Die "Frankfurter Allgemeine“. Dieser Name klingt nach edlem Konservatismus, nach altem Geld und jungem Kulturteil. Nach journalistischer Unabhängigkeit, nach Leitmedium und dem jahrzehntelang in der Werbung für das Blatt behaupteten "Klugen Kopf". Die FAZ hat nun jüngst ihr papierenes Produkt mit einem wuchtigen Video über einen US-Flugzeugträger ins Internet geschickt – mit der Reportage "24 Stunden auf der ‚Roosevelt‘ : 100.000 Tonnen gegen den Terror".

Man muss schon entschieden dumm oder erheblich korrumpiert sein wenn man als Journalist den alten Bush-Slogan vom Kampf gegen den Terror recycelt und ohne Anmerkung einfach weitergibt. Auch die Art, in der die FAZ diese US-Propaganda-Behauptung weiterreicht, ist ziemlich eklig. Mit jeder Menge sklavischer Anbetung eines Spitzen-Mordinstrumentes: "Das Leben an Bord des amerikanischen Flugzeugträgers ‚USS Theodore Roosevelt‘ ist entbehrungsreich" weiß die Reportage-Crew der FAZ zu erzählen. Im Stil der Hollywood-Navy-Werbefilme der 50er Jahre, gestaltet die FAZ die Dokumention fast wie einen Spielfilm. Mal das Bild vom kühnen Piloten am immer blauen Himmel, dann im Gegenschnitt total ästhetische Bilder vom Dienst auf dem grandios fotografierten Stahlkoloss. Jeden Moment erwartet man den flotten Navy Marsch "Anchors Aweigh" zu hören, aber das hat sich die FAZ dann doch gespart.

Gespart wurde ansonsten an nichts: Selbst wenn man berücksichtigt, dass die FAZ für die Darsteller und den schwimmenden Drehort nichts hat zahlen müssen, bleiben doch Kamera- und Schnitt-Team und jene gut entlohnten Redakteure, die sich für nichts zu schade sind. Die geschätzten Kosten des Videos liegen eher bei 100.000 als bei 10.000 Euro. Aber vielleicht ist die FAZ ja auch in Dollar bezahlt worden, da ist der Kurs gerade günstig. Der Kurs führt den Flugzeugträger geradewegs nach Syrien, wo angeblich "Kampfhandlungen mit türkischen Soldaten" drohen. Kein Gedanke daran, dass man auf der schwer gepanzerten ‚USS Theodore Roosevelt‘ ziemlich ruhig und sicher schlafen kann, anders als die Zivilsten, die bei den Kriegs-Einsätzen – die natürlich bei der FAZ "Mission" heißen – immer wieder mal amerikanische Bomben oder Raketen auf die Köpfe kriegen. Frauen, Männer, und auch Babys, die von der US-Navy seit Jahrzehnten befreit werden. Zumeist von ihrem Leben.

Denn die ‚Theodore Roosevelt‘ war schon überall, wo die USA missionieren: Im Desert Storm (2. Golfkrieg), 650.000 Tote. Im Iraqi Freedom (Irakkrieg), zwischen 946.000 und 1.120.000 tote irakische Zivilisten. Doch Fragen nach solch unappetitlichen, blutigen Einzelheiten mag die FAZ nicht stellen. Da berichten die Reporter lieber über "Fitnessgeräte, einen Basketballplatz und Tischtennisplatten; zudem Cafés, Gemeinschaftsräume – und jede Menge Unterhaltungselektronik" auf dem Kriegsschiff. Und gelobt wird auch gern: "Nur die besten Piloten der Welt können auf einem Flugzeugträger landen. Damit ihnen das gelingt, ist höchste Konzentration gefordert." Die FAZ konzentriert sich am liebsten auf Public-Relation, auf offenkundig bezahlte Reklame, statt auf Journalismus.

Zur Zeit verfügen die USA über eine Flotte von insgesamt elf Flugzeugträgern. Sie sind die dicken Knüppel der Amerikaner zur Beherrschung der Meere. Mit ihnen werden geostrategische Ziele durchgesetzt. Schon die Anwesenheit dieser Dickschiffe vor "feindlichen" Küsten lässt Regierungen darüber nachdenken, ob man sich nicht lieber gleich den Forderungen der US-Regierung beugen sollte. – Die FAZ ist fraglos ein "Dickschiff" deutscher Publizistik: Mit 239.946 Exemplaren verkaufter Auflage ist sie schon vom Umsatz her beeindruckend. Mehr noch beeindruckt der Ruf der FAZ als Leit- und Qualitäts-Medium. Doch mit der Reportage über die ‚Roosevelt‘ hat sie nichts anderes abgeliefert als einen "Dicken Hund", ein empörendes, devotes Hochglanz-Produkt zur Propagierung des Krieges, das eigentlich ein Einschreiten des Pressrates verlangen müsste.

Doch der "Deutsche Presserat" ist offenkundig sogar auf den Hühneraugen blind. Sonst hätte er bereits im letzten Jahr, bei der kriegs-verherrlichenden Online-Reportage des FOCUS über den US-Flugzeugträger ‚USS Gerald R. Ford‘ protestieren müssen. Der 13-Milliarden-Dollar Flugzeugträger wird dort vom US-Präsidenten Trump als "Ein sehr gut aussehendes Schiff" gelobt. Die Produzenten von Fake-News bei der ‚Tagesschau’ preisen das maritime Mordinstrument sogar als "Keine Sparvariante eines Kriegsschiffs". –  Man muss den Presserat verstehen. Der Verleger-Verein weis: Das Anzeigengeschäft ist echt mau. Da können so ein paar Dollars für die Verquickung von falschem Journalismus und echter Reklame nur nützlich sein.

Rund 15.000 Euro!
Ein grandioses Spenden-Ergebnis
Beleidigungs-Prozess gegen Uli Gellermann

Auf dem Rechtsanwalts-Anderkonto sind bis jetzt 15.006,27 Euro eingetroffen. Dieses überwältigende Ergebnis wurde von mehr als 350 Leserinnen, Lesern und Freunden der RATIONALGALERIE mit Spenden von 5,00 Euro aufwärts aufgebracht. Immer noch berührt mich dieses großartige Beispiel politischer Solidarität sowie der materielle Beweis für politischen Verstand: Es geht um die Meinungsfreiheit, es geht um die Auseinandersetzung mit der Medienmacht im Land, es geht um die Luft zum Atmen für alternative Medien.

Die extrem fleißige Münchener Richterin Sylvia Silberzweig – die nach Feierabend zur Verhandlungsfähigkeit des Beklagen im Netz recherchierte – hatte leider bis heute nicht die Güte, das Protokoll der Hauptverhandlung und die Urteilsbegründung vorzulegen.

Wir haben Berufung gegen die Verurteilung wegen Beleidigung eingelegt und werden die Leser der RATIONALGALERIE umgehend über die juristischen Fortschritte informieren.

Ihnen und Euch meinen ganz herzlichen Dank.

Uli Gellermann

Kommentare (24)

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Die neue Spendenzahl ist einfach großartig. Zeigt sie doch, dass Solidarität keine leere Phrase ist.

Dora Lindner
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Der deutsche Presserat hat, wie Gellermann richtig bemerkt, sogar die Hühneraugen geschlossen. Der Club verritt nun mal die Interessen der Verleger. Die werden sich nicht mit der FAZ anlegen.

Harry Bergner
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Mit Schiffen wie der nuklear betriebenen T. Roosevelt und dem begleitenden Kampfverbund kann man einen kompletten Staat unterwerfen. Versenkt man sie, ist das Meer für Jahrtausende nuklear verseucht.

Ist doch geil?

Überlegene Waffen werden in...

Mit Schiffen wie der nuklear betriebenen T. Roosevelt und dem begleitenden Kampfverbund kann man einen kompletten Staat unterwerfen. Versenkt man sie, ist das Meer für Jahrtausende nuklear verseucht.

Ist doch geil?

Überlegene Waffen werden in jedem Schwartenegger-Filmchen glorifiziert. Die FAZ hatte diesmal "den Größten", durfte sogar an Bord. So was muss man nicht weiter ernst nehmen, nur der archaische Traum benachteiligter Männer. Bumm.

Raus aus der NATO. Fordert dieser Tage ... wer?

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Andreas Schell
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Es ist schon ein ziemlich ungewöhnlicher Schritt der alten Tante FAZ, dass sie von den üblichen Artikel über die gute USA zu einer offensiven, filmischen Militärpropaganda übergeht. Dafür war sich die konservative FAZ bisher zu "fein". Auch dass...

Es ist schon ein ziemlich ungewöhnlicher Schritt der alten Tante FAZ, dass sie von den üblichen Artikel über die gute USA zu einer offensiven, filmischen Militärpropaganda übergeht. Dafür war sich die konservative FAZ bisher zu "fein". Auch dass sie das Papierformat verlässt und in das eher verhasste Internet geht ist interessant: Geld übersteigt eben doch die höchsten Mauern.

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Lena Wegener
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Die Journalisten der staatstragenden Medien sind nicht nur Konzernlohnschreiber, sondern auch Pentagonpropagandisten. Aber es war doch schon immer so ! Das ist doch nicht erst jetzt mit der großen Russlandhatz entstanden. Was jahrzehntelang an...

Die Journalisten der staatstragenden Medien sind nicht nur Konzernlohnschreiber, sondern auch Pentagonpropagandisten. Aber es war doch schon immer so ! Das ist doch nicht erst jetzt mit der großen Russlandhatz entstanden. Was jahrzehntelang an antikommunistischer Hetze und Desinformation gekonnt und gezielt ablief wird einfach fortgesetzt.
Die über 1000 Mitarbeiter im Pentagon die für die Aussendarstellung der US-Politik in Europa zuständig sind schneiden doch nicht nur Ausschnitte aus, die wollen wirken ! Bei diesem FAZ-Beispiel sieht man wie gut das funktioniert. Vielleicht fließt ja sogar Geld für diese Art Journalismus.

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Ronald Wolf
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Die FAZ war immer und wird immer ein extrem rechskonservatives Schmuddelblatt der Bourgeoisie sein. Die heimlichen Royalisten und NATO&US Glaeubigen ergoetzen sich an dem Blatt.

Nach den Millionen Toten ist es unglaublich was dieses Blatt bringt....

Die FAZ war immer und wird immer ein extrem rechskonservatives Schmuddelblatt der Bourgeoisie sein. Die heimlichen Royalisten und NATO&US Glaeubigen ergoetzen sich an dem Blatt.

Nach den Millionen Toten ist es unglaublich was dieses Blatt bringt. Unter jedem Niveau.

Bei mir reicht es nicht mal zum aufsaugen des Schwitzwassers in meinem VW Kaefer (BJ 1973)

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joe bildstein
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Reklame machen nur die, die es nötig haben. Sagte mein lange verstorbener Vater früher immer.

Das Pentagon hat ein jährliches PR-Budget mit dem locker der Hunger in der Welt endgültig besiegt werden könnte.

Das die FAZ, vorher der Locus sich an...

Reklame machen nur die, die es nötig haben. Sagte mein lange verstorbener Vater früher immer.

Das Pentagon hat ein jährliches PR-Budget mit dem locker der Hunger in der Welt endgültig besiegt werden könnte.

Das die FAZ, vorher der Locus sich an diesem Budget, gegen erstklassiges Trommeln, bedienen dürfen, lässt tief blicken.

Denn nur die treusten (und blödesten) Arschkriecher werden aus diesem Topf bezahlt.

Das trifft für Medien, aber auchfür >>konservative<< Hollywood-Filmschaffende zu.

Nicht für umsonst hat das Pentagon vor Jahrzehnten bereits ein großes Büro in LA, zur engstmöglichen, vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Hollywoods Produzenten.

Ein Beispiel: >>Top Gun<< von 1986 wurde durch das Pentagon mit einem hohen Anteil an direkten Geldern und geldwerten Vorteilen für das Produzententeam Simpson/Bruckheimer finanziert.

Das deutsche Medien schon lange jeden Anstand verloren haben, beweist die FAZ hier nur wieder einmal mehr.

Morgen wird es jemand anderes sein...

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Alles nur Satire
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Joseph Conrads Erzählung „Herz der Finsternis“ aus dem Jahr 1899 beleuchtet Praxis und Wirkung der Kolonialpolitik auf Betroffene und Ausführende kolonialer Macht im ehemaligen Belgisch-Kongo - damals noch "Privatbesitz" des belgischen Königs...

Joseph Conrads Erzählung „Herz der Finsternis“ aus dem Jahr 1899 beleuchtet Praxis und Wirkung der Kolonialpolitik auf Betroffene und Ausführende kolonialer Macht im ehemaligen Belgisch-Kongo - damals noch "Privatbesitz" des belgischen Königs Leopold II. In dieser Novelle gibt es eine Szene, in der ein vor der Küste verankerters britisches Dickschiff - ein Panzerkreuzer - ohne ersichtlichen Grund eine Salve nach der anderen in den dichten Dschungel schiesst, ohne nachfolgend in der Lage zu sein überhaupt in Erfahrung zu bringen, worin der militärische Vorteil der Operation bestanden haben mag. Nichts versinnbildlicht besser die augenscheinlich nur für Waffenhändler lukrative Sinnlosigkeit kolonialistischen Tötens.

Flugzeugträger, die Träger heutigen Imperialismus, bringen nicht nur den Tod mit ihren Jets, sie können dank gleichzeitiger und nachfolgender Aufklärung wenigstens den Body-Count präzisieren und stellen nur daher einen militärischen Fortschritt dar. Aber auch mit Flugzeugträgern wurde seit dem 2. Weltkrieg kein Krieg mehr gewonnen. Von Korea bis Vietnam, von Afghanistan über Irak bis nach Syrien konnten sie nur dazu beitragen Territorien ins Chaos zu stürzen, Menschen zu töten und Umwelt zu verwüsten, ohne auch nur einen Hauch mehr Kontrolle ins Unternehmen Imperialismus zu bringen, als es die alten Kanonboote vermochten. Sie kosten einfach nur mehr Geld und mehr gegnerisches Leben. Nur deswegen sind sie das Lieblingsspielzeug der Waffenindustrie. Je mehr sie eingesetzt werden, um so besser für das Kapital. Nichts versinnbildlicht also besser die Korruption unserer Leitmedien, als deren unkritische Werbung für diese „hochmoderne" Form neo-kolonialistischen Tötens.

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Marc Britz
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Die Flugzeugträgerei wird abflachen. China und Russland haben öffentlich erklärt, nicht vom UN-Sicherheitsrat genehmigte Militäraktionen für bekämpfenswert anzusehen. So ein großes Schiff ist, bei geeigneten Angriffsmitteln, ein nicht zu...

Die Flugzeugträgerei wird abflachen. China und Russland haben öffentlich erklärt, nicht vom UN-Sicherheitsrat genehmigte Militäraktionen für bekämpfenswert anzusehen. So ein großes Schiff ist, bei geeigneten Angriffsmitteln, ein nicht zu verfehlendes Ziel. Elf Großziele zum künftigen Verschrotten. Die Hüttenindustrie der USA wird sich freuen. Mit der Zeit werden vielleicht die FAZ Finanziers der chinesisch-russischen Friedenshetze Tribut zahlen müssen.

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Klaus-Peter Kostag
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Von Verschrottung bisher keine Spur. Gerade erst ist im April 2017 der Gerald R. Ford-Träger in Dienst gestellt worden. Zudem sind weniger die Träger das Thema: Es geht um die sklavische Kriegspropaganda der FAZ.

Uli Gellermann
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Wenn die Menschen nicht ihre Waffen abschaffen, dann schaffen ihre Waffen die Menschen ab! Wer Waffen konstruiert, baut, handelt, verherrlicht, propagiert, besitzt und anwendet begeht ein Verbrechen gegen die Menschheit!!! Solche Verbrecher sind...

Wenn die Menschen nicht ihre Waffen abschaffen, dann schaffen ihre Waffen die Menschen ab! Wer Waffen konstruiert, baut, handelt, verherrlicht, propagiert, besitzt und anwendet begeht ein Verbrechen gegen die Menschheit!!! Solche Verbrecher sind allbekannt, laufen frei herum, sind so stinkreich, dass sie den Lauf der Geschichte bestimmen, bestimmen und nochmals bestimmen!

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Hans Informat-Ion
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