Auf Rügen haben sie noch nie eine Burka gesehen. Im Allgäu haben sie aber schon davon gehört. In Berlin wird davon geraunt: Man kenne einen, der habe letzte Woche oder so mal eine Burka gesehen, nicht in der Glotze, sondern live, in echt. Aber die 1000 Delegierten des CDU-Parteitages jubelten Angela Merkel zu, als die ein Burka-Verbot forderte: Erlösung, endlich, vom unerträglichen Burka-Terror befreit! Jetzt kann die deutsche Leitkultur ihren Siegeszug antreten. Eine Kultur, die jüngst von der sächsischen CDU und der bayerischen CSU sogar in einen Aufruf gegossen wurde: Für die „Ausgestaltung der Rolle Deutschlands in Europa und der Welt“. Ist das klar, ihr Ausländer?! Deutsche Rolle überall in der Welt!

Wem gehört die deutsche Kultur eigentlich? Frag mal einen aus den Eliten (früher treffender Fettaugen auf der Suppe genannt), was die so über die Kultur der Kleingärtner, Kegelvereinsmeier oder KiK-Käufer denken. Die sind denen so fremd wie illegal eingewanderte Albaner und machen nicht mal so eine gute Straßenmusik. Schon Individual-Reisende fühlen sich dem Pauschalreisenden so fern, dass die nie und nimmer in einer Nation Platz haben. Was geht eigentlich leit-kulturell bei Hartz Vierern ab? Wie, die haben die Elb-Philharmonie noch nicht von innen gesehen und werden das auch nie? Was soll man denn mit denen reden, wenn man zur Elite gehört? Und wer am Queen's College der Oxford University studiert hat, wie der ehemalige Kultur-Staatsminister Michael Naumann, der steht heute im überlangen Kaschmir-Mantel protestierend vor der russischen Botschaft und ist beleidigt, dass nur so wenige gekommen sind, die er kulturell gegen Putin anleiten könnte.

Zum Kampf „Für die Interessen Deutschlands als starkem Mitglied der westlichen Wertegemeinschaft“ ruft der Aufruf auf und auch wenn der Billig-Jobber nicht so genau weiß was das ist: In jeder dritten TAGESSCHAU kommt diese wertvolle Gemeinschaft vor. Und wenn die kerndeutschen Obdachlosen sich endlich mal mit der FAZ, der SÜDDEUTSCHEN oder der ZEIT gegen die Nachtkälte zudecken würden, dann könnten sie am Morgen über die Werte und die deutschen Interessen nachlesen. Bald ist Weihnachten. Und wer nicht weiß, was er dem Bettler vor dem Supermarkt Schönes schenken kann, der sollte mal über ein SPIEGEL-Abo nachdenken. Nie war das Blatt so voller Werte wie heute.

Die Angst geht um in Deutschland. Die Angst vor dem Abstieg. Am besten hat die AfD verstanden aus der Angst politisches Kapital zu schlagen. Sie gießt über die Fragmentierung der Gesellschaft eine schöne nationale Soße. Die pappt zusammen. Jetzt noch einen guten Feind ins Auge fassen, der FREMDE genannt, und schon kann aus der Angst eine prima Leitkultur werden. Eine Kultur, die einen dazu verleitet, sich besser zu dünken als man ist. Ja, wenn aus dem Kleingarten erstmal „Urban Gardening“ geworden ist, dann ist das zwar nicht richtig deutsch, aber ganz schön kulturell.

Jetzt schmeisst sie sich ran, die CDU, an die AfD. Gemeinsam mit den GRÜNEN und der SPD war sie an der Erzeugung sozialer Ängste tapfer beteiligt. Mit der nationalen Phrase hofft sie jetzt die Angst zu besiegen. Das wird kaum gelingen. Aber eine schöne Koalition mit der AfD nach den Bundestagswahlen, die könnte schon erreicht werden. Aus nationaler Verantwortung. Weil die Zahlen-Konstellation nichts anderes zulässt. – Wenn es die Burka nicht schon gäbe, sie müsste erfunden werden.

Am 13. 12. 2016 um 20.30 Uhr:


Sevim Dagdelen liest aus


ihrem Buch "Der Fall Erdogan“


Im Berliner Buchhändlerkeller


Carmerstr.1, 10623 Berlin-Charlottenburg

Es moderiert: Uli Gellermann

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Die Dummheit, tot! Welch phantastische Perspektive...

Eine schöne Rede des "Dr. med Hiob Praetorius" aus Curt Goetz' gleichnamigen Bühnenstück, hier in der Verfilmung mit ihm selbst:

https://youtu.be/QCFZsDqtM3o?t=354

Geschrieben 1934 , verfilmt...

Die Dummheit, tot! Welch phantastische Perspektive...

Eine schöne Rede des "Dr. med Hiob Praetorius" aus Curt Goetz' gleichnamigen Bühnenstück, hier in der Verfilmung mit ihm selbst:

https://youtu.be/QCFZsDqtM3o?t=354

Geschrieben 1934 , verfilmt 1950, noch unter dem Eindruck des völlig zerstörten Europas. Ich hab mal den Startpunkt des Videos verlegt, die volle Länge ist ebenfalls sehen/hörenswert. Wer die Verfilmungen der Goetz-Stücke mit Heinz Rühmann kennt, dem rate ich dringend, sich die mit Curt Goetz zu besorgen. Der Mann war ein Gigant der Sprache, des Wortwitzes und der (Selbst-)Ironie. Und fast alles davon zerstörte Rühmann mit seinem preussisch schnarrenden Tonfall und völlig abwesender Ironie.

Und wie man sieht, is Curt Goetz zeitlos. Wenn auch etwas altmodisch. Nun ja... er hat VOR der Emanzipation gelebt. Allerdings in einer künstlerischen und praktischen Symbiose (und Ehe) mit der Schauspielerin Valerie von Martens, die seine Arbeit beflügelte und unterstützte, und selbst "am Set" Regiearbeit übernahm , wenn der Mann gerade vor der Linse stand, wie man dem Vorspann des "Hauses in Montevideo" entnehmen kann. Einer meiner Lieblingsfilme! Vielleicht eine Filmempfehlung fürs Wochenende?

https://www.youtube.com/watch?v=9gA1hPZw3Ss

https://de.wikipedia.org/wiki/Curt_Goetz

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Thomas
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Das wäre aber sehr schade, wenn die CDU ein Burka-Verbot durchsetzen würde. Die Kanzler-Marionette, bekleidet mit einer Burka am Rednerpult im Reichstag würde mir gefallen!

Aleks Korty
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Ich finde Burkas ganz grässlich. Und das ist mir nicht nur ein ästhetisches Thema. Diese Bekleidung kann auch für die betreffenden Frauen nicht bequem sein. Aber von diesem Ganzkörperkondom werde sie sich selbst befreien müssen. Uns hat keiner...

Ich finde Burkas ganz grässlich. Und das ist mir nicht nur ein ästhetisches Thema. Diese Bekleidung kann auch für die betreffenden Frauen nicht bequem sein. Aber von diesem Ganzkörperkondom werde sie sich selbst befreien müssen. Uns hat keiner zum Klamotten-Richter bestellt!

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Jenny Birkenbusch
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Auch wenn es vermintes Gebiet ist - ich bin absolut für ein Burka-Verbot. Wohlgemerkt, Burka - nicht Kopftuch. Wenn Menschen hierher kommen, sollen sie auch in diesem Land, in dieser Kultur ankommen. Und zu der gehört, zumindest physisch, Gesicht...

Auch wenn es vermintes Gebiet ist - ich bin absolut für ein Burka-Verbot. Wohlgemerkt, Burka - nicht Kopftuch. Wenn Menschen hierher kommen, sollen sie auch in diesem Land, in dieser Kultur ankommen. Und zu der gehört, zumindest physisch, Gesicht zeigen.

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Ira Kormannshaus
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Sie laufen zu Höchstform auf, Herr Gellermann. Großartige Lektüre.

Nur: selbstverständlich ist ein Burka-Verbot wichtig. Ich habe das so verstanden: die blickdichte Hecke der Millionärsvilla wird abgeschafft und durch Leitkultur-Liguster, maximal...

Sie laufen zu Höchstform auf, Herr Gellermann. Großartige Lektüre.

Nur: selbstverständlich ist ein Burka-Verbot wichtig. Ich habe das so verstanden: die blickdichte Hecke der Millionärsvilla wird abgeschafft und durch Leitkultur-Liguster, maximal 1,5 m hoch ersetzt. Der Sehschlitz, also die Überwachungskamera: illegal. Was unter der Burka ist, also sowohl der vermutlich immer dort angebrachte Sprengstoffgürtel, als auch, in der verhüllten Villa, der Schrank mit den Jagdwaffen: weg damit! Die Steuererklärung und das Einkommen aller muss ans Licht, die finanziellen und persönlichen Beziehungen der Lakaien in den Redaktionsstuben, alle Vermögen und ihre Herkunft, Steuerbilanz, Ausbildung, bisherige und aktuelle Arbeitsverhältnisse, Jahreseinkommen, Fahrzeug, politische Gesinnung, Einkaufsverhalten, aktuelle Position auf 1,5m genau (Siehe Höhe Hecke), Bewegungsprofil, persönliches Netzwerk, oder bei Armen das Adressbuch: alles wird ab sofort offen getragen. (denken Sie sich an dieser Stelle eine lange, auf den ersten Blick etwas wirre Aufzählung). Ach die Unterschicht hat das schon alles geliefert? Bis auf das Recht, eine Burka zu tragen? Hm.

Egal und auf! Die Kanzlerin arbeitet daran, dass hier in Deutschland nichts mehr verschleiert wird. Das ist doch mal ein richtig fettes Programm, oder? Gleiches Recht für alle! Danke, Frau Merkel! Sollte das BurkVerbGes Ausnahmen zulassen, besorge ich mir eine und gehe damit zusammen mit Gleichgesinnten im Villenviertel spazieren.

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Andreas Schell
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Das Jahr neigt sich dem Ende, und die politischen Zeiten in unserem Land und der Welt verlangen nicht nur unsere, Aufmerksamkeit, sondern unseren Mut und die Bereitschaft, wach zu bleiben und dem Streben nach einer besseren, einer gerechteren...

Das Jahr neigt sich dem Ende, und die politischen Zeiten in unserem Land und der Welt verlangen nicht nur unsere, Aufmerksamkeit, sondern unseren Mut und die Bereitschaft, wach zu bleiben und dem Streben nach einer besseren, einer gerechteren Welt niemals zu aufzugeben.
Der Verfasser, Autor, politischer Journalist dieses Blogs, steht genau dafür mit Leib und Seele ein.
Natürlich konzentriert auf das politische Tagesgeschehen in unserem Land, mit den unfähigsten, und hochbezahlten Politikern aller Zeiten, doch nie aus dem Auge verlierend, die politischen Verhältnisse in der Welt, und die Namen derer immer wieder zu benennen, die an Völkermord, an Kriegen, an Unterdrückung, an Not und Elend sich schuldig gemacht haben; auf immer.
Der ungetrübte Blick auf die Politik des Landes, macht diese Seite so unendlich wertvoll, weil wir seit dem Faschismus nicht mit solch einer geballten Propaganda, in eben genau dieser Art zum "Umdenken" gezwungen werden sollen, und der Rest von Demokratie und Menschenrechten in den Herzen und Köpfen vernichtet werden soll.
Es gibt noch vieles mehr zu sagen, doch will ich es dabei belassen, und Uli, und seinen nicht müde werdenden Mitstreitern, bereits an anderer Stelle genannt, und sehr gerne wiederholend, namentlich die Herren Klinkhammer, und Bräutigam ganz herzlich danken, und natürlich Lutz Jahoda, der seinen festen Platz in der Galerie hat.
Bestens informiert über das ganze Jahr, und diese charakterstarken Männer, die immer weiter machen, weil es um unendlich viel mehr geht, als um den eigenen Tellerrand, die warme Stube, und genug zum Essen zu haben, gilt mein tief empfundener Dank.
Viele Menschen, auch in unserem Land haben nicht mal mehr dieses. Sie kämpfen mit zwei,drei Jobs und mehr ums Überleben, sind ihrer Würde beraubt, und werden "vergessen."
Im anderen Menschen, den Menschen erkennen, und dafür einzustehen; genau das macht Uli, in seiner unverkennbaren Art und Weise, die einen zum Lachen und Weinen bringt, vor allem aber zum Nachdenken, zum Hinterfragen, zum Selbständigen Denken anregt, Das nenne ich Qualitätsjournalismus auf hohem Niveau; ein Stern am Medienhimmel, der hoffentlich noch lange leuchtet
Danke, lieber Uli, und den Mitschreibern und Lesern wünsche ich in turbulenten, politischen Zeiten ein Stück Ruhe und Erholung, um weiter machen zu können.
Nie wieder Faschismus und Nie wieder Krieg.
"Frieden auf Erden."

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Ulrike Spurgat
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Ich finde, man sollte die Burka auch für hässliche fette Politiker einführen. Das würde das würde die TV-Nachrichten erträglicher machen.

Armin Gröpler
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Was ist eine Burka gegen einen Niedriglohn!
Was ist eine Kulturexpansion gegen eine Niedriglohnexpansion.

Ich hab's: Eine Kultur definiert die Existenzform der Klassenkämpfe, ein Lohnsektor spiegelt das Kräfteverhältnis der Klassen. Dieses...

Was ist eine Burka gegen einen Niedriglohn!
Was ist eine Kulturexpansion gegen eine Niedriglohnexpansion.

Ich hab's: Eine Kultur definiert die Existenzform der Klassenkämpfe, ein Lohnsektor spiegelt das Kräfteverhältnis der Klassen. Dieses Kräfteverhältnis aber rational messen zu können, hängt vom formalen Freiheitsgrad der Kultur ab.

Nun denn:

Noch ein Versuch, meine eigenen Leute davon abzubringen, eine assassine Kultur zu bewinseln, nur weil sie deren Underdogs sonst beleidigt wähnt:

Karl Marx war hinsichtlich der Moslems ein Todfeind jeder Willkommenskultur. Den millionenfachen islamischen »Mob«, der in seiner eingebildeten religiösen Überlegenheit gewohnheitsmäßig unzählige Verbrechen an den ungläubigen Gewerbetreibenden verübe, von denen er aber lebe, nannte Marx einen Pöbel, »mit dem verglichen der Mob des römischen Kaiserreichs eine Versammlung von Weisen und Helden war«.

Nicht rein, sondern raus mit ihnen aus Europa war Marxens ausdrückliche Aufforderung zur Gewalt.
(MEW Band 9, Seite 9)

Das macht: Marx wußte um den religiösen Obskurantismus als der allerschwärzesten Reaktion, der gegenüber jede Toleranz selbstmörderisch und selber reaktionär ist.

Es gibt eben etwas, was wir mit der Bourgeoisie gemeinsam haben: Die Aufklärung. Und deren Sonne war bewaffnet, und sie war blutrot.

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Hans Tigertaler
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Da ist es ja wieder, ihr Lieblingsthema: Der Islam. - Karl Marx ist, schon mit seiner Aufforderung „alle Verhältnisse umzuwerfen“, als Gewalt-Täter bekannt. Aber die von Ihnen zitierte Stelle aus den MEW meint den „Mob von Konstantinopel“. Mein...

Da ist es ja wieder, ihr Lieblingsthema: Der Islam. - Karl Marx ist, schon mit seiner Aufforderung „alle Verhältnisse umzuwerfen“, als Gewalt-Täter bekannt. Aber die von Ihnen zitierte Stelle aus den MEW meint den „Mob von Konstantinopel“. Mein Artikel aber meint jenen CDU- und AfD-Mob, dem die Burka nichts anderes ist als ein schöner Grund zu allerlei Fremdenhass. Dass es sich um den Hass auf den Islam handelt ist eher zufällig. Wenn möglich, kann es auch wieder der Jude sein. Geübt wird zur Zeit an den Russen. Marx hat mit alldem nichts zu tun.

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Uli Gellermann
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Ja ist denn schon wieder Weihnachten? Der Galerist gönnt uns ein frühes Geschenk. Das wird zwar meist zu anderen seiner Traktate auch behauptet, von den üblichen Verdächtigen. Nicht, dass sie jemals unrecht gehabt hätten, für mich allerdings ist...

Ja ist denn schon wieder Weihnachten? Der Galerist gönnt uns ein frühes Geschenk. Das wird zwar meist zu anderen seiner Traktate auch behauptet, von den üblichen Verdächtigen. Nicht, dass sie jemals unrecht gehabt hätten, für mich allerdings ist es heuer jedoch besonders berechtigt. Gäbe es sowas wie einen Oscar dafür, einen goldenen Kurt und/oder Carl, dann wäre er wohl fällig.

Jetzt mal ehrlich! Der Burka-Bann ist doch nur eines: konsequent. Auch und gerade wegen der aktuellen wertegemeinschaftlichen Sicherheitshysterie. Wo allein schon menschliche Spucke als Applikation auf Plexiglashauben in der Kriminalstatistik geführt wird, einfach mal den Herrn Wendt fragen. Nein, die gemeine Burka ist nicht nur Schrecken aller Kaufhausdetektive. Allein die Vorstellung, igitt. Jetzt, wo bald zu erwarten sein dürfte, dass eine Nutzanwendung von Fassbomben in Syrien nicht mehr ansteht, könnte doch das Konzept in miniaturisierter Form durch zugereiste Nichtmoderate einer Wiederverwendung zugeführt werden. Befürchtet das doch bestimmt der ein oder andere in den Innenministerien des Landes und des Bundes. Besonders einer, ausgerechnet der Schwiegersohn von der schwarzen Null, weiß natürlich genau, dass der Begegnung dieser Gefahr keinesfalls mit Nacktscannern unter den Linden, auf der Kö oder gar flächendeckend beizukommen sein wird. Da bedarf es einer kostengünstigeren Variante. Dabei ist diese ja längst eingeführt, oder gibt es das Vermummungsverbot nicht mehr?

Womit wir doch tatsächlich beim eigentlichen Thema angelangt wären. Wahrscheinlich ist es mal wieder keinem aufgefallen, was da gerade mal wieder so abging. So weit ist ja Essen von Bremen nicht entfernt, da liegen manche Parallelitäten offen zutage. Bezüglich Zustand der Partei im Allgemeinen und Besonderen, im Innen- und auch im Außenverhältnis, mit der Hoffnung und den Gefahren, Endzeit eben. Und wie der sich damals noch nicht als Einheitskanzler wähnende auf dem Parteitag in Bremen vor 27 Jahren sich zu wehren verstand, dessen dürfte sich die heutige Kanzlerin zwar nicht erinnern können, sie wird sich aber wohl schlau gemacht haben, evtl. sogar hier:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496328.html.

Die Obristen dieses Mal in ähnlicher Lage, nun, sie waren also vorgewarnt. Hasenherzig schreckten sie deswegen auch vor einem offenen Putsch zurück. Und wählten gezielt ihren Hannemann (geh du voran) für den Parteitag. Genau, den Strobl, Innenminister von Baden-Württemberg und gerade durch einen stillen Putsch durch die Hintertür auch zum de facto Landesvater aufgestiegen. Der einstige grüne Wahlsieger genügt sich in seiner Rolle als Koalititonsschmied im Bund vollauf. Der Strobl, Thomas dürfte auch seinen Schwiegerpapa befragt haben, der saß doch damals bestimmt mit auf der Bühne in Bremen und durfte mitbekommen haben, wie dem Heinerle das Rückkrat und dem Cleverle jeglicher Mut abhanden gekommen war. Übrigens: Ähnliches was dem tapferen Gesellen W. neun Jahre später widerfuhr. Déja vue?

Dieses Mal war alles irgendwie anders. Die gar nicht moderaten Rebellen saßen jedenfalls nicht mehr auf der Bühne sondern im Saal. Als Bodyguard der Kanzlerin gerierte sich ohne Unterlass der eben genannte Thomas, wuselte um sie herum als ob der Gottseibeiuns in der Nähe sei. Aber aufgepasst: wer hatte den Leitantrag umgeschrieben? Genau! Wer hatte sonstige Infiltrate - fein getunt - gut platziert? s´Thomässle! Mit dem Burka-Verbot zu Beginn glaubte die ewige Parteivorsitzende sich die miese Stimmung weitestgehend vom Halse geflötet zu haben. Warum nur dachte dennoch jeder im Saale erheitert „Mit mir wird es eine Burka nicht geben!" gehört zu haben?

Alles war bei dieser Veranstaltung gut geplant, organisiert, die Strippen richtig gezogen. Auf den Strobl kann man sich verlassen, außerdem hat man ja auch Etliches bei Wolfgang gut zu machen. Wann, wenn nicht jetzt? Wollte nicht wissen, wie oft der Eidam Blickkontakt gesucht, ein Kopfnicken erhofft hat. Schlußendlich ist doch alles prima gelaufen. Keinesfalls über neunzig hatte es wohl geheißen, daraus wurde die Ziellandung 89,5. Der Schlußapplaus, der kostet ja nichts und bringt Dauererwähnung in den wohlgeneigten Medien: 11 Minuten, Donnerwetter!

Und dann, als die Herrscherin aller Werte schon glaubte, alles hinter sich zu haben, da setzte es ihn noch, jenen Hieb. Nackenschläge sind nieder gut gemeint. Entgegen ihrem ausdrücklichen Wunsch, ihrer laut von sich gegebenen Maxime, votierte das Fussvolk für die Abschaffung des Doppelpasses. Nicht im Fussball, für vornehmlich in Großdeutschland geborene Türkenkinder. Ein Blattschuss! Konnte doch damit ein klares, ein offensives Zeichen gesetzt werden. Gegen eine Weiterführung einer Koalition mit den schwindsüchtigen Sozen, mit denen war das vor zwei Jahren als ein erster Koalitionserfolg gefeiert worden. Genauso wichtig: ein einziges Veto gegen eine schwarz-grüne Koalition, falls Opa Winfried seine Schäfchen nicht genauso an die Kandare zu nehmen versteht, wie jetzt im Ländle. Und ein schöner Gruß an die Rest-Wähler. Wäre ja auch die letzte Alternative für eine Koalition.

Kein Ton zu den aktuellen Themen der Zeit, schon gar kein Rückzug von bellizistischen Positionen. eine Ordnungsrufe für die Kriegsministerin, die derzeit pausenlos in zukünftigen oder (hoffentlich) vermeintlichen Aufmarschgebieten herum tobt. Kein einziges Ohrenziehen für Provokateure à la Röttgen. Nichts, was auch nur ansatzweise mit den Anliegen von einem Großteil der Deutschen irgendwie zu tun hätte. Stattdessen: klammheimliche, bedrückende Angst vor dem Abstieg. Einspruch! Es ist eher eine Angst vor dem, was so ab Ende Januar anstehen könnte. Da könnte so manches von Trumpschen Winden verweht werden. Hätte ja auch was für sich: Berlin wäre dann für einige Zeit die letzte Wagenburg der Wertegemeinschaft. Fraukes Fähnlein im Boot spielte da keine Rolle mehr. So dachte auch mal ein Erbsälzer Franz.

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Michael Kohle
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MIT DER BURKA
KOMMEN KÜCHENLIEDER
WIEDER IN MODE

Auch die Nilpferdledergerte
stand einst schon für deutsche Werte.
Passt nur schlecht zum Weihnachtsessen,
also lasst uns schnell vergessen
all das böse Negative
alter Reichslegislative,
obgleich dies...

MIT DER BURKA
KOMMEN KÜCHENLIEDER
WIEDER IN MODE

Auch die Nilpferdledergerte
stand einst schon für deutsche Werte.
Passt nur schlecht zum Weihnachtsessen,
also lasst uns schnell vergessen
all das böse Negative
alter Reichslegislative,
obgleich dies dazugehörte,
weil es den Gewinnkreis störte.
Darum nehmt zur Kenntnis, Leute:
Ordnungsstrenge gilt noch heute!
Dollarschweren Burkabräuten
würden sogar Glocken läuten,
falls sie recht viel bei uns kaufen.
So in Garmisch schon gelaufen,
mit und ohne Staates Segen.
Auch mal wertfrei, desterwegen,
kommt nicht alles ungelegen!

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Lutz Jahoda
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