Wenn Sie in Ihrer Nähe das Wort "Mission" hören, sollten Sie unbedingt in Deckung gehen. Denn im Tarnanzug-Sprech der militarisierten deutschen Medien bedeutet Mission Krieg. Noch ist die Afghanistan-Mission nicht beendet, schon soll die Bundeswehr zu einer weiteren Missionierung aufbrechen. Das Ziel ist das afrikanische Mali und eigentlich ist die Bundeswehr bereits seit dem Februar 2013 mit einem Bundestags-Mandat in Mali unterwegs. Aber weil eine militärische Lösung des Bürgerkrieges seit zwei Jahren nicht gelingt, soll die deutsche Armee ihr Kontingent jetzt verstärkt in die Kämpfe werfen: "Deutschland hat ein besonderes sicherheitspolitisches Interesse an der weiteren Stabilisierung Malis", teilte uns das Verteidigungsministerium in seiner Gnade jüngst mit und vergass zu erwähnen, dass "Stabilisierung" eines dieser Worte ist, das die nächste Granate ankündigt.

Würden Sie Frau von der Leyen ein gebrauchtes Gewehr abkaufen? So blöde darf eigentlich keiner sein. Aber die kampftrunkene deutsche Medienlandschaft hat der Dame Leyen hat schon im Januar 2014 folgenden Satz ohne Mucken abgekauft: "In Zentralafrika entfaltet sich ein blutiger Krieg zwischen Christen und Muslimen. Wir können nicht zulassen, dass der Konflikt die ganze Region in Flammen setzt." Ein Satz, mit dem die Frau schon damals eine Verstärkung des Bundeswehreinsatzes in Mali begründete. Nicht mitteilen wollte von der Leyen, dass es Gold gibt in Mali. Nach Südafrika und Ghana hat Mali die drittgrösste afrikanische Gold-Industrie. Auch Uran kann man im Land finden. Und natürlich ist die missionierende USA in Mali unterwegs: 1998 bildeten rund 70 Soldaten der US-amerikanischen 3rd Special Forces Group im Rahmen des Trainingsprogramms African Crisis Response Initiative (ACRI) ein malisches Bataillon für "Friedensmissionen" aus. Und wie jeder weiß: Wo US-Forces sind, da ist der nächste Krieg nicht weit entfernt.

Doch mitten in der tödlichen Stille deutscher Medien meldete sich jüngst sogar Theo Sommer, früherer Herausgeber der ZEIT, staatlich geprüfter Atlantiker und als "Bilderberger" keiner linken Regung verdächtig: "Jeder dritte Flüchtling, der letzthin aus dem Mittelmeer gefischt worden ist, stammt aus Mali. Sie flohen ein korruptes Regime, das wir nicht mit unseren Hilfsgeldern stützen sollten. - - Präsident Ibrahim Boubacar Keïta aber hat sich, kaum gewählt, für 37,5 Millionen Euro – ein Drittel des jährlichen deutschen Entwicklungszuschusses – ein prunkvolles Präsidialflugzeug angeschafft, obwohl er bereits eines hat." Mit Boubacar Keïta steht ein Mann der heimischen Oligarchie an der Spitze Malis, dessen Streitkräfte schon seit 2007 von der Bundeswehr unterstützt werden: Es wurde ausgemustertes Gerät, darunter 32 LKW, 14 kleine Boote und vier Wolf Geländewagen von der Bundeswehr nach Mali geschafft. Im Jahr 2009 wurde Mali ein offizielles Partnerland der Ausstattungshilfe für ausländische Streitkräfte. Außerdem wurde ein Ausbildungszentrum für Bundeswehr-Pioniere gebaut.

"Das Land ist eine Drehscheibe für die Flüchtlingsrouten", sagte Frau von der Leyen den Deutschen ins Gesicht. Es sei daher "wichtig, dass Mali dauerhaft befriedet wird und Schlepper nicht weiter ihre üblen Geschäfte machen". In die Reihe der Befriedungs-Argumente hat sich jetzt ein neues eingeschlichen. Ging es bisher vorgeblich um Freiheit, Menschenrechte oder Terrorbekämpfung, will die Verteidigungsministerin jetzt auch noch die Flüchtlinge bekämpfen. Gleich vor Ort will sie befrieden was das Zeug hält. Zunehmend ist auch das Grundgesetz auf der Flucht, das weder den Grund noch den Ort der neuesten Mission erlaubt.

Bisher wurden nur 9900 Flüchtlinge aus Mali bei ihrer Flucht über das Mittelmeer gezählt. Tote nicht eingerechnet. Der Staat Mali ist ein Zerfallsprodukt des Kolonialgebietes "Französisch-Sudan". Der weiße Mann herrschte dort von 1890 bis bis 1960. Von daher ist es nur logisch, dass die Kinder des Kolonialismus zur Quelle ihres Elends fliehen, dorthin wo die ihnen geraubten Rohstoffe in Kapital verwandelt wurden, wo die Gründer ihrer künstlichen Staaten zu Hause sind. Schon die einfache Beobachtung der letzten Jahre besagt, dass militärische "Missionen" nur die Zahl der Flüchtenden erhöht. Zu solchen Beobachtungen ist die Regierung Merkel offenkundig nicht in der Lage. Statt dessen speist die oberste Fluchthelferin ihre Wähler und auch die Flüchtlinge mit dem Satz "Wir schaffen das!" ab. Wer zugleich Waffen in alle möglichen Krisengebiete exportiert und auch deutsche Soldaten, dessen Zynismus wird nur mühsam mit dem dünnen Firnis der Humanität übertüncht. Das einzige was Merkel & Co. wirklich schaffen, ist das Grundgesetz. Und zwar ab.

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Ich lese das(...) erst im nachhinein, die Überschrift reichte mir. Ein Klacks, gemessen an den gewohnten Zahlen der Öl-Verbraucher. Vor kurzem hatte ich darauf hingewiesen, dass es der Wirtschaft, in Hinblick auf VW, schlecht gehen wird. Und!...

Ich lese das(...) erst im nachhinein, die Überschrift reichte mir. Ein Klacks, gemessen an den gewohnten Zahlen der Öl-Verbraucher. Vor kurzem hatte ich darauf hingewiesen, dass es der Wirtschaft, in Hinblick auf VW, schlecht gehen wird. Und! Traurig! Wirtschaftskrieg?

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Eard Wulf
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Die Flüchtenden aus den Kriegs- und Hungergebieten machen Geschichte, selbst mit ihren Toten. Es ist ein fürchterlicher Satz, den ich hier schreibe.

Der Kessel der Unterdrückung explodiert - der der Kolonial- Imperial- und IWF-Systeme.

Aber "sie"...

Die Flüchtenden aus den Kriegs- und Hungergebieten machen Geschichte, selbst mit ihren Toten. Es ist ein fürchterlicher Satz, den ich hier schreibe.

Der Kessel der Unterdrückung explodiert - der der Kolonial- Imperial- und IWF-Systeme.

Aber "sie" weigern sich zu begreifen, daß jede Fahnenstange auch mal ein Ende hat.
Die Kriege nach 1989 - (25 Jahre Einheit !!!) sind gigantisch. Eine Bahn der Verwüstung.

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Hannes Stütz
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Es ist ein grundlegendes Problem, Menschen dort anzusiedeln, bei dennen die Tante die Schwester ist. Wenn das ein konjunktur-programm sein soll, dann hat unsere "Mutti" extrem daneben gehauen. Das sage ich, als Linker - von links. Es ist doch...

Es ist ein grundlegendes Problem, Menschen dort anzusiedeln, bei dennen die Tante die Schwester ist. Wenn das ein konjunktur-programm sein soll, dann hat unsere "Mutti" extrem daneben gehauen. Das sage ich, als Linker - von links. Es ist doch klar, das es in einer homogenen Gesellschaften ein Ungleichgewicht geben wird.. Ich habe die "Kloppe" erlebt, die einem ausesnstehenden blüht. Aber, hey, unsere Gesellschaft - schaft auch dasssss.

--
ich konnte nicht anders

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Eard Wulf
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Das „Linke“ daran ist mir entgangen.

Uli Gellermann
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Ach, Herr Gellermann – es ist zum K!

G. Pietrzak
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Uli Gellermann wiedermal extraklasse!!! Besonders gut gefällt mir:<"Zunehmend ist auch das Grundgesetz auf der Flucht, das weder den Grund noch den Ort der neuesten Mission erlaubt."> Aber der gesamte Artikel an sich ist eine Glanzleistung. Lieber Uli, so gut, so treffend, so sarkastisch, so ironisch haben Sie schon lange nicht mehr formuliert. Gratulation und...

Uli Gellermann wiedermal extraklasse!!! Besonders gut gefällt mir:<"Zunehmend ist auch das Grundgesetz auf der Flucht, das weder den Grund noch den Ort der neuesten Mission erlaubt."> Aber der gesamte Artikel an sich ist eine Glanzleistung. Lieber Uli, so gut, so treffend, so sarkastisch, so ironisch haben Sie schon lange nicht mehr formuliert. Gratulation und Danke!!!

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Markus Schmitz
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"In Zentralafrika entfaltet sich ein blutiger Krieg zwischen Christen und Muslimen. Wir können nicht zulassen, dass der Konflikt die ganze Region in Flammen setzt. Ein Satz, mit dem die Frau schon damals eine Verstärkung des Bundeswehreinsatzes...

"In Zentralafrika entfaltet sich ein blutiger Krieg zwischen Christen und Muslimen. Wir können nicht zulassen, dass der Konflikt die ganze Region in Flammen setzt. Ein Satz, mit dem die Frau schon damals eine Verstärkung des Bundeswehreinsatzes in Mali begründete."
- Wir haben nochmal Glück gehabt, lieber Uli Gellermann.
Stellen Sie sich vor, dieser Konflikt zwischen "Christen und Muslimen" hätte sich in China entfaltet! Dann stünde die Bundeswehr jetzt in China.
Das wäre noch viel gefährlicher!
- Oder stellen Sie sich vor, dieser Konflikt zwischen "Christen und Muslimen" würde sich in unserem hiesigen besetzten Gemeinwesen entfalten!
Dann bekämen die Übungen im Häuserkampf durch die Bundeswehr einen echten Zusatz-Nutzen!
- Frau Drei-Weltkrieg-Taft, halten Sie ihre Augen offen, zum Wohle des deutschen Volkes, wie immer! 
Wir dürfen auch vor Bundeswehr - Einsätzen in China oder in der BRDDR nicht zurückschrecken, wenn es gilt, "Muslime" vor "Christen" zu schützen, oder umgekehrt, oder beides, oder auch das nicht.


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Benny Thomas Olieni
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Im Deutschen Mainstream kaum eine Zeile zu Mali. In der Rationalgalerie: Auf der Startseite. Und mit Fakten, Fakten, Fakten. Danke!

Carla Breuer
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Sehr geehrter Herr Gellermann,
ein kleiner Hinweis zu Ihrem neuen Artikel:

Bekanntlich wurden die Rohstoffe (z.B. in Mali) in der Regel nicht "geraubt", sondern (meist von ausländischen Konzernen) gekauft.
Und zwar zu sog. Weltmarktpreisen, die...

Sehr geehrter Herr Gellermann,
ein kleiner Hinweis zu Ihrem neuen Artikel:

Bekanntlich wurden die Rohstoffe (z.B. in Mali) in der Regel nicht "geraubt", sondern (meist von ausländischen Konzernen) gekauft.
Und zwar zu sog. Weltmarktpreisen, die täglich an den einschlägigen Börsen neu bestimmt werden und steigen bzw. sinken können.

Aber für Menschen, die vom Kapitalismus sowieso kaum etwas wirklich verstanden bzw. begriffen haben, ist das nicht schlimm genug.
Weshalb diese stets übertreiben müssen.

Desweiteren schaffen Merkel und Co. das Grundgesetz nicht ab, sondern entwickeln das in ihrem Sinne weiter.
(Was die Mächtigen schon stets gemacht haben, schließlich ist das deren Gesetz.)
Zumal die sog. Notstandsgesetze, welche diese Gesetze im Ernstfall jederzeit außer Kraft setzen können, bereits längst (mit überwältigender Mehrheit im Parlament) und völlig legal beschlossen wurden.

Aber naja, was ist schon die Wirklichkeit gegen die Phantasien eines älteren Mannes.

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Sie haben eine Meinung, wie schön.

"Unter der Bezeichnung Kongogräuel wurde die systematische Ausplünderung des Kongo-Freistaats etwa zwischen 1888 und 1908 bekannt, als Konzessionsgesellschaften, vor allem die Société générale de Belgique, die...

Sie haben eine Meinung, wie schön.

"Unter der Bezeichnung Kongogräuel wurde die systematische Ausplünderung des Kongo-Freistaats etwa zwischen 1888 und 1908 bekannt, als Konzessionsgesellschaften, vor allem die Société générale de Belgique, die Kautschukgewinnung mittels Sklaverei und Zwangsarbeit betrieben. Dabei kam es massenhaft zu Geiselnahmen, Tötungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen. Es wird geschätzt, dass acht bis zehn Millionen Kongolesen den Tod fanden, etwa die Hälfte der damaligen Bevölkerung.". So "kauften ausländische Konzern" ein, das ist, ein wenig verfeinert, bis heute so.

Und Frau Merkel "entwickelt das Grundgesetz weiter". Na klar, wie die Nazis mit der Notverodnung die Weimarer Verfassung weiter entwickelten. Nur ohne Notverordung.

Und wenn Sie jetzt auch noch Ahnung hätten, dann wäre das noch schöner.

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Uli Gellermann
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Das schlimme daran ist das Sie Links anders interpretierten als ich, meine "Vorfahren" waren echte Kommunisten - begutbar, und begehbar, auf einem der letzten Friedhöfe - mit Plasteschildern. Für jemanden, der links des Rechts aufgewachsen ist,...

Das schlimme daran ist das Sie Links anders interpretierten als ich, meine "Vorfahren" waren echte Kommunisten - begutbar, und begehbar, auf einem der letzten Friedhöfe - mit Plasteschildern. Für jemanden, der links des Rechts aufgewachsen ist, der nicht weiss, welche Sorgen, Ängste, Nöte und "die Berliner"(Jargon) mit sich tragen, haben Sie tatsächlich eine hochtragende Meinungsvielfalt. Ich möchte Ihren Beitrag nicht, damit, schmälern. Er ist wichtig und Richtig! Nehmen Sie sich dennoch die Zeit, sich umzuhören.

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Eard Wulf
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Mit solchen Vorfahren kann ich natürlich nicht konkurrieren. Wo tragen Sie denn Ihr Gütesiegel?

Uli Gellermann
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Aus mehreren längeren und sehr intensiven Aufenthalten kann ich berichten: Malier sind samt uns sonders sehr friedvolle Menschen. Das Individuum geht in der Gemeinschaft auf. Keïta z.B. ist eine der verbreitetsten Familienverbände in Westafrika....

Aus mehreren längeren und sehr intensiven Aufenthalten kann ich berichten: Malier sind samt uns sonders sehr friedvolle Menschen. Das Individuum geht in der Gemeinschaft auf. Keïta z.B. ist eine der verbreitetsten Familienverbände in Westafrika. Daneben und gleichberechtigt gibt es Coulibaly und einige weitere. Traditionen einschließlich nativer Religionen bestimmen durchgehend das Denken und Verhalten, auch etwa vordergründig christliches (3%) oder muslimisches(>90%), die gut nachbarschaftlich zusammenlebten.
Tradition ist bspw. auch, dass jeder, der im Beispiel Keïta heißt und also aus dem Familienverband stammt, jeden anderen Keïta unbedingt unterstützt. Geld und materielle Güter sind nicht "meins" wie der westliche Wert, sondern dienen einer Gruppe von je etwa 20 Familienmitgliedern.
Staats- und Verwaltungs- und juristische Grenzen nach westlichen Vorstellungen sind ein aufoktroyertes widernatürliches Etwas.
Fähigkeiten, Mentalität, Tradition und Denken der Malier unterscheiden sich so grundlegend von unseren Vorstellungen, dass wir unsere Urteile seinerzeit ständig(!) über den Haufen werfen konnten.
Fazit meiner Erfahrungen und Erkenntnisse von vor 10 Jahren sind, dass Mali und Afrika keine Chance haben (sollen), jemals den Lebensstandart der sog. westlichen Welt zu erreichen. Für den Imperialismus sind sie gut für die Rohstoffressource und sonst nichts.

Von Deutschland kennen Malier Fussball und Autos. Ihre Vorstellungen von Europa sind die aus dem Werbefernsehen und Soaps und dass Europäer immer Geld in der Tasche haben. Anfang der 2000er Jahre lernte ich auch einige ehemalige Soldaten und Offiziere kennen, die zu deren Ausbildung bei der deutschen Bundeswehr in D waren.

Aus eigener Anschauung kann ich die Leser versichern, dass v.d.L.´s Satz richtig lauten muss: "In Zentralafrika entfaltet[en wir] ... ein[en] blutige[n] Krieg zwischen Christen und Muslimen [und werden es immer wieder tun]."

Ich kann ergänzen, dass ein Projekt zur eigenverantwortlichen, kurzfristigen und vollständigen agrarischen Lebensmitteleigenversorgung von malischen ministeriellen Verantwortlichen begeistert aufgenommen wurde. 5 Mio. Investitionen konnten sie allerdings nicht aufbringen. In Deutschlands Hilfsorganisationen und bei der UNCCD fand sich letztlich niemand, der es aufgreifen oder unterstützen wollte.

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Manfred Ebel
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