bei manchen Texten von Herrn Gellermann bin ich (wie bei diesem) unsicher: Er hat einen hohen Informationswert und eindeutig politischen Charakter. Zugleich ist er aber auch unterhaltsam, das scheint mir bei diesem Thema fast frivol zu sein.

Ilse Herrnhäuser
This comment was minimized by the moderator on the site

Bei dieser kriegstreiberischen Politik der GRINGO-Oligarchen, die offenbar völlig hemmungslos auch einen Atomkrieg in Europa in Kauf nehmen, quälen mich in letzter Zeit zunehmend wilde, verrückte Phantasien und es fallen mir immer wieder drei...

Bei dieser kriegstreiberischen Politik der GRINGO-Oligarchen, die offenbar völlig hemmungslos auch einen Atomkrieg in Europa in Kauf nehmen, quälen mich in letzter Zeit zunehmend wilde, verrückte Phantasien und es fallen mir immer wieder drei Namen ein:

BERTOLD BRECHT
ZAR ALEXANDER II.
OLEG WLADIMIROWITSCH PENKOWSKI

Von Bert Brecht fallen mir aus seinem Stück: "Die Tage der Commune" aus dem Lied "Resolution der Kommunarden" immer wieder die letzten Zeilen ein:
"In Erwägung ihr hört auf Kanonen,
andre Sprache könnt ihr nicht verstehn,
müssen wir dann eben,
ja das wird sich lohnen,
die Kanonen auf Euch drehn!"

Und dann verfalle ich in meinem wilden Träumen in tiefe Depression, denn die beiden anderen Genannten haben die Chancen versaut, diesen GRINGO-Imperialisten das Fürchten zu lehren. Denn wenn Atomraketen auch ohne lange Vorwarnzeit unter ihren eigenen Nasen stehen würden, würden sie vielleicht noch einmal mehr darüber nachdenken, dass wer mit dem Feuer spielt, auch sich selbst verbrennen kann.

Zar Alexander II.verkaufte 1877 für läppische 7,2 Millionen Gold-Dollar Alaska an das GRINGO-Imperium und Oleg W. Penkowski war der Agent des CIA in der UdSSR von dem John F. Kennedy im August 1962 von der geplanten Stationierung sowjetischer Raketen auf Cuba erfuhr.

Da Geschichte nicht so wünschenswert läuft, wie dass manchmal nützlich wäre und ich es mir in meinen Träumen mitunter vorstelle, wird der friedliebende Teil der Menschheit zwangsläufig andere Wege finden müssen um den GRINGOS in ihre gefährlichen Arme zu fallen, wenn unsere Spezies auf diesem schönen Blauen Planeten noch ein paar Millionen Jahre länger leben will.

Schließlich sind wir noch sehr jung. Anthropologen schätzen unsere Existenz auf nur 3 Millionen Jahre. Haie gibt es schon seit 300 Millionen Jahren. Über 90 % unserer Spezies hätte es durchaus verdient auch so alt zu werden.

Weiterlesen
Aleksander von Korty
This comment was minimized by the moderator on the site

Dreht den Leuten den Geldhahn-zu. Dann wird´s ruhig werden um sie - im Job-Center, .

http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/weisse-rose/61009/flugblatt-i

Ernst Grobschmied
This comment was minimized by the moderator on the site

Und Cicero, den Uli passenderweise anführte, sagte auch:

"Der ungerechteste Frieden immer noch besser als der gerechteste Krieg."

Und um einmal bei Zitaten zu bleiben, schrieb Brecht: "Die Schriftsteller können nicht so schnell schreiben, wie die...

Und Cicero, den Uli passenderweise anführte, sagte auch:

"Der ungerechteste Frieden immer noch besser als der gerechteste Krieg."

Und um einmal bei Zitaten zu bleiben, schrieb Brecht: "Die Schriftsteller können nicht so schnell schreiben, wie die Regierungen Kriege machen; denn das Schreiben verlangt Denkarbeit."

Denn das Fazit ist ja: Gut Ding will Weile haben! Wobei der „Qualität“ von Kriegen bereits eine Note verliehen wird.

Weiterlesen
Ingrid Böhm-Duwe
Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht
Lade weitere Kommentare